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AUSSEN/861: Mittelalterlicher Bann gegen Günter Grass ist inakzeptabel


Presseerklärung - die Linke im Bundestag vom 9. April 2012

Mittelalterlicher Bann gegen Günter Grass ist inakzeptabel



"Das Einreiseverbot der israelischen Regierung gegen Günter Grass und die Forderung, ihm den Literaturnobelpreis abzuerkennen, sind völlig überzogen und undemokratisch. Unabhängig davon, ob man seine Meinung teilt oder nicht, hilft es weder Israel noch zur Lösung des Konflikts mit dem Iran, wenn man Günter Grass mit einem mittelalterlichen Bann belegt", kritisiert der außenpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE, Jan van Aken, die aktuellen Reaktionen der israelische Regierung auf das Grass-Gedicht. Van Aken weiter:

"Günter Grass ist zuzustimmen, dass ein Krieg seitens Israels gegen den Iran unbedingt verhindert werden muss. Es gibt kein Recht zu einem Präventivschlag. Und wegen einer nicht einmal von den amerikanischen Geheimdiensten geteilten Vermutung ist es abenteuerlich, einen in seinen Folgen nicht zu kalkulierenden Krieg zu beginnen.

Natürlich hätte Günter Grass die berechtigte Kritik am Iran erwähnen müssen, die zutiefst anti-israelische Propaganda aus Teheran, die mangelnde Kooperation mit den UN-Inspektoren. Und die Behauptung, das Israel das iranische Volk 'auslöschen' wolle, ist schlicht falsch.

Aber es ist nicht legitim und wird weder seinem literarischen Schaffen noch seinem Wirken in der Gesellschaft gerecht, Günter Grass mit dem Einreiseverbot wie einen Altnazi zu behandeln und nun gar noch die Aberkennung des Nobelpreises zu fordern. Die Bundesregierung sollte gegenüber der israelischen Regierung auf die unverzügliche Aufhebung des Einreiseverbotes drängen und zugleich alle diplomatischen Möglichkeiten nutzen, um einen israelischen Angriff auf den Iran zu verhindern, statt sich weiterhin vor allem mit der diplomatischen Kalkulation seiner Folgen zu befassen."

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Quelle:
Presseerklärungen - DIE LINKE. im Bundestag
vom 9. April 2012
Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2012