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WETTER/225: Deutschlandwetter im Frühling 2017 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 30.05.2017

Deutschlandwetter im Frühling 2017
Deutlich zu warm, gebietsweise äußerst trocken und viel Sonnenschein


Offenbach, 30. Mai 2017 - Im Gegensatz zum Vorjahr, das sich im Frühjahr mit ausgeglichenen Temperaturen präsentierte, war der Frühling 2017 erheblich zu warm. Während die Niederschlagsmenge deutlich unter dem vieljährigen Mittel blieb, lag die Sonnenscheindauer geringfügig über dem Soll. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Extrem warmer März, Kälterückfall im April, Mai zuletzt hochsommerlich Die Mitteltemperatur des meteorologischen Frühlings lag mit 9,6 Grad Celsius (°C) um 2,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung plus 1,1 Grad. Ausschlaggebend für die deutlich positive Abweichung war der März 2017, der wärmste März seit Beginn flächendeckender Wetteraufzeichnung im Jahre 1881. Mit einer bemerkenswerten Differenz von 3,7 Grad über der Referenz wurden die Weichen für einen insgesamt zu warmen Frühling gestellt. Die Pflanzenwelt reagierte auf das milde Frühjahr mit sehr früher Blüte und Blattentfaltung. Umso verheerender wirkten sich die Kaltlufteinbrüche Mitte April auf die dann schon weit vorangeschrittene Vegetation aus. Besonders die Nacht zum 20. April brachte, außer an den Küsten, überall in Deutschland leichten bis mäßigen Frost. Dabei meldete Oberstdorf mit -10,1 °C die bundesweit tiefste Temperatur des gesamten Frühlings. Vor allem der Mai bereitete dann aber wieder den Weg Richtung Sommer. Eine kurze, markante Hitzewelle zum Ende des Wonnemonats brachte etliche "Heiße Tage", tlw. auch neue Stationsrekorde, bei Tageshöchstwerten von fast 35 °C. Am höchsten stieg das Quecksilber dabei am 29. in Bad-Kreuznach, westlich von Mainz, mit gemessenen 34,6 °C.


Im Südwesten und Osten Deutschlands zu trocken, im Süden niederschlagsreich

Zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren konnte der Frühling sein Niederschlagssoll nicht erreichen. Statt 186 Liter pro Quadratmeter (l/m²) im bundesweiten Mittel, fielen nur etwa 155 l/m² und damit 83 Prozent des vieljährigen Durchschnitts. Unter reichlich Hochdruckeinfluss blieb es im Südwesten und Osten Deutschlands besonders trocken, wobei im östlichen Sachsen-Anhalt sowie im südwestlichen Rheinland-Pfalz örtlich sogar nur 65 l/m² zusammenkamen. Anders im äußersten Süden: Diesen überquerten mehrfach Tiefausläufer und brachten verbreitet hohe Niederschlagsmengen. Schauerartig verstärkter Dauerregen am Alpenrand führte in Ruhpolding-Seehaus am 18. März mit 102,4 l/m² zur bundesweit größten Tagesmenge. Insgesamt fiel im äußersten Süden mit bis zu 670 l/m² der meiste Niederschlag. Zu Ostern, am 16. und 17. April, kam es in der einfließenden Kaltluft tlw. bis ins Flachland zu Schneefällen. Im Mai kam es durch heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel örtlich zu starken Schäden.


Deutlich mehr Sonnenschein als im Durchschnitt

Im Frühling lag die Sonnenscheindauer mit etwa 525 Stunden gut 14 Prozent über ihrem Soll von 459 Stunden. Am längsten zeigte sich die Sonne im südlichen Baden-Württemberg und Saarland mit bis zu 655 Stunden. In Sachsen sowie Thüringen waren es dagegen gebietsweise nur rund 430 Stunden.


Das Wetter in den Bundesländern im Frühling 2017
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Frühling war Schleswig-Holstein mit 8,9 °C (7,1 °C) das kühlste Bundesland. Der DWD errechnete fast 150 l/m² (155 l/m²) und etwa 530 Sonnenstunden (492 Stunden). In Hamburg betrug die Mitteltemperatur 9,7°C (8,0 °C). Mit gut 205 l/m² (163 l/m²) zählte es zu den niederschlagsreichen und mit rund 495 Stunden (470 Stunden) zu den eher sonnenscheinarmen Regionen.

Niedersachsen und Bremen: In Niedersachsen betrug die Durchschnittstemperatur 9,7 °C (7,9 °C), die Niederschlagsmenge rund 140 l/m² (168 l/m²) und die Sonnenscheindauer knapp 500 Stunden (455 Stunden). Bremen erreichte 9,9 °C (8,0 °C), fast 130 l/m² (159 l/m²) und über 505 Stunden (462 Stunden) Sonnenschein.

Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern ordnete sich im Frühling 2017 mit 9,0 °C (7,2 °C) bei den eher kühlen Bundesländern ein. Die Niederschlagsmenge addierte sich auf rund 140 l/m² (134 l/m²) und die Sonne schien annähernd 510 Stunden (516 Stunden).

