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RHEINLAND-PFALZ/2733: Nachwuchsmangel im Pflegebereich (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 45/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 3. Dezember 2012

Nachwuchsmangel im Pflegebereich



Die Fraktionen sind sich einig, dass auf die Politik angesichts der demographischen Entwicklung große Herausforderungen zukommen, was die Sicherung der Pflege angeht, zeigte sich bei einer von der CDU beantragten Aktuellen Stunde.

Die Fortschreibung der aktuellen Bedingungen in der Pflege werde ohne Ergreifen von Maßnahmen zu einer dramatischen Verschlechterung führen, zitierte Dr. Peter Enders (CDU) eine Studie. Wegen der demographisch bedingt steigenden Nachfrage würden bereits 2020 rund 224.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen, "2030 wären es dann über 400.000 Vollzeitkräfte". Ab 2020 spiele die sinkende Absolventenzahl ebenso eine Rolle. Bei den Pflegekräften speziell fehlten 2020 bereits 212.000 Vollzeitkräfte, 328.000 im Jahr 2030. Die Unterschiede der Problematik könnten regional sehr unterschiedlich ausfallen. Rheinland-Pfalz sei Spitzenreiter beim Mangel an Ärzten wie an Pflegekräften. "Wenn nichts passiert, könnten wir 2030 einen Mangel von 38 Prozent bei den Pflegekräften haben", erläuterte Enders. So sei im Bereich Betzdorf mit einem Anstieg der Anzahl der über 65-Jährigen um 64 Prozent zu rechnen, bundesweit sei mit 32 Prozent Steigerung zu rechnen.

Die Entwicklung werde von der SPD seit vielen Jahren sehr ernst genommen, sagte Kathrin Anklam-Trapp (SPD). Deshalb fordere ihre Fraktion einmal mehr an dieser Stelle ein Präventionsgesetz. "Jeder Mensch, den ich nicht in die Pflege treibe, ist eine gute Investition", sagte sie. Die Anstrengungen in Rheinland-Pfalz seien seit mehr als zehn Jahren Beispiel gebend in Deutschland. "Wir sind das erste Flächenland, das ein regionalisiertes Branchenmonitoring erarbeitet hat", nannte Anklam-Trapp als Beispiel. Dies solle genau ermitteln, wo die Bedürfnisse sind um entsprechend gegenzusteuern. Dies habe auch Erfolge, wie die steigenden Schülerzahlen in den Pflegeberufen zeigten. Der Fachkräftemangel sei enorm, sie werbe immer für den Pflegeberuf. Diejenigen, die die Pflege als Profession gewählt haben, müssten in dem Beruf gehalten werden. Die Pflege brauche eine höhere Motivation zum Verbleib und eine Rückgewinnung von Kräften, die abgesprungen seien.

Der Neuheitswert der genannten Probleme sei begrenzt. Der Anteil der Zielgruppe der künftigen Auszubildenden, also der 19 bis 26-Jährigen, werde bis 2030 um 17 Prozent sinken, sagte Dr. Fred Konrad (Bündnis 90/Die Grünen). Nur eine erhöhte Attraktivität der Berufe könne die Antwort darauf sein. Das Image verschlechtere sich derzeit jedoch kontinuierlich. So komme ein Beruf, der von seiner Intention eine hohe Anerkennung habe, bei den Berufswünschen der Schulabgänger nicht unter die ersten 25 Plätze. "Der Gesundheitsbereich organisiert sich zunehmend als Markt, daher wird er Personal einsparen, wo immer er kann", erläutere Konrad. Das schwäche die Patienten im Krankenhaus, "die Menschen werden kranker und immer früher entlassen". An die Pflege gebe es immer höhere Anforderungen, aber Personal werde heruntergeschraubt. "Der Druck zum Kosten senken führe dazu, dass die Arbeitsbedingungen derjenigen, die im Gesundheitssystem tätig sind, schlechter werden", bedauerte Konrad.

Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) dankte für die sachliche Debatte. Kein anderes Bundesland habe so viele Monitorings durchgeführt wie Rheinland-Pfalz seit 2002. Dieses erste Monitoring habe Defizite aufgezeigt. Mit allen Partnern des Landes sei damals eine Qualitätsinitiative gestartet worden. "Das nächste Monitoring 2005 hatte dann sehr gute Ergebnisse", schilderte die Ministerin. Das neue Monitoring betrachtete 2010 erstmals alle Fachberufe und deckte deutliche Defizite im Altenpflegeund Krankenpflegebereich auf. Die Zahlen in der Ausbildung der Altenpflege seien in den jüngsten Jahren um 44 Prozent gesteigert worden, dank des Umlagesystems auch im ambulanten Bereich. Das Land müsse aber auch stärker in den Bereich der Umschulung gehen, dazu gebe es aber noch keine Lösung. Intensiv müsse zudem an den Arbeitsbedingungen im Pflegebereich gearbeitet werden. Unterbrechungen und Auszeiten der Berufstätigen seien in der Pflege sehr hoch.

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 45/2012, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2012