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BILDUNG/247: 30 Jahre Kursprogramm für Menschen mit Behinderung in Bethel (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel - März 2009

Kursprogramm für Menschen mit Behinderung
30 Jahre Erfahrung und Entwicklung in Bethel

Von Silja Harrsen


Anfangs stand die lebenspraktische Bildung im Mittelpunkt: kochen, einkaufen oder mit Geld umgehen. Vor gut 30 Jahren ging in Bethel Deutschlands erste Weiterbildungseinrichtung für behinderte Menschen an den Start. "In den Kursen wurden sie für ein selbstständigeres Leben befähigt", sagt Ulrike Wemhöner, die erste pädagogische Leiterin der "Weiterbildung für Behinderte" in der damaligen Heimvolkshochschule Lindenhof.


Als Ulrike Wemhöner das Angebot erhielt, in Bielefeld-Bethel eine Weiterbildungsinstitution für Menschen mit Behinderung aufzubauen, war der Zuspruch von allen Seiten groß. "Ich hatte es leicht", sagt sie über die Zeit, als sie noch eine Einrichtung nach der anderen "abklapperte", um sich mit den Mitarbeitenden darüber zu beraten, was die Bewohnerinnen und Bewohner in der Heimvolkshochschule lernen sollten.

Weil die personelle Situation in den Betheler Einrichtungen Ende der 1970er-Jahre recht entspannt war, hatten die Mitarbeitenden noch Luft, sich für das neue Angebot zu engagieren. So gaben sie selbst Kurse in der Heimvolkshochschule und sorgten dafür, dass auch schwerer behinderte Bewohnerinnen und Bewohner daran teilnehmen konnten. "Die Mitarbeiterschaft machte mit, obwohl sie dadurch mehr Arbeit bekam. Denn ein Kursteilnehmer, der gelernt hatte, wie man einkauft, wollte das dann auch tun und machte so merklich mehr Arbeit als einer, der nur im Sessel sitzt", betont Ulrike Wemhöner.

Dreißig Jahre später sind Kurse, die die Selbstständigkeit fördern, immer noch ein Renner. "Was gut läuft, setzen wir nicht ab. Darüber hinaus gehen wir mit der Zeit. Die Kurse orientieren sich stark an den aktuellen Themen wie Empowerment, Selbstbestimmung und Teilhabe. Auch Computerkurse werden sehr stark nachgefragt", berichtet Esther Wolf, Fortbildungsdozentin von Bildung & Beratung Bethel. Sie ist seit drei Jahren für das Weiterbildungsprogramm von Menschen mit Behinderung in Bethel zuständig. Alle Kurse entsprechen ausnahmslos den Anforderungen des Weiterbildungsgesetzes des Landes, auch die, die von den Nutzerinnen und Nutzern selbst vorgeschlagen wurden. "Um herauszufinden, was sie wollen, gehe ich beispielsweise in die Konferenzen der Heimbeiräte und frage nach. Darüber hinaus bitten wir in jedem Programmheft um Ideen. Manchmal probieren wir Kurse einfach aus und warten ab, ob sie angenommen werden", erläutert Esther Wolf, wie heute der Bedarf ermittelt wird. Längst reicht es nicht mehr aus, die Angebote nur in den Ortschaften Bethel und Eckardtsheim in Bielefeld zu belassen. Im Rahmen der Ambulantisierung und Regionalisierung wohnen Menschen mit Behinderung in ihrem Stadtteil oder ihrer Region. Bildung & Beratung Bethel geht deshalb mit den Angeboten dorthin, wo die Menschen leben, und bietet beispielsweise Kurse in Hamm und Büren an.

Inklusion sei das Ziel der Weiterbildungsarbeit für Menschen mit Behinderung, sagt Esther Wolf. "Das bedeutet, dass irgendwann mehr Kurse für behinderte Menschen von den Volkshochschulen angeboten werden." Bildung & Beratung Bethel wird dann dafür die Dozentinnen und Dozenten stellen. Das sei eine gute Entwicklung, urteilt Esther Wolf. "Denn Menschen mit Behinderung sollen dort lernen, wo alle anderen auch lernen."


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Quelle:
DER RING, März 2009, S. 11
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2009