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NORDRHEIN-WESTFALEN/1982: Zur Konzeption des Landtags und seiner städtebaulichen Einbindung (Li)


Landtag intern 3/2013
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

"Mit diesem Gebäude kann man Staat machen"
Zur Konzeption des Landtags und seiner städtebaulichen Einbindung

Von Christoph Weißkirchen



19. März 2013 - Großes Lob von allen Seiten für das Landtagsgebäude wie auch seine städtebauliche Einbindung: Bei der Podiumsdiskussion "Der neue Landtag als Impuls für die Stadtentwicklung" fanden alle Teilnehmer anerkennende Worte. Es sei eine Architektur für die Demokratie, eine Ausrichtung hin zu den Bürgerinnen und Bürgern.


So lobte Landtagspräsidentin Carina Gödecke das auch nach 25 Jahren moderne, lichtdurchflutete Gebäude als "schönstes deutsches Parlament". Neben den prominenten Gästen, allen voran den Architekten und "geistigen Vater" des Landtagsgebäudes, Prof. Fritz Eller, begrüßte Gödecke auch die Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine. Waren es doch die "Düsseldorfer Jonges", die mit ihren Aktionen den Neubau des Landtags im alten Hafen mit durchgesetzt hätten.

"Demokratie braucht Sichtbares", betonte der ehemalige Bauminister Prof. Christoph Zöpel. Er erinnerte an den langen Planungszeitraum von neun Jahren, in denen sich zum Beispiel der Stand von Klima- und Kommunikationstechnik verändert habe. Aber, so sein Fazit, das neue Haus der Volksvertretung sei kosten-, technik- und fortschrittsgerecht sowie auch demokratiegerecht abgeschlossen worden. Durch die spätere Tieferlegung der den Landtag zunächst noch umgebenden Rheinuferstraße, die Schaffung des Bürgerparks und den Ausbau des heutigen Medienhafens sei Düsseldorf wieder mit dem Rhein verbunden worden. Außerdem brauche Demokratie auch öffentlichen Raum.

"Ein Parlament ist mehr als nur ein Versammlungsort", betonte Architekt Eller. Ein solches Gebäude müsse jede Besucherin und jeden Besucher auffordern, sich mit der geistigen, ästhetischen und technischen Arbeit auseinanderzusetzen, die in ihm stecke. Es sei die "Idealvorstellung" eines jeden Architekten, ein kreisrundes Gebäude mit einem zentralen kreisrunden Raum gestalten zu dürfen. Wenn aber schon der Plenarsaal rund sei, dann müsse dies auch für die Fraktions- und Ausschusssäle gelten, erläuterte Eller seine Grundüberlegung. Dieses Konzept habe er um eine große Bürgerhalle als neuem Element ergänzt, die sich zu seinem Erstaunen heute zum meistfrequentierten Raum des Landtags entwickelt habe. Die Verwirklichung des Gebäudes sei durch eine äußerst sparsame Kostenvorgabe durchaus nicht einfach gewesen: "Wir wurden scharf geführt, wenn auch in liebevoller Mundart", erinnerte sich Eller an die damalige Baukommission des Landtags und die verschiedenen Landtagspräsidenten, die während der Bauphase amtierten.

Der Baukommission gehörte damals auch Heinz Hardt an, von 1970 bis 2005 Mitglied des Landtags. Er erläuterte, dass die geschilderten Ziele des Landtagsneubaus sowie der Stadtentwicklung zu Beginn der Überlegungen gar nicht im Fokus der Abgeordneten gestanden hätten. "Wir wollten einfach nur bessere Arbeitsbedingungen", so Hardt. Daher habe zunächst die Erweiterung des vom Landtag genutzten Ständehauses im Mittelpunkt der Überlegungen gestanden. Nachdem ein solcher Umbau auch am Widerstand der Bevölkerung gescheitert sei, habe der Landtag erst andere Standorte in Erwägung gezogen. Nach "dornigen und kontroversen" Diskussionen habe man sich im März 1980 dann auf den nicht mehr genutzten alten Hafen als Standort des neuen Landtags geeinigt. Die 400 Mark pro Quadratmeter für das "Drecksloch Petroleumhafen" habe zwar viele Abgeordnete geärgert, aber es sei die richtige Entscheidung gewesen: "Mit diesem Gebäude kann man Staat machen", so Hardt. Bauminister a. D.

Für einen Architekten gebe es keine schönere Bestätigung, als dass sein Konzept gebaut und mit Leben erfüllt werde, hob der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch, hervor. Das Landtagsgebäude präsentierte sich als "transparenter Raum für transparente Demokratie", lobte er Ellers "genialen" Entwurf. Der Plenarsaal sei ein Raum, der stolz mache, und die Hauptseite öffne sich hin zur Stadt, zu den Bürgerinnen und Bürgern.

Die Stadt habe die Chance verstanden, die dieses Bauwerk ihr geboten habe, fügte Dr. Gregor Bonin, Beigeordneter der Landeshauptstadt Düsseldorf hinzu. Und dann mit der Tieferlegung der Rheinuferstraße und dem der Anlage des Bürgerparks entsprechend städteplanerisch reagiert. Was jetzt noch fehle, sei die Verlegung des Parkhauses direkt vor dem Landtag, das einem völlig offenen Zugang zum angrenzenden Stadtviertel noch im Wege stehe. Aber das könne ja immer noch kommen, so Bonin nicht ohne einen Blick auf ein mögliches "Regierungsviertel".

"Wir wollten eine Architektur, die Menschen zusammenbringt", brachte Erasmus Eller, wie sein Vater Architekt und mit dem Landtagsgebäude verbunden, das Konzept "Landtag NRW" auf den Punkt. Dieses ist, so die Beteiligten der Podiumsdiskussion, gelungen.

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Quelle:
Landtag intern 3 - 44. Jahrgang, 22.3.2013, S. 3
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
Carina Gödecke, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2013