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FORSCHUNG/120: Uni Hohenheim - neuer Versuchsstand für Mähdrescher-Reinigungsanlagen (idw)


Universität Hohenheim - 01.07.2010

Für eine signifikante Steigerung der Durchsatzleistung:
Universität Hohenheim nimmt neuen Versuchsstand für Mähdrescher-Reinigungsanlagen in Betrieb

Mehr Erntefläche pro Mähdrescher: mit neuen Reinigungskonzepten wollen Forscher die Leistungsfähigkeit von Mähdreschern deutlich steigern


Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Innenlebens eines Mähdreschers: in der Reinigungsanlage der Erntemaschine wird die Spreu vom Weizen getrennt. Die Durchsatzleistung der Reinigungsanlage muss in gleichem Maß wie die Durchsatzleistung der Dresch- und Trenneinrichtungen wachsen. Mit einer neuen Versuchsanlage wollen die Wissenschaftler um Prof. Dr. Stefan Böttinger vom Fachgebiet Grundlagen der Agrartechnik diesen Bereich optimieren. Entwickelt wurde die Anlage in einem Kooperationsprojekt der Universität Hohenheim mit der Firma Claas, dem Marktführer in Europa für den Bereich Mähdrescher. Das Forschungsprojekt ist für drei Jahre angelegt und umfasst insgesamt 500.000,- €. Die Inbetriebnahme fand im Beisein von Herrn Michael Kohlem, Leiter Forschung und Entwicklung bei Claas in Harsewinkel, statt.

Die Hand des Wissenschaftlers greift in eine Kiste mit einem Gemisch aus Korn und Strohteilen. Ein kurzer Atemstoß und Spreu und Stroh fliegen auf den Boden. Die Körner bleiben auf der Hand zurück.

"So ähnlich geschieht es auch in einem Mähdrescher", erklärt Michael Schwarz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Böttinger. Im Rahmen seiner Doktorarbeit will der Diplom-Ingenieur sich nun drei Jahre lang diesem Arbeitsschritt widmen - mit Hilfe einer blau-grauen Versuchseinrichtung, so groß wie ein Kleintransporter.

"Das hier ist unsere neue Versuchsanlage: innovative Bauteile, besonders hoher Automatisierungsgrad, eine der modernsten Anlagen weltweit", erklärt Schwarz. "Im Grunde besteht jede Reinigungsanlage vor allem jedoch aus einem Gebläse und Sieben", meint der Agrartechniker - und schaltet den Motor der Anlage an.


Mehr Getreide in der gleichen Zeit ernten

In der gleichen Zeit mehr reines Korn vom Acker holen als bisher: Dank des Hohenheimer Reinigungsprüfstandes können künftige Mähdrescher effizienter werden. Denn die Reinigung ist derzeit eine der größten Stellschrauben für die Produktivität der Erntemaschine - "zumindest in Gegenden mit mitteleuropäischem Klima", sagt Schwarz.

Das neue gemeinsame Projekt hat das Ziel, die Leistungsfähigkeit der M ähdrescher-Reinigungsanlage zu erhöhen. Höhere Gutdurchsätze aufgrund von höheren Fahrgeschwindigkeiten, höheren Erträgen, breiteren Schneidwerken bis zu 12 m, machen diese bessere Leistungsfähigkeit notwendig. Zudem stellt der vermehrte Einsatz rotierender Abscheide- und Trennelemente neue Anforderungen an moderne Reinigungsanlagen.

Der Gesamtverlust bilanziert sich normalerweise auf bis zu zwei Prozent - immerhin noch Getreide für ca. 400 Brotlaibe pro Hektar und damit eine nicht zu vernachlässigende Größe. Je nach Einsatzgebiet wird ein großer Teil davon von der Reinigungsanlage verursacht. Mit ihrer Versuchsanlage wollen die Hohenheimer Wissenschaftler durch eine optimierte Reinigung die Verluste reduzieren.


Reines Korn in nur 30 Sekunden

Die Siebe der Versuchs-Reinigungsanlage schwingen, Zylinder und Stellglieder bewegen sich vor und zurück, das Gebläse summt. Im Inneren wird das geerntete und gedroschene Korn-Spreu-Gemisch gesiebt und durchblasen. Darunter fangen zehn Kisten die Körner auf, die durch die Sieböffnungen fallen. Nach dreißig Sekunden ist der ganze Spuk schon vorbei - der Versuch ist erfolgreich beendet.

"Die Anlage arbeitet besonders effizient, wenn sich die meisten Körner schon zu Anfang des Siebes in den vorderen Kisten sammeln und keine Körner aus der Maschine hinaus getragen werden. Das Korn muss aber auch besonders rein sein. Wir versuchen nun, all dies zu optimieren" fasst Prof. Dr. Böttinger zusammen. "Ziel ist, dass möglichst viele Körner in den ersten drei der zehn Kisten aussortiert werden, und dass diese eben möglichst rein sind."

Ein weiteres Ziel der Forschungsarbeiten ist die Verbesserung der Leistungsstabilität. Auch wenn trockeneres oder feuchteres Getreide geerntet wird, ob in der Ebene oder am Hang - der Mähdrescher sollte deswegen nicht langsamer fahren müssen.

Nachdem der Aufbau des Versuchsstandes nun abgeschlossen ist, besuchte zum Startschuss für die anstehenden Versuchsreihen Herr Kohlem, Mitglied der Geschäftsleitung der Claas Selbstfahrenden Erntemaschinen GmbH, Harsewinkel die Uni Hohenheim.

Mit diesem Projekt setzt die Vorentwicklung der Firma Claas und die Universität Hohenheim ihre langjährige Zusammenarbeit fort. Herr Kohlem war von der Teamleistung bei der Entwicklung des Prüfstandes begeistert. Auch von den sonstigen Forschungsarbeiten der Agrartechniker in Hohenheim zeigte er sich sehr beeindruckt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution234


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 01.07.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010