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AFRIKA/954: Kleines Land ganz groß - Mutharika setzt Malawi seinen Stempel auf (afrika süd)


afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
Nr. 5/6, November/Dezember 2010

Kleines Land ganz groß
Mutharika setzt Malawi seinen Stempel auf

Von Heiko Meinhardt


Bingu wa Mutharika regiert Malawi seit 2004. Seine erste Amtszeit war vom Machtkampf mit seinem Vorgänger Bakili Muluzi belastet. Doch bei den Wahlen von 2009 holte er einen klaren Sieg. Einer seiner Amtshandlungen war die Einführung einer neuen Staatsflagge im August. Ist die Sonne in Malawi nun aufgegangen? Eine Bilanz nach 18 Monaten zweiter Amtszeit von Mutharika.


Seit den bahnbrechenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Mai 2009 sind über eineinhalb Jahre vergangen. Damals hat Präsident Bingu wa Mutharika mit seiner Regierungspartei Democratic Progressive Party (DPP) einen Erdrutschsieg erzielt und damit erstmals umfassende politische Handlungsfähigkeit erzielt. Seine erste Amtszeit (2004-2009) war überschattet von einem lähmenden Machtkampf mit seinem Vorgänger Bakili Muluzi, der ihn als seinen handverlesenen Nachfolger durchgesetzt hatte. Die beiden Politiker überwarfen sich jedoch wenige Monate nach den Wahlen von 2004 mit dem Ergebnis, dass Mutharika einer Minderheitsregierung vorstand, der die Opposition im Parlament das Leben schwer machte. Diesen Machtkampf, der teilweise höchst dramatische Züge annahm und beinahe zu einem politischen Stillstand geführt hatte, konnte Mutharika bei den Wahlen 2009 eindeutig für sich entscheiden. Die DPP verfügt de facto (inklusive zur Regierungspartei übergelaufenen unabhängigen Abgeordneten) über eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit im Parlament. Die beiden Oppositionsparteien United Democratic Front (UDF) von Bakili Muluzi und die ehemalige Einheitspartei Malawi Congress Party (MCP) sind im Parlament weitgehend marginalisiert.

Wie sieht die Bilanz der ersten 18 Monate aus? Konnte die Regierung ihre Handlungsfähigkeit in erfolgreiche Politik umsetzen? Das Gesamtbild ist vorsichtig positiv. Präsident Mutharika, der alle wichtigen politischen Entscheidungen trifft, hat seine zweite Amtszeit auf die internationalen Beziehungen fokussiert. Mit seiner einmütigen Wahl zum Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU) Ende Januar 2010 hat er ein prestigeträchtiges Amt übernommen. Dieses bietet zwar nicht viel Gestaltungsspielraum, um die AU grundlegend zu reformieren und als politische Union voranzubringen, aber das kann auch nicht ernsthaft vom Vorsitzenden erwartet werden, der das zeremonielle Amt lediglich für ein Jahr ausübt.

Für Malawi ist dieser Vorsitz trotz der damit verbundenen Kosten für AU-Konferenzen und ausgeprägte Reiseaktivitäten nicht unwichtig. Es verleiht Malawi nicht nur ein größeres Gewicht auf dem Kontinent, es ermöglicht Mutharika auch persönliche Kontakte mit führenden Politikern in aller Welt, die sich mittelfristig für das Land auszahlen könnten. Dazu zählen Einladungen zu hochkarätigen internationalen Konferenzen, wie zum Beispiel dem G20-Treffen in Toronto im Juni und in Seoul im Oktober 2010, wo er mit Barack Obama, David Cameron, Nicolas Sarkozy und anderen Weltpolitikern zusammentraf. Der studierte Ökonom bringt viel Sachverstand über die überwiegend ökonomische Misere des afrikanischen Kontinents mit und bewegt sich souverän auf dem internationalen Parkett. Die scharfe Kritik von Teilen der malawischen Presse an den zahlreichen und teuren Reisen des Präsidenten ist in Anbetracht der Kassenlage des armen Landes sicherlich nicht unberechtigt. Es wäre zu erwägen, dass die AU zumindest einen Teil der Reisekosten übernimmt, wenn der Staatsetat, wie in diesem Fall, dadurch überstrapaziert würde.

