Schattenblick → INFOPOOL → NATURWISSENSCHAFTEN → KLIMA


WETTER/218: Agrarwetter im Herbst 2016 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 20.12.2016

Deutscher Wetterdienst zum Agrarwetter im Herbst 2016

Trockener Herbst brachte Zyklus von Winterkulturen und Bäumen durcheinander


Offenbach, 20. Dezember 2016 - Im Herbst 2016 folgte auf einen trockenen und warmen September, der die Winteraussaat behinderte und die Bäume frühzeitig ihre Blätter verlieren ließ, ein kühler Oktober. Dessen Niederschläge füllten die Bodenfeuchtevorräte wieder etwas auf und begünstigten die Entwicklung der Winterkulturen. Verabschiedet wurde die Jahreszeit durch einen facettenreicheren November mit extremen Temperaturgegensätzen, dessen frostiger Ausklang die Pflanzenwelt flächendeckend in die Winterruhe entließ. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Herbst 2016.


Warm-trockener September erschwerte Winteraussaat, Mais vertrocknete oft

Anhaltender Hochdruckeinfluss hielt Tiefdruckgebiete weitgehend von Mitteleuropa fern und sorgte so für einen trockenen, extrem warmen und sehr sonnenscheinreichen September. Nur zur Beginn der 2. Monatshälfte konnte sich in Mittel- und Süddeutschland vorübergehend kühles Wetter mit gebietsweise ergiebigen Niederschlägen durchsetzen. Meist strömte jedoch sehr warme bis heiße Luft ein. Damit erlebten Deutschland einen der wärmsten Septembermonate seit Aufzeichnungsbeginn. Der Winterraps lief in der 1. Monatsdekade verbreitet, aber teils ungleichmäßig auf und auch der Zuflug der Rapserdflöhe begann. Die Kartoffelernte wurde fortgesetzt und zur Monatsmitte begann die Zuckerrübenkampagne, wobei es aufgrund der Trockenheit zu Problemen bei der Rodung der Hackfrüchte kam. Zum Monatsende lagen die Bodenfeuchten in der Schicht bis 60 Zentimeter Tiefe unter Gras bei sandigem Lehmboden verbreitet unter 50 Prozent nutzbarer Feldkapazität, im Oberboden teilweise sogar unter 10 Prozent. Dadurch war die Saatbettbereitung nicht überall problemlos möglich. Die Bestellung von Winterroggen und -gerste startete verbreitet ab der 2. Monatshälfte, von Winterweizen erst zum Monatsende. Allerdings machte sich auch hier die Trockenheit bemerkbar - die Bestände liefen zögernd und ungleichmäßig auf. Dies galt auch für die Zwischenfrüchte. Vielerorts erfolgte nochmals ein Grünlandschnitt, manchmal sogar noch ein Heuschnitt. Aufgrund des hohen Temperaturniveaus und der anhaltenden Trockenheit reiften die Maisbestände ungewöhnlich schnell und uneinheitlich ab, so dass der Silomais - der teilweise schon vertrocknet war - bis zum Monatsende größtenteils abgeerntet wurde. Ebenso von der Trockenheit zeugten die sehr frühen Blattverfärbungen und sogar der Blattfall, vor allem bei Pappeln und Birken. Stieleiche und Rosskastanie läuteten zur Monatsmitte mit ihrer Fruchtreife den phänologischen Vollherbst ein.


Kalt-feuchter Oktober färbt die Blätter, Wintergetreide läuft endlich verbreitet auf

Unterm Strich fiel der Oktober extrem sonnenscheinarm und leicht zu kühl mit meist durchschnittlichen Niederschlagsmengen aus. Er war der erste zu kalte Monat im Jahr 2016. Wichtiger als die Temperaturen waren aber die Niederschläge, die endlich wieder flächendeckend fielen. Wenn auch nicht überall das Niederschlagssoll erreicht wurde, gab es doch eine Entspannung der Bodenfeuchtesituation. Die Befahrbarkeit der Felder blieb aber vielfach erhalten. Die Feuchtigkeit im Boden verbesserte die Keim- und Auflaufbedingungen der Winterkulturen und auch Bodenherbizide konnten endlich wirksam eingesetzt werden. Andere Herbstarbeiten wie der Einsatz von Wachstumsreglern oder die noch ausstehende Winterweizenaussaat konnte in Ruhe geschehen. Auch die Ernte von Zuckerrüben, späten Kartoffeln und Silomais wurde zügig fortgesetzt. Aufgrund der trockenen Vormonate August und September wurde in vielen Regionen ein erhöhtes Blattlausaufkommen beobachtet. Durch die insgesamt kühlen Witterungsverhältnisse und die abnehmende Tageslänge setzte zur Monatsmitte verstärkt die herbstliche Blattverfärbung und somit der phänologische Spätherbst ein. Gegen Ende Oktober startete schließlich ganz vereinzelt der Blattfall der Stieleiche, der den phänologischen Winter markiert - allerdings deutlich später als in den vergangenen fünf Jahren.


