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BAYERN/3348: Elternbefragung für eine Gemeinschaftsschule in Bayern bringt positives Ergebnis (SPD)


Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 08.03.2013

Erste Elternbefragung für eine Gemeinschaftsschule in Bayern bringt positives Ergebnis

SPD-Bildungssprecher Güll: In Denkendorf im Landkreis Eichstätt bis zu 85 Prozent Zustimmung - Verein Bildung am Limes will Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg bitten, einen offiziellen Antrag auf Genehmigung des Modells zu stellen



"Jetzt haben wir endlich eine reale Einschätzung von Eltern für das Alternativmodell Gemeinschaftsschule in Bayern", kommentiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Bayern, Martin Güll, die Ergebnisse der ersten Elternbefragung zur Gemeinschaftsschule, die die Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg auf Bitten des Vereins Bildung am Limes vom 25. Februar bis 6. März durchgeführt haben. Gemeinsam mit dem Verein Bildung am Limes erarbeitet Güll seit über zwei Jahren für die bedrohten Hauptschulstandorte ein pädagogisches Konzept für eine Gemeinschaftsschule, die unter einem Dach alle bayerischen Abschlüsse nach der zehnten Klasse anbieten kann. Das Konzept der Gemeinschaftsschule erhielt eine Zustimmung von bis zu 85 Prozent. Güll: "Jetzt ist der Weg frei für die Gemeinden, einen offiziellen Antrag auf Genehmigung des Modells zu stellen."

Über das Ergebnis waren die Vorstände des Bildungsvereins höchst erfreut. "Die Eltern der jetzigen dritten Klasse in der Grundschule Denkendorf haben sich zu 85 Prozent positiv zu einer Gemeinschaftsschule geäußert. Die Kinder dieser Klasse wären die ersten Schülerinnen und Schüler, wenn wir 2014 im September starten dürften", teilt der Vorsitzende des Vereins Bildung am Limes, Alfons Weber, mit. 50 Prozent der Eltern in dieser Jahrgangsstufe seien von dem neuen Schulkonzept schon jetzt voll überzeugt und kreuzten "wir schicken unser Kind bestimmt dorthin" an, wenn die Gemeinschaftsschule kommt. 35 Prozent votierten mit "eher ja". "Wir waren sehr vorsichtig und setzten die Messlatte, die wir mindestens erreichen wollten, auf 66 Prozent Zustimmung. Dass es gleich 85 Prozent werden, überrascht uns sehr positiv", freut sich auch Martin Güll, der Vorsitzende des Bildungsausschusses. Güll hatte die Erarbeitung des Alternativmodells maßgeblich angestoßen und jahrelang persönlich begleitet.

In der Nachbargemeinde Kipfenberg ist die Zustimmung der Eltern aus der dritten Klasse noch etwas zurückhaltender, berichtete der zweite Vorsitzende Robert Feuerlein. "Das ist verständlich, denn in Denkendorf ist die Mittelschule schon gestorben. Bei uns in Kipfenberg kann sie sich vermutlich noch einige Jahre im Mittelschulverbund halten. Dennoch haben auch in Kipfenberg die Hälfte der Eltern der dritten Jahrgangsstufe für eine Gemeinschaftsschule gestimmt", so Feuerlein. Erschwerend kam in Kipfenberg hinzu, dass es offene Vorbehalte der Schulleitung gegeben habe, die sicher nicht ohne Wirkung auf die Eltern waren.

Die Elternbefragung, die wie ein Bürgerentscheid anonym und außerhalb der Schule durchgeführt wurde, umfasste alle Eltern aus den ersten bis dritten Klassen beider Schulhäuser und die Eltern, deren Kinder im letzten Kindergartenjahr in den verschiedenen Einrichtungen sind. Im Gemeindebereich Denkendorf beteiligten sich fast 60 Prozent (58,8 Prozent), in Kipfenberg genau 50 Prozent der Eltern. In Denkendorf wurden in allen befragten Gruppen hohe Zustimmungswerte erzielt: 68 Prozent im zweiten Jahrgang, 79 Prozent im ersten Jahrgang und 88 Prozent bei den Kindergarteneltern. In Kipfenberg lag die Zustimmung bei den Zweitklasseltern bei 42 Prozent, bei der ersten Klasse bei 64 Prozent und im Kindergarten bei 60 Prozent. "Betrachtet man die beiden Schulstandorte zusammen, so haben wir in drei von vier befragten Gruppen unsere eigene Grenzmarke von zwei Drittel erreicht und zum Teil deutlich überschritten. Jetzt können wir den letzten Schritt gehen und den Antrag auf Genehmigung eines Modells in Angriff nehmen", so Güll. Angedacht sei, nach der Grundschule eine dreizügige Gemeinschaftsschule für die Klassen fünf bis 10 in zwei Schulhäusern mit einem Lehrerkollegium aufzubauen. Die Ergebnisse der Elternbefragung würden nun schnellstmöglich den beiden Gemeinderäten zur Endberatung übermittelt.

Für den SPD-Bildungssprecher Martin Güll ist das Ergebnis der Elternbefragung mit Blick auf die Entwicklung des bayerischen Schulsystems ebenfalls sehr ermutigend. "Es war goldrichtig, mit sehr viel Sorgfalt und Fachwissen an die Erarbeitung eines alternativen Schulmodells für Bayern heranzugehen. Dass die Schulform des längeren gemeinsamen Lernens bis zum ersten Abschluss nach der zehnten Klasse funktioniert, wussten wir aus vielen Schulbesuchen in Deutschland und in Europa. Dass auch bayerische Eltern sich neben Mittelschule, Realschule und Gymnasium auch noch etwas anderes vorstellen können, können wir jetzt durch diesen anonymen Bürgerentscheid nachweisen." Und dies, obwohl der bayerische Kultusminister alle Register gezogen habe, die Gemeinschaftsschule madig zu machen. "Eltern lassen sich auch in Bayern nicht bevormunden. Da hilft es auch nichts, wenn der Kultusminister höchstpersönlich vor Ort erscheint und den Eltern das Projekt ausreden will", stellt Martin Güll befriedigt fest. Ziel des Gemeinschaftsschulprojekts sei, die Schulstandorte in Denkendorf und Kipfenberg mit einem modernen pädagogischen Konzept zu retten. Umso bedauerlicher sei es deshalb, dass sich beide Lehrerkollegien, möglicherweise auf Anordnung von ganz oben, an dem Projekt nicht beteiligten, was sicher einige Eltern zu einem negativen Votum veranlasste, so Güll.

Denkendorf und Kipfenberg sind laut Güll erst der Anfang, so Güll. "Wir begleiten mittlerweile mehrere Projekte in nahezu allen Regierungsbezirken." Für sechs Schulstandorte seien durch professionelle Standortgutachten günstige Voraussetzungen für Gemeinschaftsschulen nachgewiesen und für zwei weitere Kommunen mittlerweile fertige pädagogische Konzepte in der Schublade. "Drei weitere Gemeinden arbeiten gerade daran und es werden täglich mehr", verkündete der SPD-Bildungssprecher Güll stolz. "Bayern wird vielfältiger in der Schullandschaft und das ist richtig so!"

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2013