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MELDUNG/024: Kritik am Ethikrat (zwischengeschlecht.org)


zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!

Pressemitteilung vom 19. Juli 2011

Deutscher Ethikrat diffamiert "jüdische Wissenschaftler" und zensiert Betroffene von Genitalverstümmelung in Kinderkliniken


Der Deutsche Ethikrat führt aktuell im Auftrag der Bundesregierung ein "mehrstufiges Diskursverfahren" zum Thema "Inters*xualität" durch. Anlass dazu war eine Rüge der UNO im Zusammenhang mit der auch in Deutschland üblichen Praxis medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen. Als dritter und letzter Teil will der Deutsche Ethikrat in einem noch bis Ende Monat laufenden öffentlichen "Online-Diskurs" eine "solide empirische Basis für seine Stellungnahme schaffen".

Dass nun der Ethikrat aus diesem "Diskurs" ausgerechnet die verwundbarste (und größte) Betroffenengruppe willkürlich ausschließt und zensiert, nämlich diejenigen, die bereits als Kleinkinder genitalverstümmelt wurden, und das, obwohl diese Gruppe im ganzen "Diskursverfahren" von Anfang an stark unterrepräsentiert war, wirft grundsätzliche Fragen auf. Umso mehr, da der Ethikrat als Begründung für diese willkürlichen Ausschlüsse tatsachenwidrige Diffamierungen von "jüdischen S*xualwissenschaftlern" ins Feld führt und auf kritische Fragen dazu jegliche Antwort verweigert.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org protestiert gegen dieses unhaltbare Vorgehen und wird künftig in loser Folge Tatsachen dokumentieren, von welchen der Deutsche Ethikrat nicht will, dass sie öffentlich bekannt und diskutiert werden.

Ein Themenkomplex, den der Deutsche Ethikrat mit besonderem Eifer vom Online-"Diskurs" wegzensurierte, sind Belege und Literaturstellen für Zusammenhänge zwischen NS-Medizinverbrechen und den heutigen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken.

Abenteuerliche Begründung für diese Zensur: Schuldig an den heutigen Genitalverstümmelungen an "Inters*xuellen" seien nicht genitalamputierende NS-Mediziner, sondern wenn schon "jüdische S*xualwissenschaftler" aus dem "Institut für S*xualwissenschaft in Berlin", welche 1931 die "erste vollständige Operation dieser Art" durchgeführt hätten.

Obwohl der Ethikrat danach mehrfach auf die Tatsachenwidrigkeit dieser Behauptung hingewiesen wurde, blieb er auf kritische Fragen dazu bisher jegliche Antwort schuldig.

Stattdessen verlegte sich der Deutsche Ethikrat darauf, kritische Fragesteller_innen zu schikanieren und aus dem Online-"Diskurs" herauszudrängen.

Tatsache bleibt: Die zweifelhafte Ehre, als erste eine "vollständige" Genitalverstümmelung an einem "Inters*xuellen" durchgeführt zu haben, steht keinesfalls den vom Ethikrat namentlich erwähnten Medizinern Ludwig Levy-Lenz und Felix Abraham zu. Diese führten nämlich keine uneingewilligten Operationen an "Inters*xuellen" durch, sondern eingewilligte Eingriffe an, wie sie es nannten, "Transvestiten".

Zwar sind S*xologen nicht nur aus dem "Institut für S*xualwissenschaft" an der Entstehung der heutigen Praxis der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken nicht unbeteiligt - und dies notabene unabhängig von religiösen und sonstigen Zugehörigkeiten.

Die "Ehre" der ersten Genitalamputation an einem "Inters*xuellen" steht laut der Dissertation von Dominik Leitsch vielmehr dem deutschen Mediziner und NSDAP-Mitglied Hans Naujoks zu, der diese 1934 als Leiter der Kölner Uni-Frauenklinik durchgeführt habe.

Bezeichnenderweise wurde dieser Literaturhinweis von der Ethikrat-Redaktion mittlerweile aus dem Online-"Diskurs" herauszensuriert ...

Mehr dazu im nächsten Teil.


Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Juli 2011
Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
E-Mail: presse_at_zwischengeschlecht.info
Internet: http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2011