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INNEN/2795: Thomas Oppermann zum Tod von Helmut Schmidt



Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 10. November 2015

Thomas Oppermann zum Tod von Helmut Schmidt

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender:

Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Wir blicken mit Dankbarkeit und Stolz auf die Verdienste eines Sozialdemokraten, der in seinem Leben Großes geleistet hat.

"Mit dem Tod von Helmut Schmidt verlieren wir einen großen Sozialdemokraten, überragenden Staatsmann und eine gewichtige Stimme der Vernunft.

Helmut Schmidt hat sich bis zu seinem Tod immer wieder analysierend, kommentierend und mahnend zu Wort gemeldet. Mit seinem bis zuletzt scharfen Verstand und seinem, fast ein ganzes Jahrhundert umspannenden Erfahrungshorizont, gab er vielen Menschen wertvolle Orientierung. Sein kluger Rat als "Elder Statesman" wurde weltweit hoch geschätzt. Als Mitherausgeber der ZEIT und Autor blieb er nach dem Ende seiner Kanzlerschaft eine der prägenden publizistischen Stimmen unseres Landes.

Als Abgeordneter der SPD im Deutschen Bundestag von 1953 bis 1961 erwarb er bei Kollegen und politischen Gegnern rasch hohes Ansehen. Während der Großen Koalition von 1967 bis 1969 war Schmidt Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Im Kabinett von Willy Brandt bewies er dann zunächst als Verteidigungs-, später Wirtschafts- und Finanzminister hohe fachliche Kompetenz, strategische Weitsicht und politische Gradlinigkeit. Als fünfter Bundeskanzler steuerte er die Bundesrepublik mit kühlem Kopf und pragmatischen Realismus durch schwierige Zeiten. Bis heute stand kein Bundeskanzler vor einer so schwierigen Gewissensentscheidung wie Helmut Schmidt während des RAF-Terrors im Deutschen Herbst 1977. Er ist zum Wohle der Gemeinschaft nicht auf die erpresserischen Forderungen der RAF eingegangen und war bereit, die moralische Last dafür persönlich zu tragen.

Kompromisse schließen zu können, war für ihn eine der Grundvoraussetzungen, um politisch gestalten zu können. Seine klare Linie hat er dabei nie aus den Augen verloren. Wenn notwendig, ging er wie beim NATO-Doppelbeschluss auch Konflikten mit der eigenen Partei nicht aus dem Weg.

Nie ließ er allerdings einen Zweifel daran, überzeugter Sozialdemokrat zu sein: "Auch als alter Mann halte ich mich an den Grundwerten des Godesberger Programms fest: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität", das war erst jüngst sein eindeutiges Bekenntnis.

Wir blicken mit Dankbarkeit und Stolz auf die Verdienste eines Sozialdemokraten, der in seinem Leben Großes geleistet hat.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Freunden und Angehörigen."

Copyright 2015 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 779 vom 10. November 2015
SPD-Bundestagsfraktion, Pressestelle
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Telefon: 030/227-5 22 82, Fax: 030/227-5 68 69
E-Mail: presse@spdfraktion.de
Internet: www.spdfraktion.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2015

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