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PROJEKT/590: Jugendwettbewerb Alzheimer and you - Demenz - nicht nur ein Wort (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 3/2009

ALZHEIMER & YOU - EIN JUGENDWETTBEWERB

Demenz - nicht nur ein Wort


Die Alzheimer-Krankheit wird normalerweise mit dem höheren Lebensalter assoziiert. Aber auch viele junge Menschen werden, z.B. als Enkel, mit dem Thema konfrontiert. Selten sind sie aber die Zielgruppe für Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelte die Deutsche Alzheimer Gesellschaft deshalb die Idee, Jugendlichen das Thema Demenz über & Wettbewerb Nahe zu bringen.


Ziel sollte es sein, die Motivation von jungen Menschen zu stärken, auf Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zuzugehen. Das Verständnis für Demenzkranke sollte gefördert werden und das Thema in Schulen bekannter gemacht werden. Dabei sollte es sich bei dem Wettbewerb nicht um einen Mal- oder Lesewettbewerb handeln, sondern junge Menschen sollten motiviert werden, aktiv mit und für Demenzkranke zu werden. Zielgruppe für den Wettbewerb waren deshalb Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren.

Am Welt-Alzheimertag 2007 wurde unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Ursula von der Leyen zum Wettbewerb aufgerufen. Zeitgleich wurden etwa 12.000 Schulen direkt angeschrieben und der Wettbewerb über Zeitschriften bekannt gemacht. Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten sich dann bis zum 31. Januar 2008 anmelden und erhielten als Dank kleine "Give aways" in Form von Kartenspielen und post-it-Blöcken. Bewerbungsschluss für den Wettbewerb war der 15. Juni 2008.

Für den Wettbewerb wurde eine eigene Internetseite konzipiert, die spezifisch für junge Menschen nicht nur Informationen zum Wettbewerb sondern auch zum Krankheitsbild zur Verfügung stellen sollte.

Über einen E-Mail-Newsletter wurden während der Zeit des Wettbewerbs aktuelle Neuigkeiten, Interviews mit Jurymitgliedern, Buch- und Filmhinweise, Geschichten über Betroffene und Angehörige, Neuigkeiten über den Wettbewerb sowie Information über die Krankheit und Hilfsangebote verschickt.

Eine prominent besetzte Jury aus einerseits Vertretern des Bundesministeriums und der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und andererseits von bei Jugendlichen bekannten Prominenten wie VIVA-Moderatorin Johanna Klum, Schauspielerin Lara-Isabell Rentinck und dem Snowboarder Patrick Bussler bewerteten die Beiträge, die am 10. September 2008 in einem feierlichen Festakt durch den Staatssekretär Dr. Hermann Kues prämiert wurden. Die Organisation des Wettbewerbs erfolgte durch die Agentur neues handeln, der es dank ihrer Kontakte auch gelang, attraktive Preise wie Handys, ein Zelt, Lexika, Zeitschriften-Abos usw. einzuwerben.

Insgesamt nahmen über 600 junge Menschen mit 110 unterschiedlichen Beiträgen mit sehr unterschiedlichen Medien, wie Texten, Filmen, Bildern, Liedern, Gebasteltem, Fotoalben usw. teil. Die Prämierungen erfolgten in den drei Kategorien Einzelarbeiten, Berufsschulen und allgemein bildenden Schulen. Kurzfilme über die drei ersten Preisträger sind auf der Internetseite www.alzheimerandyou.de zu sehen. Da es so viele kreative Ideen gab, wurden außerdem zusätzlich 3 Würdigungen und 2 Sonderpreise verliehen, z.B. für den jüngsten Beitrag oder für eine außerordentlich professionelle Fotoserie. Begegnungen mit Demenzkranken wurden auf kreative Weise dokumentiert, so gab es z.B. Fotos auf einem Schal aus einer Strickgruppe, die von einer Jugendlichen in einem Pflegeheim initiiert worden war. Oder der Austausch einer Schulklasse mit einem Heim wurde auf einer Papierrolle dokumentiert, die um ein Nudelholz gewickelt war. Die Preise wurden in einer Feierstunde am 10. Juni 2008 in Berlin verliehen, die Johanna Klum für uns moderierte. Die Preisträger des ersten Preises für allgemein bildende Schulen trugen unter großem Beifall ihr Lied "Kein Wort" vor, das auch die Inspiration für das Motto des Welt-Alzheimertages 2009 "Demenz - nicht nur ein Wort" war.

Um das Thema "Demenz in Schulen" nachhaltig zu verfolgen, sind weitere Projektschritte geplant, die ebenfalls durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend noch bis 2010 gefördert werden: Im Juni 2008 fand ein Expertenworkshop statt, bei dem die Initiatoren verschiedener Projekte mit Erfahrungen in Schulen oder Projekte mit Kindern und Jugendlichen zu einem Austausch eingeladen wurden. Im Schuljahr 2008/2009 wurde und wird eines dieser Projekte in einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein evaluiert. Dort wurde im Rahmen der Kampagne "Vergißmeinnicht" ein Demenzkoffer entwickelt, der in Projektwochen den Schülern und Schülerinnen das Thema Demenz nahebringen soll.

In weiteren Schritten sollen die Beiträge des Wettbewerbs als Best Practice Beispiele dokumentiert werden. Nach Sichtung von bereits vorhandenen Materialien soll geprüft werden, inwieweit diese in eine Zusammenstellung von geeigneten Materialien übernommen werden, bzw. in welchen Bereichen Unterrichtsmaterialien noch fehlen bzw. neu entwickelt werden müssen.

Im Expertenworkshop wurde außerdem deutlich, dass es im Sinne der Nachhaltigkeit auch darum gehen muss, Konzepte zu entwickeln, wie Schulen zur Aufnahme dieses Themas motiviert werden können. Diese oben erwähnten Bausteine sollen dann zusammengefügt werden, um interessierten Lehrern, Eltern, Alzheimer Gesellschaften, auch Pastoren im Rahmen von Konfirmandenunterricht usw. Handwerkszeug in die Hand geben zu können, um das Thema Demenz in unterschiedlichen Zusammenhängen, Fächern, Projektwochen usw. mit kind- und jugendgerechten Materialien zu vermitteln.


Weitere Informationen:
www.alzheimerandyou.de
oder bei der Autorin

Die Autorin
Sabine Jansen
ist Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Friedrichstr 236, 10969 Berlin,
sabinejansen@deutschealzheimer.de


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Quelle:
Selbsthilfe 3/2009, S. 28-29
Zeitschrift der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
Herausgeber: BAG Selbsthilfe
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2009