Brandenburg und Berlin: Die DWD-Experten registrierten für Brandenburg im Mittel 10,0 °C (8,2 °C) und etwa 515 Sonnenstunden (507 Stunden). Mit knapp 110 l/m² (131 l/m²) gehörte es zu den trockenen Regionen Deutschlands. Berlin präsentierte sich im Frühling mit 10,5 °C (8,7 °C) als wärmstes, mit beinahe 100 l/m² (132 l/m²) als das trockenste und mit fast 500 Stunden (507 Stunden) als ein vergleichsweise sonnenscheinarmes Bundesland. Sturmtief "Eckart" fegte am 18. März mit schweren Sturmböen über das Gebiet hinweg, Berlin-Schönefeld meldete dabei eine Windspitze von 102 km/h. Im Sturm kam eine Person ums Leben.

Sachsen-Anhalt: Bei durchschnittlich 10,1 °C (8,1 °C) meldete Sachsen-Anhalt im Frühling 2017 eine Sonnenscheindauer von aufgerundet 520 Stunden (468 Stunden). Mit rund 105 l/m² (135 l/m²) zählte es zu den trockenen Gebieten.

Sachsen: In Sachsen lag die Temperatur im Frühling 2017 bei 9,5 °C (7,6 °C), die Niederschlagsmenge bei abgerundet 130 l/m² (171 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei etwa 505 Stunden (460 Stunden).

Thüringen: Bei durchschnittlich 9,4 °C (7,1 °C) erreichte Thüringen eine Niederschlagsmenge von lediglich etwa 135 l/m² (176 l/m²). Laut DWD-Analysen war das Bundesland mit fast 495 Stunden (448 Stunden) das vergleichsweise sonnenscheinärmste Bundesland. Schwere Gewitter in Mellingen bei Weimar verursachten am 19. März enorme Schäden an der dortigen Infrastruktur. Zudem entgleiste aufgrund eines Unwetters mit nachfolgendem Erdrutsch ein Regionalzug nahe des Bahnhofs Stadtroda bei Jena.

Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen meldete ein Monatsmittel der Lufttemperatur von 10,2 °C (8,3 °C), eine Niederschlagsmenge von rund 135 l/m² (205 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von gut 515 Stunden (441 Stunden). Inmitten der kurzen, aber markanten Hitzewelle Ende Mai registrierte Düsseldorf am 29. des Wonnemonats eine Höchsttemperatur von 33,8 °C. Damit überbot dieser Wert den alten Mairekord vom 12. Mai 1998 mit 31,7°C gleich um 2,1 Grad.

Hessen: In Hessen ermittelten die Wetterexperten des DWD durchschnittlich 9,8 °C (7,8 °C), fast 145 l/m² Niederschlag (191 l/m²) und knapp 525 Sonnenstunden (452 Stunden). In Michelstadt im Odenwald kletterte das Quecksilber am 29. auf 34,3 °C. Es war damit um 0,7 Grad wärmer gegenüber dem alten Mairekord vom 20. Mai 2005.

Rheinland-Pfalz: Im Frühling 2017 war Rheinland-Pfalz mit 10,2 °C (8,1 °C) eine vergleichsweise warme und mit fast 585 Stunden (453 Stunden) eine sonnenreiche Region in Deutschland. Der Niederschlag summierte sich auf knapp 125 l/m² und erreichte somit nur 64 Prozent seines Klimawertes von 191 l/m². Am 29. registrierte Bad-Kreuznach mit 34,6 °C den deutschlandweit höchsten Temperaturwert und überbot damit den bisherigen Mairekord vom 28. Mai 2005 um 0,6 Grad.

Saarland: Im Ländervergleich war das Saarland mit 10,4 °C (8,4 °C) eine warme und mit beinahe 600 Stunden (468 Stunden) die mit Abstand sonnenscheinreichste Region des Bundesgebietes. Der Niederschlag summierte sich auf etwa 145 l/m² und verzeichnete damit nur 65 Prozent seines Solls von 222 l/m².

Baden-Württemberg: Die Klimaexperten des DWD berechneten für Baden-Württemberg eine Mitteltemperatur von 9,6 °C (7,6 °C). Im bundesweiten Vergleich war es mit über 205 l/m² (243 l/m²) das zweitniederschlagsreichste und mit rund 580 Stunden (457 Stunden) ein sehr sonnenscheinreiches Bundesland. Den bundesweit meisten Sonnenschein meldeten Teile Oberschwabens sowie der Schwäbischen Alb mit bis zu 650 Stunden in den Monaten März, April und Mai.

Bayern: Bei 9,2 °C (7,2 °C) war Bayern mit etwa 210 l/m² (223 l/m²) das niederschlagsreichste Bundesland. Die Sonne schien gut 540 Stunden (466 Stunden). Am 9. März entwickelte sich in Kürnach, nordöstlich von Würzburg, aus einer kräftigen Gewitterzelle ein Tornado der Stärke F1 (entspricht 118 - 180 km/h). Dieser verursachte Schäden an mehr als 50 Häusern. Der meiste Niederschlag summierte sich am Alpenrand mit bis zu 670 l/m². Ruhpolding-Seehaus verzeichnete am 18. März die bundesweit größte Tagessumme von 102,4 l/m². Oberstdorf meldete 32 cm Schnee am 19. April. Einen Tag später meldete der Ort in den Allgäuer Alpen eine Tiefsttemperatur von -10,1 °C.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitenwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 2017

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30.05.2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2017

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