Ein weiteres symbolträchtiges Ereignis war der Staatsbesuch Mutharikas in Deutschland, der Anfang September 2010 stattfand. Es war der erste Staatsbesuch eines malawischen Präsidenten, seit Diktator Hastings Kamuzu Banda sich 1981 die Ehre gab. Die Einladung ist ein Ausdruck der guten Beziehungen zwischen beiden Staaten und stand nicht im Zusammenhang mit dem AU-Vorsitz, der zu dem Zeitpunkt noch gar nicht absehbar war. Bereits im Dezember 2009 hatte Deutschland das Volumen für Entwicklungshilfe auf 64 Mio. Euro (für zwei Jahre) verdoppelt. Im Rahmen des Staatsbesuches wurde nach über neunjährigen Verhandlungen ein Investitionsschutzabkommen unterzeichnet, wovon man sich einen Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen erhofft.


Sonne ist aufgegangen: Neue Staatsflagge

Nicht nur außenpolitisch spielten symbolträchtige Ereignisse eine Rolle. Die Regierung führte am 7. August 2010 eine neue Staatsflagge ein. Diese basiert auf der vorherigen Flagge, weist aber ein paar wichtige Modifikationen auf. Was bedeuten die Farben und welche Symbolik hat die Sonne? Die Farbe Rot steht für das im Unabhängigkeitskampf gegen die britische Kolonialmacht vergossene Blut, Schwarz symbolisiert Afrika und Grün steht für die Felder und Wälder Malawis. Die volle weiße Sonne mit 45 Strahlen symbolisiert die bisher erreichte positive Entwicklung des Landes und die erzielten Fortschritte in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht. Die aufgehende rote Sonne auf der von 1964 bis 2010 verwendeten Nationalflagge symbolisierte die völkerrechtliche Unabhängigkeit und die Hoffnung auf eine prosperierende Entwicklung und hatte sich damit, so die offizielle Begründung, überlebt. Die Phase des Sonnenaufgangs ist somit nach 46 Jahren zu Ende gegangen. Die Veränderungen bei der Anordnung der Streifen (schwarz und rot wurden miteinander vertauscht) ist dem Umstand geschuldet, dass die weiße Sonne auf dem schwarzen Untergrund besser zur Geltung kommt.

Die von der Regierung initiierte Modifizierung der Flagge wurde besonders in den unabhängigen Medien und in Teilen der Zivilgesellschaft sowie von den Oppositionsparteien heftig kritisiert. Dabei ging es im Wesentlichen um die Kosten, aber auch darum, dass seit Dekaden bewährte nationale Symbole nicht verändert werden sollten.

Trotz mehrerer Protestaktionen und Petitionen von Kirchen und einigen NRO wurde die neue Flagge mit der komfortablen Mehrheit der DPP am 2. Juli 2010 vom Parlament mit 117 (von 193) Stimmen verabschiedet. Die Phase des Sonnenaufgangs ("Kwacha") ist damit abgeschlossen, wie Präsident Mutharika zu diesem Anlass verkündete. Statt Kwacha!, dem vom Diktator und Gründungspräsidenten Hastings Kamuzu Banda eingeführten Slogan, mit dem er die meisten seiner Reden begann, soll es jetzt heißen: Kwayera mbee! - Die Sonne ist ganz aufgegangen!


