Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

BILDUNG/334: proWerk reagiert auf Maßgaben für die berufliche Bildung (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - April 2013

proWerk reagiert auf Maßgaben für die berufliche Bildung
Mehr Trennschärfe durch "Bildungsinseln"

Von Gunnar Kreutner



Im geschäftigen Arbeitsalltag der Werkstätten von proWerk kann es vorkommen, dass unter Produktionsdruck Auszubildende der "Beruflichen Bildung" zeitweise in die Fertigung und Montage eingebunden werden. In solchen Phasen steht ihre Ausbildung an zweiter Stelle. Um das zu vermeiden, soll die berufliche Bildung in Zukunft auf deutlich abgetrennten "Bildungsinseln" geschehen.


Die Agentur für Arbeit als Sozialleistungsträger für die berufliche Bildung hatte bereits im Juni 2010 in einer Geschäftsanweisung (HEGA) die deutliche Trennung von den produzierenden Werkstattbereichen gefordert. Die HEGA ist bundesweit bindend für die Arbeitsagenturen und damit auch für die Werkstatt-Träger als Ausführende.

Mit der Gründung der beiden Bildungszentren "Schopf" in Bielefeld-Sieker und "Julia von Bodelschwingh" in Bielefeld-Bethel hatte proWerk bereits vor der HEGA spezielle Einrichtungen für die berufliche Bildung geschaffen. Allerdings finden längst nicht alle Teilnehmenden Platz in diesen Zentren. Gegenwärtig werden rund 350 Menschen mit Behinderung in der "Beruflichen Bildung" ausgebildet: 140 in den Bildungszentren, 30 an ausgelagerten Arbeitsplätzen und die übrigen an einzelnen Plätzen, die in die Arbeitsbereiche der Werkstätten integriert sind.

Mit der Einrichtung kleinerer Fachabteilungen für die berufliche Bildung innerhalb der Werkstätten wollen die proWerk-Verantwortlichen für klare Strukturen und Abläufe sorgen. Ende Februar hatte Geschäftsführer Raimund Klinkert zwei Vertreterinnen der Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit eingeladen, um das Modell mit den so genannten Bildungsinseln vorzustellen und Lücken in der HEGA bezüglich Menschen mit komplexem Hilfebedarf zu diskutieren.


Klare Rollenverteilung

Die Bildungsinseln entstehen optisch abgetrennt von den anderen Werkstattbereichen. Das kann über Stellwände, Farbgestaltung oder eine andere räumliche Aufteilung geschehen. Bislang wird die berufliche Bildung in 74 der insgesamt rund 100 proWerk-Arbeitsbereiche durchgeführt. Mit der Bündelung der verstreuten Plätze auf den Bildungsinseln reduzieren sich diese Bereiche auf 15 Schwerpunktabteilungen. Auf jeder Insel sollen mindestens zwei verschiedene Berufsfelder angeboten werden. "Auch die Rollenverteilung des Personals muss klar sein", sagt Bereichsleiterin Beate Scharloh. Möglichst zwei Fachkräfte zur beruflichen Bildung sollen ausschließlich für eine Insel zuständig sein. Eine Koordinatorin wird darauf achten, dass die Instrumente zur beruflichen Bildung auf den Inseln umgesetzt werden. Neu ist auch die Funktion der "Bildungsbegleiter", die in der HEGA verlangt wird. Die Sozialdienste übernehmen diese Aufgabe und begleiten die Beschäftigten 27 Monate lang mit dem Beginn des Eingangsverfahrens. "Ihre Rolle ist vergleichbar mit der eines 'Case Managers'", erläutert Raimund Klinkert.


"Absolut sinnvoll"

Grundsätzlich findet Raimund Klinkert die HEGA "absolut sinnvoll". "Es war bislang nicht gewährleistet, dass die Grenzen zwischen Produktion und Förderung immer eingehalten wurden. Durch die neuen Maßnahmen wird die Förderung zielgerechter und individueller", so der Geschäftsführer. Die Umsetzung der Neuerungen solle noch in diesem Jahr beginnen.

Bemängelt haben Raimund Klinkert und Beate Scharloh, dass die HEGA vom Juni 2010 Menschen mit schweren Behinderungen nicht berücksichtigt, die ebenfalls im Rahmen der beruflichen Bildung gefördert werden. Die HEGA verlangt mindestens zwei Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Das könne aber von den Partnerunternehmen nicht geleistet werden, sagt Beate Scharloh. "Es ist zu schwierig und aufwändig, denn diese Auszubildenden müssen intensiv begleitet und betreut werden."

*

Quelle:
DER RING, April 2013, S. 11
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2013