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RAUMFAHRT/801: Auf ihrem letzten Flug bringt die Raumfähre einen Robonauten zur ISS (DLR)


Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - 24.02.2011

Bye, bye Discovery: Auf ihrem letzten Flug bringt die Raumfähre einen Robonauten zur ISS

DLR-Ingenieure haben Einsatz am Columbus-Modul mit vorbereitet


Am 24. Februar 2011 ist um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) die US-amerikanische Raumfähre Discovery zu ihrem letzten Flug, der elftägigen Mission STS-133, vom Kennedy-Space-Center in Cape Canaveral (Florida) zur Internationalen Raumstation (ISS) gestartet. Dies ist der 35. Flug eines Shuttle zur ISS. Auch im Columbus-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen haben sich die Ingenieure auf den letzten Discovery-Einsatz vorbereitet.

So wird unter anderem ein neues Wasserventil zur Raumstation gebracht. Letzteres wird an Bord der ISS dringend benötigt, nachdem eines der Ventile des Kühlkreislaufs Probleme verursachte. Die Ingenieure des Columbus-Kontrollzentrums beim DLR haben die Prozeduren vorbereitet, nach denen die Astronauten den Ventilaustausch vornehmen werden. Nicht nur der eigentliche Aus- und Einbau ist kompliziert. Es müssen auch grundlegende Funktionen des europäischen Forschungsmoduls verändert werden. "So müssen bestimmte Stromverbindungen abgeschaltet werden, um die Crew an Bord nicht zu gefährden und damit die Reparatur des Ventils zu erlauben", erklärt Columbus-Flugdirektor Thomas Uhlig.


Stromleitung beim Außenbordeinsatz spannungsfrei halten

Die Astronauten werden während dieser Shuttle-Mission auch außerhalb der Raumstation am Columbus-Modul Hand anlegen. Während eines Außeneinsatzes soll die Plattform für den so genannten Lightweight-Adapter LWAPA von der externen Experimentplattform entfernt werden. Das LWAPA war seit März 2008 als Plattform für das materialwissenschaftliche Experiment MISSE-6 (Materials on International Space Station Experiment) am Columbus-Modul angebracht. Der Außeneinsatz wird vom NASA-Kontrollzentrum in Houston (Texas) aus geleitet. Das Columbus-Betriebsteam beim DLR ist für die Sicherheit der Astronauten mitverantwortlich. "Wir müssen die korrekte Konfiguration der externen Plattform jederzeit gewährleisten, das heißt im konkreten Fall müssen die Stromleitungen zu LWAPA spannungsfrei geschaltet werden", verdeutlicht Columbus-Ingenieur Uhlig.


Siebtes Crew-Mitglied ist ein dem Menschen ähnlicher Robonaut

Neben sechs Astronauten ist als siebtes Crew-Mitglied der erste dem Menschen ähnliche Roboter, der Robonaut R2, an Bord der Discovery auf dem Weg zur ISS. R2 trat ist im Mehrzweck-Logistik-Modul "Leonardo" (Permanent Multipurpose Module, PMM) verstaut. Das in Italien gebaute PMM ist eine Einrichtung, die als zusätzliche Lagermöglichkeit für die Crew und für Experimente der Flüssigkeitsphysik, Biologie und Biotechnologie dient. Installiert wird "Leonardo" auf der zur Erde gerichteten Seite der ISS am amerikanischen Unity-Modul. Zudem befindet sich in der Ladebucht des Space Shuttle der vierte "Express Logistics Carrier" (ELC4), der als externe Transport- und Trägerplattform für große und schwere Ausrüstung zum Einsatz kommen soll.

Robonaut R2 soll an Bord der Raumstation die Arbeit der Astronauten unterstützen und seine Nützlichkeit beweisen. -Quelle: © DLR/Thilo Kranz/CC-BY-NC-ND

Der Robonaut R2 ist das siebte Crewmitglied an Bord der Raumfähre
Discovery, die am 24. Februar 2011 zur Internationalen Raumstation
aufbrach. R2 wartet seit mehr als vier Monaten geduldig in der
Nutzlastbucht von Discovery auf seinen Start zur ISS. Der von der
amerikanischen Weltraumbehörde NASA und dem US-Autokonzern General
Motors gebaute Robonaut soll an Bord der Raumstation die Arbeit der
Astronauten unterstützen und seine Nützlichkeit beweisen. Sein
Zwillingsbruder (Foto) darf unterdessen an die frische Luft, um seine
Fähigkeiten zu demonstrieren. Immerhin: Mit einem Rückgang der
"Muskelkraft" unter Mikrogravitationsbedingungen ist bei R2 nicht zu
rechnen.
Quelle: © DLR/Thilo Kranz/CC-BY-NC-ND

Während der Mission, die bis zum 7. März 2011 andauert, sind insgesamt zwei Außenbordeinsätze geplant. Dabei führen die Astronauten Wartungsarbeiten durch und montieren neue Komponenten an der ISS. Die Crew steht unter dem Kommando des NASA-Astronauten Steven Lindsey, als Pilot kommt Eric Boe zum Einsatz. Die Missionsspezialisten auf dem letzten Flug der Discovery sind Alvin Drew, Dr. Michael Barratt, Nicole Stott und Steve Bowen. Bowen vertritt Tim Kopra, der sich bei einem Fahrradunfall verletzt hat und deshalb nicht an der Mission teilnehmen kann. Bowen und Drew werden auch die geplanten Außenbordeinsätze am 28. Februar und 2. März 2011 übernehmen.

Die letzte Mission der "Discovery" war ursprünglich für Anfang November 2010 vorgesehen. Doch der Flug musste mehrfach verschoben werden, weil die NASA-Ingenieure immer wieder auf technische Probleme stießen.


Die Discovery war in 26 Jahren 39 Mal im All

Die Discovery ist das am häufigsten geflogene Space Shuttle der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Zum ersten Mal hob die Raumfähre am 30. August 1984 zur Mission STS-41-D ab. Nach den Verlusten der Raumfähren Challenger am 28. Januar 1986 und Columbia am 1. Februar 2003 war es die Discovery, die den Flugbetrieb der Shuttleflotte wieder aufgenommen hat. Weitere Meilensteine ihrer Fluggeschichte waren der Transport des Hubble-Space-Teleskops 1990 in den Erdorbit, die letzte Docking-Mission zwischen Shuttle und der russischen Raumstation Mir im Juni 1998 und die STS-95-Mission mit dem NASA-Astronauten und US-Senator John Glenn im Oktober 1998. Wenn die Discovery nach der Mission STS-133 stillgelegt wird, hat sie in ihrer Geschichte 39 Einsätze absolviert.

Aktuelle Informationen über den Verlauf von STS-133 gibt es auch über Twitter. NASA-Astronautin Nicole Stott twittert über @Astro_Nicole.

Artikel mit Bildern unter:
http://www.dlr.de/DesktopDefault.aspx/tabid-1/9600_read-27568/


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Quelle:
Pressemitteilung vom 24.02.2011
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Unternehmenskommunikation, Linder Höhe, 51147 Köln
http://www.dlr.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2011