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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2097: Agrarpreise fallen, Höfe schließen - "Regionalität" soll helfen (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

PLENUM
Agrarpreise fallen, Höfe schließen: "Regionalität" soll helfen


Weltweite Konkurrenz macht den heimischen Bauern schwer zu schaffen. Die Preise für Fleisch, Milch oder Getreide sinken seit Jahren. Wie soll sich die Ernährungswirtschaft im Lande darauf einstellen? Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) setzt auf "regionale Wertschöpfungsketten". Die Opposition wirft ihm Versäumnisse vor.


Grundlage der Landtagsdebatte im Februar war eine Große Anfrage der SPD. Ergebnis: Die Verbraucher profitieren von der Entwicklung. In den 70er Jahren gaben sie noch 19 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus; heute sind es nur noch elf Prozent. Die Landwirte hingegen geraten unter Druck. Gab es in Schleswig-Holstein 1966 rund 50.000 Betriebe, waren es 2010 nur noch 14.000. "Alle 23 Jahre verlieren wir die Hälfte der Betriebe und in der Regel auch die Hälfte der Arbeitsplätze", rechnete Habeck vor.

Um gegenzusteuern, will der Minister Lebensmittelproduzenten mit Weiterverarbeitern an einen Tisch bringen: "Die beiden wissen zwar voneinander, stimmen sich aber nicht strategisch ab." Ein Unternehmen, das eine neue Erdbeermarmelade auf den Markt bringen wolle, könne bereits im Vorwege den Bauernverband über seinen künftigen Bedarf informieren. Regionaltypische Qualitätsprodukte seien weniger von fallenden Weltmarktpreisen betroffen, hofft Habeck.

Die Opposition hielt dem Minister vor, die heimische Landwirtschaft nicht genug zu unterstützen. Heiner Rickers (CDU) kritisierte den Rückgang der Schlachtkapazitäten. Das Schlachten außerhalb Schleswig-Holsteins bedeute nicht nur längere Tiertransporte, sondern auch den Verlust der Wertschöpfung vor Ort. Und Oliver Kumbartzky (FDP) beklagte, es mangele an einem "gründerfreundlichen Klima". Die Landwirte bräuchten "keine von Verboten, Misstrauen und Kontrolle durchzogene Politik, sondern sie brauchen die Freiheit, eigenverantwortlich zu handeln."

Rückendeckung bekam Habeck aus den Reihen der Koalition. Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) forderte "ein Management der Wertschöpfungskette von der Urproduktion über die Verarbeitung und den Handel bis hin zum Verbraucher". Bernd Voß (Grüne) forderte eine Pflicht zur Kennzeichnung der Herkunft und der Erzeugungsart von Agrarprodukten. Immer mehr Verbraucher achteten bereits jetzt auf "Regionalität", aber auch auf das Tierwohl und die Nachhaltigkeit, merkte Flemming Meyer (SSW) an.

Der ökonomische Druck, warnte Angelika Beer (Piraten), belaste nicht nur die Landwirte, sondern auch die Umwelt: So sei das Landschaftsbild von Monokulturen geprägt, und Nutztiere würden zusehends auf ein Dasein als "Produktionseinheit" reduziert. Der Umwelt- und Agrarausschuss sowie der Wirtschaftsausschuss beraten weiter.

(Drucksache 18/2478)

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 / März 2015, S. 19
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2015

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