Verfrühter Nachfolgekampf

Die unangefochtene Machtstellung des Präsidenten wird überschattet durch einen viel zu früh ausgebrochenen vermeintlichen Kampf um seine Nachfolge. Er darf bei den nächsten Wahlen im Mai 2014 verfassungsgemäß nicht mehr antreten. Seit geraumer Zeit spekuliert die Presse über Ambitionen des Bildungsministers Peter Mutharika, dem jüngeren Bruder des Präsidenten. Der renommierte Rechtsprofessor, der viele Jahre in den USA lehrte und erst im vergangenen Jahr die politische Arena betreten hat, bestreitet jedoch, an dem Amt Interesse zu haben. Dennoch scheint es in der DPP zu einer Blockbildung gekommen zu sein zwischen den Anhängern Mutharikas und anderen, die anscheinend die Vizepräsidentin Joyce Banda als Nachfolgerin präferieren. Darunter hat das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Chef offensichtlich gelitten. In den Medien wird kritisiert, dass Joyce Banda von ihren Kabinettskollegen nicht genügend respektiert würde.

Mutharika äußerte dazu im November 2010, dass der Präsident und sein Vize zwar ein Tandem seien, der Präsident aber lenkt und die Klingel betätigt, während der Vize auf dem Gepäckträger sitzt. An diesem Bild ist sicherlich nicht viel auszusetzen, denn das Amt des Vizepräsidenten ist verfassungsrechtlich ein zeremonielles. Es hat die Aufgabe, den Präsidenten zu unterstützen. Ob und wie weit er diese Unterstützung abruft, liegt bei ihm. In Malawi ist es zudem üblich - und verfassungsrechtlich abgesichert -, dass der Präsident bei reisebedingter längerer Abwesenheit seine Vollmachten nicht auf die Vizepräsidentin überträgt. Das hatten seine Vorgänger ebenso vermieden. Im Zeitalter moderner Kommunikationsmittel wäre das wohl auch nicht mehr zeitgemäß.

Eine andere Frage ist, warum unbedingt die Vizepräsidentin Nachfolgekandidatin werden muss. Das würde sie automatisch, wenn ihr Chef das Amt nicht mehr ausüben könnte. Nach offizieller Verlautbarung der DPP soll der Präsidentschaftskandidat vom Parteitag gewählt werden. Dafür ist es jetzt noch viel zu früh. Wie lähmend und für das Land schädlich sich Nachfolgediskussionen auswirken können, hat Malawi zwischen 2002 und 2004 leidvoll erfahren, als Muluzi sich selbst nachfolgen wollte.

Die fast erdrückende Dominanz der DPP im Parlament hat eine Schwächung der Legislative gegenüber der Exekutive mit sich gebracht. So hat das Gewicht des Parlaments als Kontrollorgan deutlich eingebüßt. Der Staatshaushalt wurde Ende Juni nach nur zweitägigen Beratungen ohne Änderungen verabschiedet. In der Zeit der Minderheitsregierung dauerten die Haushaltsberatungen - das andere Extrem - oft mehrere Monate und wurden für politische Machtkämpfe missbraucht. Die Regierung ist in der komfortablen Lage, praktisch jeden Gesetzentwurf verabschieden zu können.

Das bedeutet indes nicht, dass auf eine kontroverse Debatte in Sachfragen verzichtet wird. Auch in der DPP-Fraktion gibt es Kritik und Verbesserungsvorschläge an von der Regierung eingebrachten Gesetzentwürfen. Nur abgelehnt wird der Entwurf dann doch nicht. Diese Omnipotenz der Regierung erfordert einen verantwortungsvollen Umgang, vor allem, da es kaum zivilgesellschaftliche Gegengewichte gibt. An der vom Gewerkschaftsdachverband Malawi Congress of Trade Unions im November 2010 organisierten Demonstration gegen ein unbeliebtes neues Pensionsgesetz, in dem die Pensionsgrenze auf 55 Jahre angehoben wird, nahmen nur ein paar hundert Demonstranten teil. Allerdings ordnete Mutharika Ende November an, den Entwurf zur weiteren Prüfung vorerst zurückzuziehen, was zeigt, dass sich die Regierung gegenüber Kritik nicht intransigent verhält.


