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MELDUNG/168: Winter ohne Schnee - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt analysiert Schneebedeckung (DLR)


Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - 23.02.2016

Winter ohne Schnee - DLR analysiert Schneebedeckung


Der Winter hat Skifahrer und Wintersportorte bislang enttäuscht. Der erste Schnee kam vielerorts erst spät und ein milder Januar ließ die dünne weiße Decke bis in die Höhenlagen schmelzen. Eine Satellitenbildanalyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt das Ausmaß des Schneemangels für ganz Europa. Der europäische Winter 2015/16 war bis Ende Januar in Bezug auf die Schneebedeckungsdauer deutlich schneeärmer als in einer durchschnittlichen Saison. Gerade in großen Teilen der Alpen blieb es über 40 Tage länger schneefrei als im langjährigen Mittel. Mit Hilfe einer Kartierung der statistischen Schneebedeckungsdauer, dem Global SnowPack, können die Wissenschaftler des Earth Observation Center (EOC) des DLR nahezu global bestimmen, ab wann, wie lange und bis wann Schnee gelegen hat. Anhand von Daten aus mehreren Jahren wurden langjährige Mittel berechnet. Diese werden dann mit den Werten eines einzelnen Jahres verglichen.

Mit Hilfe der Analysen des EOC lassen sich Aussagen über eine Veränderung des Schneeaufkommens gewinnen. Die Auswertung von Satellitendaten bis in das Jahr 2000 zeigt, das Oberbayern durchschnittlich an 70 bis 80 Tagen schneebedeckt ist, der erste Schnee im November fällt und die Schneeschmelze im Februar beginnt. Die nun angefertigten Karten Mitteleuropas basieren auf Daten bis Ende Januar. Ein Blick auf die Karte der Saison 15/16 genügt, um zu sehen: In fast ganz Mitteleuropa sah man eher die ersten Frühlingsblumen anstatt eine weiße Pracht.

Doch noch ist die Wintersaison nicht zu Ende. In den letzten Jahren kam der Winter häufig erst im Februar in Schwung und brachte dann große Menge an Schnee. Die Arbeiten der EOC-Wissenschaftler zeigen, ob es sich dabei um kurzfristige Ausreißer oder langfristige Trends handelt. Dr. Andreas Dietz, Mitarbeiter des EOC, hat das Global SnowPack mitentwickelt. In seiner Doktorarbeit konnte er nachweisen, dass sich der Schneezeitraum in Zentralasien in den letzten 30 Jahren um ganze zwei Wochen verschoben hat. Hier beginnen der Schneefall und die Schneeschmelze nun früher. Diese Verschiebung, beziehungsweise die Abnahme der Schneebedeckung lässt eine erste Vermutung für zukünftige Winter zu - und die ist nicht sehr weiß. Ob sich diese Tendenz zu wärmeren Wintern tatsächlich durchsetzt, lässt sich allerdings erst in ein paar Jahren mit Gewissheit sagen.

Eine Veränderung der Witterungsbedingungen ist dabei nicht nur für die Tourismusindustrie von Bedeutung. Die Dauer der Schneebedeckung, sowie Zeitpunkt und Dauer der Schneeschmelze haben Einfluss auf Vegetationsentwicklung, Hochwassergefahr, Wasserversorgung, Energiegewinnung, Landwirtschaft und Nahrungssicherheit und viele weitere Aspekte. Die zuverlässige Kartierung der Schneebedeckung und die Ableitung langjähriger Statistiken und Dynamiken ist ein erster Schritt, um Veränderungen frühzeitig erkennen und darauf reagieren zu können.

Neben der Schneebedeckungsdauer, ist auch die Schneemenge ein wesentlicher Parameter, um genaue Angaben zu möglichen Klimatrends machen zu können. Die für das Global Snow Pack verwendeten optischen Daten lassen jedoch nur die Schneebedeckung erkennen. Daher wird am EOC an Einsatzmöglichkeiten mit weiteren Satelliten geforscht.


Vollständiger Artikel mit Bildern hier:
http://www.dlr.de/dlr/presse/desktopdefault.aspx/tabid-10172/213_read-16822/

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23.02.2016
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Unternehmenskommunikation, Linder Höhe, 51147 Köln
http://www.dlr.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2016

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