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FRAGEN/151: Das Leben selbst in die Hand nehmen (LHZ)


Lebenshilfe Zeitung, Nr. 4 - Dezember 2008

Das Leben selbst in die Hand nehmen

Drei besondere Produkte im Lebenshilfe-Verlag Marburg


Behinderte Menschen sollen selbstbestimmt leben können. Dabei helfen Arbeitsmaterialien in leichter Sprache mit Büchern, Fragebögen, Antwortkarten, Spielen und DVDs. Die Materialien heißen "Schöner Wohnen"",Gut leben" und "Ideen- und Beschwerdemanagement". Mehr Informationen dazu gibt Ulrich Niehoff im folgenden Interview.


FRAGE: Worum geht es bei "Schöner Wohnen" und "Gut leben"?

ULRICH NIEHOFF: Bei allen drei Arbeits-Materialien, also auch beim "Ideen- und Beschwerdemanagement", steht Kunden- oder Nutzerorientierung im Mittelpunkt. "Schöner Wohnen" ist ein Instrument zur Bewohnerbefragung. Die Einrichtungsleitung kann damit herausfinden, worauf es ihren Bewohnern ankommt. "Westfalenfleiß" in Münster hat damit zum Beispiel die Erkenntnis gewonnen, dass jeder behinderte Mensch seinen eigenen Briefkasten möchte und dass die Tür der Wohnstätte nicht offen stehen soll.

In Gießen war ein Ergebnis, dass der Dienstplan mit Bildern der Betreuer/innen versehen wird.

Bei "Gut leben" geht es um die persönlichen Lebenswünsche. Gefragt. wird, was dem behinderten Menschen wichtig ist und wie er unterstützt werden kann, um diese persönlichen Ziele zu erreichen.

FRAGE: Was versteht man unter "Ideen- und Beschwerdemanagement"?

ULRICH NIEHOFF: Der Ansatz kommt aus der Wirtschaft. Beschwerden von Käufern eines Produkts werden zur Herstellung eines noch besseren Produkts genutzt. Ideen sind gefragt, um neue Produkte zu entwickeln. Das kann man auch auf die Dienstleistungen für behinderte Menschen übertragen. Mit unserem "Ideen- und Beschwerdemanagement" soll erreicht werden, dass die Interessen behinderter Menschen bei Institutionen und in der Behindertenhilfe noch mehr Gehör finden und Einfluss auf die Arbeitsplanung nehmen.

FRAGE: Können behinderte Menschen alleine mit dem Material umgehen?

ULRICH NIEHOFF: Das Material ist in leichter Sprache mit Zeichnungen spielerisch aufbereitet und besteht aus mehreren Teilen. Bei der Befragung "Schöner Wohnen" sind beispielsweise Karten dabei, beim "Ideen- und Beschwerdemanagement" cm Würfelspiel. Es gibt immer Erläuterungen zur Anwendung. Hauptakteur ist der behinderte Mensch. Unterstützung werden die meisten aber bei der Anwendung brauchen, und es geht ja auch darum, dass Unterstützer und Einrichtungen gemeinsam mit dem behinderten Menschen arbeiten. Natürlich wird es Menschen geben, deren Hilfebedarf sehr hoch ist und die keinen Zugang haben. Alle Instrumente bieten aber die Möglichkeit, die Ideen stellvertretend durch gesetzliche Betreuer/innen, Angehörige und so weiter umsetzen.

FRAGE: Warum hält die Bundesvereinigung diese Instrumente für wichtig?

ULRICH NIEHOFF: Die Stichworte sind Empowerment (Stärkung) und Teilhabe. Behinderte Menschen sollen in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Wünsche zu entwickeln und ihr Leben danach zu gestalten. Auf diese Weise wird Teilhabe Wirklichkeit. Bei der Erarbeitung der Materialien stand für uns ein positives Menschenbild im Vordergrund, das von Stärken und Möglichkeiten behinderter Frauen und Männer ausgeht und nicht von ihren Defiziten.

Die Fragen stellte Anja de Bruyn.

Bestellung der Materialien:
Bundesvereinigung Lebenshilfe, Vertrieb
Telefon: 06421/491-116


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Quelle:
Lebenshilfe Zeitung, Nr. 4/2008, 29. Jg., Dezember 2008, S. 12
Herausgeber: Bundesvereinigung Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung
Bundesgeschäftsstelle, Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg
Telefon: 06421/491-0, Fax: 06421/491-167
E-Mail: lhz-redaktion@lebenshilfe.de
Internet: www.lebenshilfe.de

Die Lebenshilfe-Zeitung mit Magazin erscheint
jährlich viermal (März, Juni, September, Dezember).


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2009