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BUNDESTAG/3814: Heute im Bundestag Nr. 214 - 18.04.2013


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 214
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Donnerstag, 18. April 2013 Redaktionsschluss: 09:30 Uhr

1. SPD und Grüne kritisieren Schwerpunktsetzung bei Weltsportministerkonferenz 2. Fraktionen einig: Ringen soll vor dem Ausschluss aus dem olympischen Programm bewahrt werden



1. SPD und Grüne kritisieren Schwerpunktsetzung bei Weltsportministerkonferenz

Sportausschuss

Berlin: (hib/HAU) Die Schwerpunktsetzung bei der vom 28. bis 30. Mai in Berlin stattfindenden 5. Unesco-Weltsportministerkonferenz stößt auf Kritik von SPD- und Grünen-Fraktion. Das wurde während einer Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch deutlich. Die von Unesco und Bundesregierung ausgerichtete Konferenz soll sich vorrangig mit den drei Themen Zugang zum Sport für alle, der Nachhaltigkeit von Sportgroßereignissen und der Korruption im Sport beschäftigen. Aus Sicht der beiden Oppositionsfraktionen findet der Anti-Dopingkampf zu wenig Berücksichtigung.

Vom größten sportpolitischen Ereignis im Jahr 2013 sprach Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium (BMI) vor dem Ausschuss. Es sei eine Ehre, diese Konferenz auszurichten, an der ein Großteil der Sportminister aus den 195 Unesco-Mitgliedstaaten teilnehmen wird. Derzeit befinde sich das BMI in der Zielgeraden bei der Vorbereitung. Der Ministeriumsvertreter machte deutlich, dass man in den drei Themenbereichen ein Bewusstsein für die Problematik schaffen wolle. Einige der Mitgliedstaaten hätten beispielsweise zu Beginn der Vorbereitungen das Thema Korruption im Sport für sich als irrelevant erklärt. Inzwischen habe sich da einiges geändert, sagte Böhm und fügte hinzu: "Wir werden aber nicht für alles eine Lösung finden." Ergebnis der Konferenz soll die Berliner Erklärung sein, die schließlich auch von der Unesco-Generalversammlung verabschiedet werden soll.

Martin Gerster (SPD) zeigte sich verwundert, dass die Dopingbekämpfung nicht ein Hauptthema der Konferenz ist. Auch aus Sicht von Viola von Cramon (Bündnis 90/Die Grünen) hätte darauf ein größerer Fokus gelegt werden müssen. BMI-Vertreter Böhm machte deutlich, dass der Anti-Doping-Kampf bei der Konferenz "nicht ausgespart wird". Das Thema stehe auf der Tagesordnung, sei aber kein zentraler Punkt. Böhm verwies darauf, dass die Auswahl der Themen maßgeblich von der Unesco bestimmt wurde. "Wir haben als Ausrichter - mehr als es sonst üblich ist - auf bestimmten Themen bestanden", machte er deutlich. Auf die Frage Gersters, warum man die Chance nicht nutze, um für München als Bewerber für die Winterspiele 2022 zu werben, verwies der Ministeriumsvertreter auf die Autonomie des Sports. Die Bundesregierung könne und werde eine eventuelle Bewerbung unterstützen. Zuallererst müsse aber der organisierte, autonome Sport darüber entscheiden, ob er sich mit München bewirbt.

Kein Verständnis für die Kritik der Opposition zeigte Klaus Riegert (CDU). Es werde einmal mehr das Haar in der Suppe gesucht, sagte er. Seiner Ansicht nach wurden von den Ausrichtern wichtige Themenschwerpunkte gesetzt, die "ausgewogen gewählt wurden".

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2. Fraktionen einig: Ringen soll vor dem Ausschluss aus dem olympischen Programm bewahrt werden

Sportausschuss/Antrag

Berlin: (hib/HAU) In einem gemeinsamen Antrag sprechen sich die Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen (17/13091) für die Beibehaltung der Sportart Ringen im Olympischen Programm aus. Das gleiche Ansinnen verfolgt auch die Linksfraktion, die einen eigenen - wortgleichen - Antrag (17/13092) vorgelegt hat. Beide Initiativen stehen am Donnerstag auf der Tagesordnung des Bundestages.

Die Abgeordneten verweisen in den Vorlagen darauf, dass der traditionellen Sportart Ringen gemäß einer Empfehlung der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ab 2020 der Ausschluss aus dem olympischen Programm droht. Dies habe im Ringersport und darüber hinaus weltweit zu Entrüstung geführt, heißt es weiter. Gründe für die Entscheidung der IOC-Exekutive seien im Einzelnen nicht bekannt geworden. Eine abschließende Entscheidung wolle das IOC im September 2013 während seiner Vollversammlung in Buenos Aires fällen.

Vor diesem Hintergrund fordern die Fraktionen die Bundesregierung auf, unter Beachtung der Autonomie des Sports sowie der legitimen Interessen der mitbewerbenden Sportarten den Deutschen Ringerbund und übergeordnete Dachverbände flankierend bei der Erarbeitung von internationalen Reformvorschlägen und nachhaltigen Lösungsansätzen zum Verbleib des Ringens im olympischen Programm beratend zu unterstützen. Zugleich solle die Regierung am Rande der vom 28. bis 30. Mai in Berlin stattfindenden Weltsportministerkonferenz "mögliche nationale und internationale Konsequenzen problematisieren und Auswege eruieren".

Zur Begründung ihrer Initiativen verweisen die Parlamentarier auf die Historie des Sports. Ringen, so heißt es in den Vorlagen, sei schon bei den Olympischen Spielen der Antike eine zentrale Kerndisziplin gewesen und gehöre zum kulturellen Erbe der Olympischen Spiele der Gegenwart, welches es zu schützen gelte. Die Sportart sei zudem nicht nur aus der Sicht des Spitzensports von großer Bedeutung, schreiben die Fraktionen. Vielmehr nehme das Ringen auch als Breitensport eine wichtige Stellung ein und trage aufgrund seiner Affinität bei verschiedenen Zuwanderungsgruppen maßgeblich zur Integration bei, betonen die Abgeordneten.

Gleichwohl müsse sich das Ringen an heutigen Standards der Sportentwicklung messen lassen. Daher gelte es - wie für andere Sportarten auch - die eigene Position sachlich zu stärken und sich zeitgemäß zu entwickeln, wird in den Anträgen gefordert. Letztlich sei es der autonome Sport als internationale Gemeinschaft, der über die Disziplinen im olympischen Programm entscheidet.

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 214 - 18. April 2013 - 09:30 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2013