Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

AGRAR/126: Explodierender Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung ist skandalös


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 11. September 2012

Explodierender Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung ist skandalös



Zu den heute vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichten Daten zu den Antibiotika-Abgabemengen in 2011 erklärt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik:

Im Jahr 2011 wurden in der Tierhaltung mehr als doppelt so viele Antibiotika eingesetzt als von der Regierung angenommen. Ursprünglich wurde von 800 Tonnen ausgegangen, tatsächlich waren es 1734 Tonnen. Außerdem wurden sechsmal mehr Antibiotika bei Tieren als bei Menschen eingesetzt - das ist ein echter Skandal.

Die Brisanz dieser Zahlen steht im umgekehrten Verhältnis zur Bereitschaft der Bundesregierung, endlich Reduktionsmaßnahmen zu ergreifen. Stattdessen legt die Regierung einen Gesetzentwurf vor, der nichts an der Lage verändern wird. Es geht darin weiterhin nur um Dokumentation und Forschung.

Jetzt muss gehandelt werden. Schließlich geht es um die Gesundheit von Menschen; denn der Antibiotika-Mißbrauch in der Tiermast führt zum Behandlungsnotstand in der Humanmedizin. Sensible, für den Menschen wichtige Antibiotika werden durch den massiven Antibiotikaeinsatz wirkungslos. Frau Aigner handelt verantwortungslos, wenn Sie dieser gefährlichen Entwicklung tatenlos hinterherschaut.

Wir brauchen endlich einen radikalen Umbau der Tierhaltungssysteme. Mehr Platz und weniger Tiere in den Beständen- das muss die Zielvorgabe sein. Wir brauchen klare und strenge Regeln für die antibiotische Behandlung kranker Tiere. Wir müssen endlich die Mengenrabattierung von Antibiotika beenden. Es kann nicht sein, dass Großtierarztpraxen durch massenhafte Verschreibung von Medikamenten noch einen Wettbewerbsvorteil haben. Die palettenweise Belieferung ganzer Tierbestände muss sofort aufhören.

Die BVR-Daten zeigen, dass es eigentlich schon fünf nach zwölf ist. Die Bundesregierung muss endlich aufhören zu verschleppen und zu verzögern und entschlossen handeln. Für eine echte Antibiotika-Reduktionsstrategie bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich von den Fesseln der Agrarindustrie zu lösen und einen radikalen Umbau der Tierhaltung einzuleiten.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 11. September 2012, Nr. 0777/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressestelle
Telefon: 030/227-572 12, Fax: 030/227-5 69 62
E-Mail: presse@gruene-bundestag.de
Internet: www.gruene-bundestag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2012