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POLITIK/519: Pflegereform - ... der große Wurf blieb aus (Bundesinitiative Daheim statt Heim)


Pressemitteilung: 21.02.2012
Bundesinitiative Daheim statt Heim

Daheim statt Heim begrüßt die Stärkung des ambulanten Sektors, hätte sich aber mehr Mut beim Umsteuern gewünscht. Silvia Schmidt, Vorsitzende der Bundesinitiative: "Wir brauchen einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff, und seine Grundzüge sind längst definiert. Aber statt ihn endlich einzuführen, hat die Bundesregierung lediglich ein neues Gremium berufen. Das ist enttäuschend."


Berlin, Februar 2012. Wichtiges Element der aktuell geplanten Pflegereform ist die Verbesserung der Leistungen für Demenzkranke, die zuhause versorgt werden. Daheim statt Heim berichtete detailliert: http://bit.ly/y8XBQk

Darüber hinaus will die Bundesregierung den Begriff der 'häuslichen Betreuung' einführen. Diese Betreuung umfasst die Unterstützung und Beaufsichtigung im häuslichen Umfeld einschließlich Hilfen zur Orientierung und bei der Alltagsgestaltung. Es soll sich um all jene Verrichtungen handeln, die weder der Grundpflege noch der bereits heute vergütbaren 'hauswirtschaftlichen Versorgung' angehören und die auch nicht von anderen Sozialleistungsträgern als der Pflegeversicherung bezahlt werden.

Zusammen mit der in Zukunft möglichen Zeitvergütung ergeben sich hier einerseits neue Chancen, andererseits dürfte der neue, nicht exakt definierte Begriff die ohnehin schon vorhandene Verwirrung darüber, was genau Betroffenen zusteht, weiter steigern.

Begrüßenswert ist die Einführung von sogenannten Einzelpflegekräften, die maßgeschneiderte Lösungen für die Betroffenen erbringen können. Zwiespältig beurteilt die Bundesinitiative Daheim statt Heim die geplante umfangreiche Förderung sogenannter Pflege-WGs. Zwar ist es einerseits wünschenswert, eine weitere Alternative zur Heimunterbringung zu schaffen, andererseits muss unbedingt vermieden werden, dass hier billige 'Kleinstheime' entstehen, die vor allem dem Gewinnstreben des Betreibers dienen und die nur unzureichend kontrolliert werden. Problematisch ist auch, dass die Heimgesetze in einigen Bundesländern die Errichtung solcher ambulant betreuten Wohngruppen erschweren. Sinn macht eine Förderung dieser Idee deshalb nur dann, wenn die Gesetzeslage parallel bundesweit harmonisiert wird. Insgesamt ist zu sagen, dass die Reformansätze wesentlich konsequenter und nachvollziehbarer umsetzbar gewesen wären, wenn die Bundesregierung den Mut gehabt hätte, den Pflegebedürftigkeitsbegriff wie seit Jahren geplant zu reformieren. "Darüber hinaus vermissen wir klare, einklagbare Rechte bezüglich der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf," so Silvia Schmidt, Vorsitzende der Bundesinitiative Daheim statt Heim. "Wie wichtig dieses sozialpolitische Thema in den kommenden Jahren sein wird, hat die Bundesregierung offensichtlich noch nicht begriffen."


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Quelle:
Pressemitteilung: 21.02.2012
Bundesinitiative Daheim statt Heim
Tel. 0151-55506408
E-Mail: presse@bi-daheim.de
Internet: www.bi-daheim.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2012