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SPORT/366: Die Schwimm-EM der Behinderten in Berlin war paralympicsreif (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 28 / 12. Juli 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Die Schwimm-EM der Behinderten in Berlin war paralympicsreif

Von Klaus Weise


Sie war das letzten große internationale Kräftemessen im Schwimmsport der Behinderten vor den Paralympics 2012 in London: die IPC Europameisterschaft in Berlin vom 3. bis 10. Juli. Wie bei den nichtbehinderten Athleten ist Schwimmen eine Kernsportart der Spiele, die mit den verschiedenen Stilarten verbundene Vielzahl von Entscheidungen wird bei den Sportlern mit Handicap durch die 14 Startklassen ein weiteres Mal potenziert. Rund 170 Entscheidungen, davon drei im Freiwasser über fünf Kilometer an der Regattastrecke in Berlin-Grünau standen auf dem Programm der acht Wettkampftage. Das Resümee über das sportliche Niveau und die Organisation fiel einhellig aus. "Alle Mitwirkenden, die Organisatoren, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die Athleten selbst sowie ihre Trainer und Betreuer haben eine EM erlebt, an die sie sich noch lange erinnern werden", sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). "Das war paralympicsreif. Und außerdem beispielgebend für die vielen tausend Menschen mit Behinderungen, die sich beim Schwimmen fit halten und wohl fühlen."

Die EM, die mit rund 440 Teilnehmern aus 38 Nationen bislang größte in der Geschichte des Behindertensports, setzte Maßstäbe. Am erfolgreichsten in der Nationenwertung war die Ukraine (41 Gold/37 Silber/27 Bronze) vor Großbritannien (27/26/30) und Spanien (25/13/18). Das deutsche Team wurde mit 9 Gold-, 14 Silber- und 11 Bronzemedaillen Sechster. "An die ersten Fünf der Nationenwertung reichen wir nicht heran. Dort besteht ein ganz anderer Förderstatus für den Behindertensport als bei uns. Wenn man so will, sind wir nach den Profis Erster unter den Amateuren", sagte Matthias Ulm, Trainer des Berliner Paralympischen Sportclubs und Assistent von Bundestrainerin Ute Schinkitz.

Gerhard Böhm, Leiter der Abteilung Sport im Bundesinnenministerium (BMI), sagte: "Der Unterschied zu Großveranstaltungen im Nichtbehindertensport ist nicht mehr sehr groß. Hier hat ausnahmslos alles herausragend geklappt." Auch das Medieninteresse sei mit rund 90 Journalisten so hoch wie nie zuvor gewesen, sagte Turnierdirektor Klaas Brose, Geschäftsführer des Berliner Behindertensportverbandes. Allerdings waren dafür maßgeblich die Berichterstatter aus dem Ausland verantwortlich. Vor allem die Briten machten mit mehreren TV-Teams, Radioreportern und vielen schreibenden Kollegen englisch zur Amtssprache im Pressezentrum. "Es war toll zu sehen, wie sie permanent Interviews mit den Aktiven führten, die auch alle brav durch die Mixed Zone marschierten. Sie wurden eben behandelt wie Stars", sagte Brose.

Dagegen tendierte die Resonanz deutscher Medien bei der Heim-EM mitunter gegen Null. "Sicher ist die Frauen-Fußball-WM ein sehr wichtiges Ereignis, aber hätte man sich bei unserer EM seitens der Medien auch nur einen kleinen Bruchteil der Mühe wie dort gegeben, wäre die öffentliche Aufmerksamkeit eine andere gewesen", sagte Brose. In Deutschland müsse man sich fragen, "ob paralympischer Sport immer noch eine Nischensportart ist".


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 28 / 12. Juli 2011, S. 17
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2011