Extreme Temperaturgegensätze im November: Vegetationsruhe zum Monatsende

Der November brachte äußerst wechselhaftes Wetter. Insgesamt war der Monat etwas zu trocken, aber sonnenscheinreich. Die Temperaturbilanz fiel häufig negativ aus - vor allem durch die zu kalte erste Monatshälfte und das frostige Monatsende. Mit einer monatlichen Mitteltemperatur von weniger als 5 °C kehrte im November deutschlandweit die Vegetationsruhe ein. Während der ersten richtigen Kältewelle vom 12. bis 15. trat in den Nächten verbreitet leichter bis teils mäßiger Frost, im Bergland auch Dauerfrost auf. Dort fielen sogar die ersten Schneeflocken. Die Zwischenfrüchte froren vielfach ab und die Bäume verloren vermehrt ihre Blätter. Erst das trockene und lange Zeit milde Herbstwetter in der zweiten Monatshälfte erlaubte die Wiederaufnahme der Außenarbeiten wie das Roden der noch verbliebenen Zuckerrübenbestände, die letzten Bestellungen von Winterweizen, das Einkürzen der Wintergetreidebestände und das Ziehen der Winterfurche. Die in den ersten beiden Dekaden gefallenen Niederschläge führten vielfach zur Sättigung oder Übersättigung schwerer und mittelschwerer Böden, so dass die Befahrbarkeit der Felder zunehmend eingeschränkt und mancherorts vorübergehend nicht mehr möglich war. Ab dem 1. Adventswochenende setzte eine zweite und deutlich stärker ausgeprägte Kältewelle ein - in den Weinbaugebieten in West- und Süddeutschland nutzten einige Winzer die Chance für eine frühe Eisweinlese. Aus phänologischer Sicht ist mit dem Blattfall der Stieleiche, welcher bis zur Monatsmitte in den meisten Regionen gemeldet war, endgültig der Winter eingekehrt.

Abbildung 1

Niedrige und hohe Bodenfeuchte am 15. September und am 25. Oktober 2016

Abbildung 1a: Niedrige Bodenfeuchte 15.09.2016


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 1a: Niedrige Bodenfeuchte 15.09.2016
Quelle: © Deutscher Wetterdienst


Abbildung 1b: Hohe Bodenfeuchte 25.10.2016


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 1b: Hohe Bodenfeuchte 25.10.2016
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

In Abb. 1 ist die Bodenfeuchte in 0 - 60 cm unter Gras für einen sandigen Lehmboden in Prozent nutzbarer Feldkapazität (nFK) dargestellt. Die Grafik vom 15. September zeigt, dass es zu Beginn des Herbstes zu trocken war - die Bodenfeuchten lagen verbreitet bei unter 50 Prozent nFK. Erst Ende Oktober (25. Oktober 2016) entspannte sich die Situation allmählich und die Bodenfeuchten stiegen flächendeckend auf 50 bis 80 Prozent nFK oder mehr. Regional - wie beispielsweise im Süden Bayerns - wurden am 25. Oktober sogar die 100 Prozent nFK überschritten.


Abbildung 2

Frostige Tiefsttemperatur am Erdboden in der Nacht auf den 29. November 2016


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 2: Frostige Tiefsttemperatur am Erdboden in der Nacht auf den 29.11.2016
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abb. 2 zeigt anhand der Tiefstwerte der Lufttemperaturen in Erdbodennähe (in °C), dass es in der Nacht auf den 29.11.2016 bereits sehr winterlich war. Die Werte in Erdbodennähe sanken nahezu flächendeckend in den Frostbereich. In den meisten Regionen Deutschlands lagen sie bei rund -10 °C.


Abbildung 3

Herbstlicher Blattfall der Stieleiche


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 3: Herbstlicher Blattfall der Stieleiche
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abb. 3 zeigt die Meldungen des Blattfalls der Stieleiche, der für den phänologischen Winterbeginn steht. Im Gegensatz zum Mittel der vergangenen 5 Jahre fand dieser, bei einem Meldeaufkommen von 73 Prozent, gut 10 Tage später statt.

© DWD 2016

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 20.12.2016
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
Zentrale: Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
Telefon: 049 (0)69 / 80 62 - 0, Fax: 049 (0)69 / 80 62 - 4484
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang