Schattenblick → INFOPOOL → NATURWISSENSCHAFTEN → KLIMA


MELDUNG/146: Deutscher Wetterdienst beginnt mit neuem Wettervorhersagemodell ICON (DWD)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 06.02.2015

Wettervorhersagen sollen noch detaillierter werden
Deutscher Wetterdienst beginnt mit neuem Wettervorhersagemodell ICON


Offenbach, 6. Februar 2015 - Der Start des neuen globalen Wettervorhersagemodells des Deutschen Wetterdienstes (DWD) liegt erst wenige Tage zurück. Doch schon jetzt wird deutlich, dass sich die jahrelange Entwicklungsarbeit gelohnt hat. Für die Wetter-Experten in Offenbach ist ICON ein großer Schritt nach vorne.

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: "Mit dem neuen Vorhersagesystem besitzt der DWD das derzeit weltweit modernste hochaufgelöste Modell zur Simulation des Wettergeschehens. Die Bundesregierung unterstützt nachdrücklich den Ausbau dieses Systems, das zudem auch von universitären und nichtuniversitären Forschungseinrichtungen für viele Fragestellungen genutzt werden kann."


Vielfältig einsetzbar - Entwicklung begann 2004

Der Deutsche Wetterdienst und das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) begannen bereits 2004 mit der gemeinsamen Entwicklung von ICON, englisch abgekürzt für ICOsahedral Nonhydrostatic, also einem sog. nichthydrostatischen Modell in Ikosaederform. DWD-Präsident Prof. Dr. Gerhard Adrian: "Mit der ICON-Entwicklung bündeln DWD und MPI-M das Expertenwissen in Deutschland zur globalen Modellierung von Wetter und Klima und schaffen ein gemeinsam nutzbares Modellsystem." So wird das Max-Planck-Institut ICON zukünftig für die Berechnung von Klimaprojektionen einsetzen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat darüber hinaus mit der Entwicklung von ICON-ART ("Aerosols and reactive trace gases") ein zusätzliches Modul bereitgestellt, das speziell die Transporte von emittierten Luftbestandteilen wie Vulkanasche, radioaktive Substanzen und Pollen, aber auch Aerosole, Ruß und Wüstensand ermöglicht.


Extrem schnell: Das Wetter an 265 Millionen Gitterpunkten in nur 60 Minuten

Für globale Wettervorhersagen umspannt man die Erde mit einem feinmaschigen Gitternetz und berechnet anschließend für alle Maschen, bzw. Gitterpunkte dieses Netzes am Boden und in der Höhe die jeweiligen Wetterparameter. Durch die zuletzt nochmals gesteigerte Leistungsfähigkeit des DWD-Supercomputers und die optimal angepasste Modellstruktur, konnte die räumliche Auflösung von 20 auf nunmehr 13 Kilometer Maschenweite verbessert und der Modelloberrand von 36 auf 75 km erhöht werden. Globale Wettervorhersagen bis zu sieben Tage im Voraus und an jeweils 265 Millionen Gitterpunkten berechnet der DWD-Supercomputer in nur einer Stunde.

Die Softwarestandards von ICON erlauben darüber hinaus auch lokale Maschenweitenverfeinerung für beliebige Ausschnittsgebiete, sog. Nester. Ab Mitte des Jahres wird der DWD in ICON einen Europa-Ausschnitt mit 6,5 km Maschenweite aktivieren, der das derzeitige operationelle Regionalmodell COSMO-EU ablöst. Nestgebiete für spezielle Nutzer, wie die Bundeswehr oder weltweit arbeitende Hilfsdienste können dann ebenfalls eingerichtet werden.

Darüber hinaus ermöglicht die lokale Maschenweitenverfeinerung die Unterstützung von Forschungsvorhaben, beispielsweise zur Entstehung von Wirbelstürmen. ICON kann künftig auch als Regionalmodell mit sehr hoher räumlicher Auflösung bis herunter zu einer Maschenweite von 100 Metern eingesetzt werden. Damit ermöglicht ICON eine Modellkette, die räumlich vom globalen bis zum lokalen Maßstab und zeitlich von der Kürzestfristvorhersage bis zur Klimaprojektion ("seamless prediction") reicht.


Deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell GME

Die ersten Vergleiche zwischen dem neuen DWD-Vorhersagemodell ICON und seinem Vorgänger GME zeigen deutliche Verbesserungen der Vorhersagequalität, so dass beispielsweise extreme Wettererscheinungen im Schnitt um etwa einen halben Tag früher erkennbar sind. Dieser entscheidende Zeitgewinn wird dem Katastrophenschutz und der Öffentlichkeit helfen, sich künftig noch besser vorzubereiten und Gefahren und Schäden durch solche Extremereignisse weiter zu minimieren.

© DWD 2015

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 06.02.2015
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
Zentrale: Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
Telefon: 049 (0)69 / 80 62 - 0, Fax: 049 (0)69 / 80 62 - 4484
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang