Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

PROJEKT/646: Coaching für Kümmerer (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 1/2012

Überforderung von Ehrenamtlichen in der Selbsthilfe vermeiden

Coaching für Kümmerer

Von Ulrike Fischer-Schlichting



Die Arbeit der Selbsthilfeorganisationen chronisch kranker und behinderter Menschen in Deutschland basiert im Wesentlichen auf dem persönlichen ehrenamtlichen Engagement Betroffener. Ohne sie lägen wichtige Teile der Gesundheitsselbsthilfe brach und kranken Menschen wäre der Zugang zu Hilfe und Unterstützung verwehrt. Leider geraten ehrenamtlich Tätige in der Selbsthilfe durch die Übernahme vielfältiger Aufgaben häufig in eine Überforderungssituation, die bis zum Burnout führen kann. Sie setzen ihre meist schwache Gesundheit aufs Spiel und laufen so Gefahr "auszubrennen". Um eine weiterhin erfolgreiche und für die ehrenamtlich Tätigen befriedigende Selbsthilfearbeit zu gewährleisten, haben sich die BAG SELBSTHILFE e.V., die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. und die Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V. zu dem Projekt "Coaching für Kümmerer" zusammengeschlossen. Ziel ist es, ein Schulungskonzept zur Überforderungsvermeidung ehrenamtlich Tätiger in der Selbsthilfe zu erarbeiten, durchzuführen und zu evaluieren. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom BKK Bundesverband.


Ehrenamt ist Arbeit

Der wachsende Bekanntheitsgrad und die Übernahme von partiellen Aufgaben der Gesundheitsversorgung stellen die Selbsthilfe häufig vor Herausforderungen, die leicht zur Überforderung einzelner, besonders engagierter Mitglieder führen können. Als Beispiel sei der Selbsthilfegruppenleiter genannt, der ursprünglich einen kleinen Gesprächskreis zum Austausch von Informationen ins Leben rief, zwischenzeitlich aber weitere Aufgaben übernommen hat. Diese können von Organisation von Veranstaltungen bis hin zur Einrichtung einer Telefon-Hotline, einer Website oder die Erstellung/den Versand diverser Informationsmaterialien reichen. Die Einwerbung von Geldern zur Realisierung der diversen Projekte gewinnt an Bedeutung. Mit wachsendem Haushaltsvolumen und Zunehmen der Tätigkeitsbereiche wird der ursprüngliche Gesprächskreis sicherlich einen Vorstand wählen und sich eine Satzung und eine Rechtsform (z.B. e.V.) geben.


Überlastungen erkennen und vermeiden

Obwohl die gegenseitige Unterstützung, das gemeinsame Handeln in der Selbsthilfe und das damit verbundene Gefühl, gebraucht zu werden und helfen zu können, vielen ehrenamtlich Aktiven Mut und Lebenskraft spenden, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Verbandstätigkeit Arbeit ist, die auch Kraft kostet. Neue Hierarchien und ungleiche Verteilungen von Verantwortung und Zuständigkeiten entwickeln sich. Die zunehmende Last der Verantwortung, gepaart mit dem häufig drohenden Nachwuchsmangel, drängen ehrenamtlich Tätige in der Selbsthilfe oftmals in Stress- und Überforderungssituationen. Derartige Überlastungen gilt es frühzeitig zu erkennen. Lösungsstrategien müssen entwickelt werden, damit die Selbsthilfe ein weiterhin starker Stützpfeiler des Gesundheitssystems bleibt. Hier setzt das im Projekt Coaching für Kümmerer erarbeitete Schulungskonzept "Grenzen setzen - Strategien gegen Überforderung in der Selbsthilfe" an.


Nachhaltiges Schulungskonzept für ehrenamtlich Tätige in der Selbsthilfe

Die Schulung richtet sich an ehrenamtlich Tätige in der Selbsthilfe in der Rolle als (Nachwuchs-)GruppenleiterInnen und Verantwortungsträger in der Verbandsarbeit. Sie ist dabei nicht spezialisiert auf ein bestimmtes Krankheitsbild, sondern ist indikationsunabhängig angelegt.

In dem Seminar sollen Aktive in der Selbsthilfe zunächst lernen, sich eigener Überforderungssituationen bewusst zu werden. Anhand konkreter Beispiele aus dem Selbsthilfe-Alltag werden gemeinsam Strategien entwickelt, die den Umgang mit belastenden Situationen erleichtern sollen. Auch Hintergrundinformationen zu den Themen "Stress" und "Überforderung" sowie die Vorstellung von Entspannungsmethoden, sind fester Bestandteil des Seminars.

Das im letzten Jahr entwickelte Schulungskonzept wird 2012 erstmals durchgeführt und getestet. Außerdem soll ein Methodenkasten zusammengestellt und Marketingstrategien erarbeitet werden, die die Nachhaltigkeit des Projektes gewährleisten sollen.

Das Seminar vom 20.04 bis 22.04. ist für haupt- und ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter weitgehend aus einem Indikationsbereich ausgelegt. Für das zweite Seminar, das vom 14.09. bis 16.09.2012 indikationsübergreifend stattfinden wird, werden derzeit noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.

Nähere Informationen dazu erhalten Sie bei
Ulrike Fischer-Schlichting
BAG SELBSTHILFE e.V.
Tel.: 0211/31006-51
E-Mail: ulrike.fischer@bag-selbsthilfe.de


Für das Projekt "Coaching für Kümmerer"
  • Ulrike Fischer-Schlichting
    BAG SELBSTHILFE e.V.
    Tel.: 0211/310 06-51
    E-Mail: ulrike.fischer@bag-selbsthilfe.de
  • Cornelia Kern
    Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V.
    Tel.: 0228/33 88 92 15
    E-Mail: c.kern@leukaemie-hilfe.de
  • Helga Schneider-Schelte
    Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
    Tel.: 030/259 37 95-15
    E-Mail: helga.schneider-schelte@deutsche-alzheimer.de

*

Quelle:
Selbsthilfe 1/2012, S. 8
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
BAG SELBSTHILFE
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2012