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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2067: Altenparlament 2014 - Auch Senioren fordern Inklusion (Landtag)


Der Landtag - Nr. 03 / Oktober 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Altenparlament 2014: Auch Senioren fordern Inklusion

Barrieren abbauen - ob an Schulen oder auf Bahnhöfen



Der Begriff Inklusion wird zurzeit nicht nur an Schleswig-Holsteins Schulen heftig diskutiert. Auch Senioren fordern die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das wurde beim diesjährigen Altenparlament deutlich. 84 Delegierte aus Seniorenbeiräten, Gewerkschaften, Sozialverbänden und Parteien formulierten Ende September im Landeshaus ihre Wünsche an die Politik.


Rund drei Dutzend Punkte umfasst der Forderungskatalog, den das Altenparlament nach intensiver Diskussion in drei Fachausschüssen sowie einer abschließenden Plenardebatte aufgestellt hat. Dabei standen nicht nur die Belange der 60-Plus-Generation im Blickpunkt. Vehement forderten die Senioren Landtag und Landesregierung auf, "ausreichend finanzielle Mittel für die personelle Umsetzung von Inklusion in Schulen bereitzustellen". Bei der Entwicklung von Verkehrsplänen soll "in verstärktem Maße auf eine barrierefreie Planung und Ausführung" geachtet werden. Und: Es soll ein "Fördermodell zur inklusiven Gestaltung von Neubaugebieten" geben.

Die Situation im Öffentlichen Personen-Nahverkehr ist seit Jahren ein heißes Eisen im Altenparlament. Auch in diesem Jahr sprachen sich die Delegierten gegen steile Absätze an Bushaltestellen und an Bahnhöfen sowie für ein preisgünstiges "Seniorenticket" aus. Zudem werden konkrete Verbesserungen für pflegende Angehörige, in der Pflegeausbildung und bei der wohnortnahen Versorgung mit Klinikbetten angemahnt. Weiterhin ergingen grundsätzliche Forderungen nach mehr bezahlbarem Wohnraum, "menschenwürdigen Arbeitsbedingungen" oder gut lesbaren Beschriftungen auf Lebensmittelverpackungen.

In seiner Begrüßungsrede bescheinigte Landtagspräsident Klaus Schlie den Delegierten Sachlichkeit und Kompetenz. "Ich versichere Ihnen, wir Politiker schätzen Ihre Anregungen und werden sie auch in Zukunft in unsere Entscheidungen einfließen lassen." Das Schwerpunktthema "Inklusion" sei zudem "brandaktuell", sagte Schlie.

Wie sehr dieses Thema in den Mittelpunkt der politischen Diskussion gerückt ist, unterstrich auch Prof. Peter Zängl, Sozialwissenschaftler von der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel. Der Spezialist für Sozialmanagement und Seniorenwirtschaft gab dem Altenparlament in seinem Fachreferat Impulse für die Arbeit. Zängl warnte davor, Inklusion als reine Formalie zu begreifen. Nur weil ein behindertes Kind eine Regelschule besuche, sei es noch nicht automatisch "inkludiert". Und: Es brauche viel Zeit, Geld und Hartnäckigkeit, um "inklusionsfeindliche" Elemente im Alltag zu beseitigen - vom hohen Bordstein bis hin zum komplizierten Fahrkartenautomaten. Die Gesellschaft müsse Inklusion wollen und ihr "Verhältnis und Verhalten ändern", forderte Zängl.

Das Altenparlament kommt seit 1989 einmal jährlich zusammen, um der Landes- und der Bundespolitik Empfehlungen für ihre Entscheidungen zu geben. Präsidentin des diesjährigen Treffens war Helga Raasch aus Kiel vom Deutschen Roten Kreuz. Sie war beeindruckt von der Intensität und dem Engagement jedes Einzelnen in den Arbeitsgruppen. Dadurch seien "sinnvolle Ergebnisse zustande gekommen, die es wert sind, von der Landesregierung weiterverfolgt zu werden."

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 03 / Oktober 2014, S. 11
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2014