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INNEN/2215: Studie über Lebenswelten junger Muslime muß dem Innenminister zu denken geben


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 1. März 2012

Integrationsbeauftragte

Studie muß Innenminister Friedrich schwer zu denken geben


Zur vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebenen und heute vorgelegten Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" erklärt die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion Aydan Özoguz:

Es ist eine wichtige Aufgabe des Bundesinnenministeriums, Radikalisierungstendenzen zu untersuchen und Vorschläge für deren Bekämpfung zu machen. Wir begrüßen den Ansatz der an der Studie beteiligten Wissenschaftler, deren vornehmliches Ziel es war, Vorschläge für ein harmonisches Zusammenleben der verschiedenen Menschengruppen in einem Einwanderungsland, wie es Deutschland ist, zu entwickeln.

Gegen die Handlungsempfehlungen der Studie, daß populistische Verkürzungen vermieden werden müssen, wurden zunächst nur Teile der Studie publik, die suggerierten, daß junge Muslime mit Integration nichts am Hut hätten. Es ist fraglich, ob es dem Ministerium um tatsächliche Problementhüllungen und Bekämpfung geht, wenn so verfahren wird.

Die Handlungsempfehlungen der eigens in Auftrag gegebenen Studie müssen dem Innenminister und der schwarz-gelben Koalition zu denken geben: Gefordert wird unter anderen die Hinnahme doppelter Staatsbürgerschaft. Außerdem ergab die Studie, daß Statements wie "der Islam gehört nicht zu Deutschland" für die Integration in Deutschland in dieser Plakativität kontraproduktiv seien - sehr richtig. Wir fordern die Bundesregierung auf, die in der Studie genannten Empfehlungen zügig umzusetzen.

Befremdlich bleibt die Auswahl der Bezugsgruppe über die Religionszugehörigkeit. Wir müssen es endlich schaffen, Religiosität und Extremismus nicht ständig miteinander zu verknüpfen. Niemand käme auf die Idee, Katholizismus oder Protestantismus und Rechtsextremismus miteinander zu verknüpfen. Wenn wir Abschottung oder gewaltbereite Einstellungen auch bei muslimischen Jugendlichen bekämpfen wollen, müssen wir näher an die Jugendlichen ran und sie nicht immer weiter mit pauschalen Schlagworten zurückdrängen. Niemand möchte diese Themen vernachlässigen, beschwichtigen oder verdrängen. Aber wir dürfen nicht pauschal eine gesamte Religionsgruppe unter Verdacht stellen.

Copyright 2012 SPD-Bundestagsfraktion


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 217 vom 1. März 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2012