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AGRAR/152: Grüne Woche - Verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft, aber richtig


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 18. Januar 2013

Grüne Woche: Verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft - Aber richtig



Zum Auftakt der Grünen Woche und zum Global Forum for Food and Agriculture erklärt Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung:

Es ist richtig: Um die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern, brauchen wir mehr Investitionen in die Landwirtschaft. Doch bereits der Titel des diesjährigen Global Forum for Food and Agriculture "Verantwortliche Investitionen in Agrar- und Ernährungswirtschaft" zeigt, dass die Bundesregierung nicht verstanden hat, wie diese Investitionen aussehen müssen.

Unter Niebel setzt das Entwicklungsministerium zunehmend auf die Privatwirtschaft als Partner für Armuts- und Hungerbekämpfung. Dabei scheut sie auch nicht den Schulterschluss mit den Großen des Agribusiness wie Bayer CropScience, BASF und Cargill. Doch wer verantwortlich investieren will, der sollte nicht die Agrar- und Ernährungswirtschaft fördern, sondern die Fähigkeit der Kleinbauern in Entwicklungsländern, sich und ihre Bevölkerung zu ernähren.

Aus der Antwort auf unsere Kleine Anfrage (Drs.-Nr. 17/11941) geht hervor, dass bisher keine Evaluierung der Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft im Bereich Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung durchgeführt wurden. Dennoch sieht die Bundesregierung in inklusiven Geschäftsmodellen "einen wertvollen Beitrag". Kleinbauernfamilien könnten sowohl "als Kunden (z.B. für Saatgut und Dünger) als auch als Zulieferer" gewonnen werden. Eine erst gestern erschienene Studie vom Forum Umwelt und Entwicklung und Misereor zeigt eindrücklich die Risiken auf, die sich für Kleinbauern aus solchen Abnahme- oder Vertragsverhältnissen ergeben können. Zudem gewinnen transnationale Konzerne durch diese Partnerschaften starke Einflussmöglichkeiten auf die Politikgestaltung. Dass sie dabei ihre Interessen durchsetzen werden und nicht die der Hungernden, ist offensichtlich.

Die Antwort der Bundesregierung legt die Vermutung nahe, dass sie entweder auf diesem Auge blind ist oder der Agrarlobby den Weg ebnet. Sie geht sogar so weit zu behaupten, dass Entwicklungspartnerschaften "generell nicht das Kerngeschäft der kooperierenden Unternehmen betreffen". Doch worum soll es sonst gehen, wenn die deutsche Entwicklungszusammenarbeit etwa die Nahrungsmittelindustrie dabei unterstützt, Kakao oder Palmöl zertifizieren zu lassen? Denn dadurch verkaufen sich etwa Schokoriegel der Süßwarenindustrie natürlich auch besser.

Um der globalen Ernährungskrise zu begegnen, müssen wir weg von einer industriellen Land- und Ernährungswirtschaft, die von wenigen privaten Playern dominiert wird. Die morgige Demo "Wir haben es satt!" (http://wir-haben-es-satt.de/) wird hierfür ein deutliches Zeichen setzen.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. Januar 2013, Nr. 0041/13
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2013