Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

PROJEKT/675: Modellprojekt Inklusive Bildung der Stiftung Drachensee (Stiftung Drachensee)


Pressemitteilung: 14.01.2014

Menschen mit Behinderung lehren an Fach- und Hochschulen

Auftakt des von der Aktion Mensch geförderten Projekts Inklusive Bildung



Kiel. Menschen mit geistigen Behinderungen lehren an Fach- und Hochschulen zum Thema Behinderung und können von ihrer Bildungsarbeit leben. Dieses ehrgeizige Ziel verfolgt das Projekt Inklusive Bildung der Stiftung Drachensee. Eine dreijährige Projektförderung der Aktion Mensch ermöglicht die Qualifizierung. Den Anfang machen sechs Personen, die als Experten in eigener Sache künftigen Fach- und Leitungskräften ihren Alltag und ihre Erfahrungen mit Behinderungen vermitteln werden. Zielgruppe sind sowohl Studenten der Sozialen Arbeit und der Pädagogik bzw. des Lehramts als auch Schüler der Fachschulen für Erziehung und Heilpädagogik. Das Modellprojekt soll bundesweit Schule machen und langfristig zu einem festen Bestandteil der Bildungslandschaft werden.

Hintergrund des Projekts

Viele unterschiedliche Organisationen sind gefordert, Inklusion umzusetzen. Für das Personal stellen sich viele Fragen, wie sich eine inklusive Alltagspraxis entwickeln lässt und wie man sich verhalten kann. Selbst engagierte Fach- und Leitungskräfte fühlen sich oft unsicher, unwissend oder unerfahren. Um in der Praxis nicht überfordert zu sein, muss Inklusion Teil der regulären Aus- und Weiterbildung werden. Einen ganz naheliegenden Beitrag möchte das Projekt Inklusive Bildung bieten: Statt über Menschen mit Behinderungen zu sprechen, vermitteln sie die Expertise in eigener Sache.


Projektziele
1. Ziel: Qualifizierung

Bildungsarbeit muss man können. Damit Menschen mit Behinderungen eine gute Bildungsarbeit leisten können, ist eine zweijährige Vollzeit-Qualifizierung erforderlich. Pro Jahrgang werden sechs Menschen mit Behinderungen qualifiziert. Ziel der Qualifizierung ist es, Menschen mit Behinderungen für die Lehre an Hochschulen und den Unterricht an Fachschulen zu befähigen, damit sie unmittelbar selbst Wissen über ihre Lebenslagen und Lebensweisen vermitteln können. Für die Qualifizierung wurde ein Modulhandbuch mit dazugehörigen Bausteinen, Qualifizierungszielen, Lerninhalten und Prüfungsanforderungen entwickelt, anhand dessen die tägliche Qualifizierung erfolgt. Die Qualifizierungsleiterin hat das Modulhandbuch im Rahmen einer Hochschulkooperation für ihre Masterthesis bei Prof. Dr. Uwe Sielert an der Christian Albrechts Universität zu Kiel entwickelt und setzt die Lehrplanung nun praktisch um.

2. Ziel: Inklusion in der Bildungslandschaft

Das Projekt Inklusive Bildung verfolgt konsequent den Grundsatz: "Nicht über uns ohne uns" und fühlt sich der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verpflichtet. Unter Achtung des Selbstbestimmungsrechtes der Bildungsinstitution (Hochschulautonomie) und der Bildungsplanung betreibt das Projektteam eine gute Zusammenarbeit mit den Fachschulen, Hochschulen und dem Landesministerium für Bildung und Wissenschaft.

3. Ziel: Bildungsaufträge für sichere Beschäftigungsverhältnisse

Die Bildungsarbeit der erfolgreich qualifizierten Menschen mit Behinderungen soll Anerkennung finden. Dazu gehört auch die Frage, wie Lehrleistungen zu vergüten sind. Das Projekt möchte langfristig existenzsichere, unbefristete, allgemein-sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen und muss dafür auch eine Assistenz für die Menschen mit Behinderung sicherstellen. Dabei ist eine Fülle sozialrechtlicher, arbeitsrechtlicher und finanzieller Aspekte zu prüfen. Im Zentrum der Prüfung dieses ambitionierten Zieles müssen die Lebensqualität und eine sichere Perspektive der Menschen mit Behinderungen stehen.

Vernetzungsforum

Die Verwirklichung dieser hochgesteckten Ziele kann nur durch die breite Unterstützung einer Gemeinschaft gelingen. Bereits vor Projektbeginn hat die Stiftung Drachensee ein breites Vernetzungsforum mit zentralen Akteuren im Land gegründet, dem folgende Personen angehören: Rolf Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein, Bärbel Brüning, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein e.V. und des Inklusionsbüros, Gerd Grimm, Teamleiter für den Rehabereich der Agentur für Arbeit, Prof. Dr. Ulrich Hase, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, Prof. Dr. Hildegard Heidtmann, Institut für Sonderpädagogik der Universität Flensburg, Prof. Dr. Uta Klein, Leiterin der Gender Research Group an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Gaby Lenz, Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Kiel, Friedrich Rabe, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte in Schleswig-Holstein, Astrid Witte, Leiterin des Amtes für Familie und Soziales der Landeshauptstadt Kiel. Die Projektleitung hat Dr. Jan Wulf-Schnabel, Mitarbeiter der Stiftung Drachensee.

Weitere Informationen unter www.inklusive-bildung.org
(Der Internetauftritt wird am 15. Januar 2014 freigeschaltet.)

*

Quelle:
Pressemitteilung: 14.01.2014
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bereich Qualität und Kommunikation
Stiftung Drachensee
- Arbeit und Wohnen für Menschen mit Behinderungen -
Hamburger Chaussee 221, 24113 Kiel
Telefon 0431/6484-125, Fax 0431/648471-125
Internet: www.drachensee.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2014