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NORDRHEIN-WESTFALEN/1925: Stühlerücken nach der Wahl - Platz schaffen für 56 zusätzliche Abgeordnete (Li)


Landtag intern 6/2012 Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Ein logistisches Meisterwerk
Stühlerücken nach der Wahl: Platz schaffen für 56 zusätzliche Abgeordnete

Von Daniela Braun



Mai 2012 - 237 Abgeordnete, fünf Fraktionen und ein Plenarsaal: Es wird enger im Landtag Nordrhein-Westfalen. Damit steht die Parlamentsverwaltung vor einer logistischen Mammutaufgabe, noch dazu mit straffem Zeitplan. Nur gut eine Woche blieb diesmal zum Stühlerücken. Und schon für die Sommerpause steht die nächste Herausforderung an: die Sanierung des Plenarsaals.


So eng beieinander standen die Holztische im Plenum selten. Nur die notwendigen Gänge sind diesmal frei geblieben - einer zwischen CDU- und GRÜNEN-Fraktionen, ein anderer durch die Reihen der SPD. Auch der vor kurzem noch lückenhaft bestuhlte äußere Sitzkreis ist jetzt pickepacke voll. Die neu an Bord gekommenen PIRATEN übernehmen laut vorläufiger Sitzordnung die Plätze der ausgeschiedenen Links-Partei.

56 zusätzliche Plätze, das macht sich bemerkbar. Und viel mehr hätten es auch nicht sein dürfen: "Bis zu 240 Sitze kriegen wir hin. Danach müssten wir einige Regierungsbänke in Abgeordnetenplätze umfunktionieren", heißt es aus dem Gebäudemanagement der Landtagsverwaltung.

NRW-Rekord: 239 Abgeordnete

Den Anstoß für die logistische Akrobatik gab der Siegeszug der SPD in den Wahlkreisen: 99 von landesweit 128 möglichen Direktmandaten gingen auf ihr Konto - deutlich mehr, als ihr prozentual nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen. Das bescherte den anderen Parteien ausgleichende Mandate und dem Landtag insgesamt 237 Sitze.

Damit kratzt die Volksvertretung an der NRW-Rekordmarke von 1990. 239 Abgeordnete gab es damals - allerdings verteilt auf nur vier Fraktionen. Heute sind es fünf und auch die Zahl der Fraktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ist gestiegen. Daran schließt sich eine weitere Herausforderung an: die vielen Abgeordneten und Fraktionen mit den ihnen zustehenden Büros zu versorgen. Das soll bis zum Ende der Sommerpause über die Bühne sein.

Sommerpause: Sanierung Plenarsaal

Parallel dazu steht in den Ferien die Sanierung des 840 Quadratmeter großen Plenarsaals an. Der Termin hierfür entpuppt sich nach der jüngsten Wahl quasi als Punktlandung: Zwei Abgeordnete der neuen Legislaturperiode sind auf den Rollstuhl angewiesen - der Plenarsaal ist bislang jedoch nicht barrierefrei. Das wird sich ändern: Über eine Rampe links und rechts vom Podium des Präsidiums können Gehbehinderte dann sowohl die Regierungsbänke und ein absenkbares Rednerpult wie auch den ersten Sitzkreis erreichen. Dazu heben die Handwerker den Parkettboden im Innenkreis des Saals auf die Höhe der ersten Tischreihe an. Los geht es mit der Sanierung gleich nach der Plenarsitzung Anfang Juli. Dann räumen die Bauarbeiter Stühle und Tische aus, brechen den Boden auf und füllen ihn mit neuer Klima- und Kabeltechnik. Frische Luft kommt dann nicht länger durch den Teppich, sondern direkt über eine Öffnung in den Tischen.

"Das Gesamtbild des Plenarsaals wird aber erhalten bleiben", betont das Gebäudemanagement. Bei den Sitzen gibt es graues Leder statt Stoff, auch beim Teppich ändert sich lediglich das Material: Kugelgarn statt Velour. Die Tische sind wieder aus Kirschholz, diesmal bestückt mit zwei Steckdosen.

Eine große, wenn auch unscheinbare Neuheit gibt es bei der Sanierung dann allerdings doch: Die Stühle stehen nicht mehr frei im Raum, sondern stecken in einem im Boden eingelassenen Schienensystem. Der Platz für einen Sitz ist so fest definiert, sämtliche Strom- und Lüftungsanschlüsse sind dauerhaft verlegt. Dadurch entfallen bei neuen Sitzplänen bisher notwendige Messarbeiten. Gute Aussichten für die nächste Landtagswahl in fünf Jahren: Dann wird das Stühlerücken im Parlament deutlich einfacher sein.

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Quelle:
Landtag intern 6 - 43. Jahrgang, 05.06.2012, S. 5
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
Carina Gödecke, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2012