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SOZIALES/1316: Kinder und Jugendliche mit Medienkompetenz vor Reality-TV schützen


Presservice der Liberalen / F.D.P. Bundestagsfraktion - 12.09.2012

BERNSCHNEIDER: Kinder und Jugendliche mit Medienkompetenz vor Reality-TV schützen



BERLIN. Vor dem Hintergrund, eine eigenständige Jugendpolitik der christlich-liberalen Koalition zu etablieren, hat die FDP-Bundestagsfraktion gestern einen Fachkongress mit dem Titel "Super Nanny und Co. - Welches Jugendbild vermitteln Medien?" veranstaltet. Mit dabei waren: Susanne Eggert (Zeitschrift merz - medien + erziehung), Claudia Mikat (Freie Selbstkontrolle Fernsehen e.V.), Anja Reschke (NDR/Panorama) und Michael Fischer (Niedersächsische Landesmedienanstalt). Zu den Ergebnissen des Kongresses erklärt der Initiator und jugendpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Florian BERNSCHNEIDER:

Die Fachdiskussion mit den Experten verdeutlicht, dass es zwar keiner Verbote bestimmter TV-Formate bedarf, sehr wohl aber einer breiten gesellschaftlichen Diskussion. Es ist dringend notwendig, deutlich zu machen, dass die Jugend von heute besser ist als ihre Darstellung im Nachmittagsprogramm einiger TV-Sender. Besonderes Augenmerk gilt dabei Produktionen, bei denen bewusst die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischen. Gerade jungen Zuschauern und Kindern muss bei sogenannten Scripted-Reality-Formaten deutlich werden, dass es sich bei dem Sendungsinhalt eben nicht um Einblicke in reale Lebenssituationen handelt, sondern um geschriebene Drehbücher und ausgewählte Laiendarsteller. Dazu ist neben einer deutlicheren Kennzeichnung von fiktiven Formaten auch eine verstärkte Vermittlung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen notwendig.

Neben der Wirkung solcher Reality-Formate war auch der Persönlichkeitsschutz der Darsteller ein Thema des Kongresses. Schließlich können viele Laiendarsteller die Folgen, die eine Teilnahme an einer Doku-Show oder Doku-Soap für sie und ihr soziales Umfeld haben kann, kaum abschätzen. Auch ist es für viele schwierig, Einfluss auf die Präsentation ihrer Persönlichkeit im Endprodukt zu nehmen und so ihre Persönlichkeitsrechte zu wahren. Mehrere Experten wiesen darauf hin, dass jugendliche Teilnehmer nach der Ausstrahlung der Sendung Opfer von Mobbing wurden.

Die Tür steht bei der eindeutigen Kennzeichnung von fiktiven Inhalten - wie auch beim Darstellerschutz - für die Sender weit offen, Eigeninitiative zu entwickeln. Ein Kodex der Privatsender über Mindeststandards, die für Eigen- wie Fremdproduktionen von Reality-TV-Formaten eingehalten werden müssen, könnte beispielsweise ein Lösungsweg sein. Hier muss auch geklärt sein, dass bei realen Problemen in Familien und von Jugendlichen die Verantwortung der Sender wie Produzenten nicht mit dem letzten Drehtag endet. Es muss selbstverständlich sein, dass im Anschluss regionale Hilfsnetzwerke angesprochen werden.

Schlussendlich ist es kaum nachvollziehbar, dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Formate und Themen, die Jugendliche beschäftigen, bisher in ihrem Programmangebot kaum berücksichtigen. Eine Ausweitung des Angebots des Kinderkanals KiKa auf Jugendliche könnte hier ein Weg für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sein, um sich neue Zuschauer zu erschließen.

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Quelle:
Presseservice der Liberalen
FDP-Bundestagsfraktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2012