Dominanz der Regierungspartei

Auf Restriktionen bei der Pressefreiheit reagierten die Medien mit zum Teil vehementer Kritik in ihren Zeitungen. Aber auch deren politischer Einfluss ist letztlich gering, da die Regierung als wichtigster Anzeigenkunde über enorme indirekte Druckmittel verfügt und sich nicht scheut, diese bei Bedarf auch einzusetzen, wie die Tageszeitung The Nation erfahren musste, in der zeitweise keine Anzeigen mehr geschaltet wurden. Im November/Dezember wurde im Parlament ein Gesetzentwurf beraten (Penal Code Amendment Bill), der es dem Minister erlaubt, Publikationen oder die Einfuhr von Publikationen verbieten zu können, wenn diese gegen das öffentliche Interesse verstoßen (Section 46). Für eine solche Entscheidung, die gerichtlich überprüft werden kann, müssen ausführliche Gründe angeführt werden. Ob der Gesetzentwurf überhaupt mit der Verfassung, die Informations- und Meinungsfreiheit garantiert, vereinbar ist, erscheint Juristen zweifelhaft.

Über mehr gesellschaftliches Gewicht verfügen die christlichen Kirchen. Sie hatten wesentlichen Anteil am Sturz der Banda-Diktatur Anfang der 1990er-Jahre und pflegen sich seitdem von Zeit zu Zeit in die politische Debatte einzumischen. Die katholischen Bischöfe haben in ihrem Hirtenbrief vom 31. Oktober 2010 detaillierte Kritik geübt. Sie fordern unter anderem breitere Konsultationen mit der Zivilgesellschaft bei Fragen von nationaler Bedeutung, mahnen mehr innerparteiliche Demokratie in allen Parteien an, kritisieren die Praxis des Antikorruptionsbüro als Instrument zur Kaltstellung von politischen Konkurrenten und setzen sich für die Freiheit der Medien ein. Zudem wurde mehr Respekt für das Amt der Vizepräsidentin gefordert.

Der Hirtenbrief führte zu einem Zerwürfnis in der zweiten großen Kirche, der Church of Central Africa Presbyterians (CCAP). Während der Moderator der wichtigen Blantyre Synod den Brief kritisierte und forderte, dass die Kritik nicht hätte in der Öffentlichkeit ausgetragen werden dürfen, äußerte ein Großteil der CCAP-Führung Unterstützung und machte sich die geäußerte Kritik öffentlich zu eigen.


Opposition leidet unter Flügelkämpfen

Die parlamentarische Opposition ist durch ihre katastrophale Wahlniederlage deutlich geschwächt und kann ihre Kontrollaufgaben nur noch bedingt wahrnehmen. Die ehemalige Regierungspartei United Democratic Front (UDF) ist nach dem Rückzug des ehemaligen Staatschefs Muluzi vom Vorsitz der Partei in einem Kampf um die Nachfolge gefangen. Neben dem amtierenden Vorsitzenden, dem ehemaligen Finanzminister Friday Jumbe, haben insgesamt sechs weitere Politiker Interesse an dem Parteivorsitz angemeldet. In jüngster Zeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass Muluzis Sohn Atupele Muluzi Ambitionen auf den Chefposten hat. Der in Großbritannien ausgebildete Jurist ist seit 2004 Abgeordneter und hat sich eine eigene Reputation erworben. Der für Dezember geplante Parteitag, auf dem alle Führungspositionen in der UDF zur Wahl stehen werden, wurde - offiziell aus Geldmangel - auf 2011 verschoben.

Derweil hat sich das Verhältnis zwischen Mutharika und seinem Vorgänger entspannt. Er zeichnete Muluzi im Juli 2010 mit dem höchsten Orden des Landes für seine unumstrittenen Verdienste bei der Demokratisierung Malawis aus. Diese versöhnliche Geste wurde in der Öffentlichkeit positiv aufgenommen. Im noch immer anhängigen Korruptionsverfahren gegen Muluzi - er bestreitet, etwa 10 Mio. US-Dollar, die aus Libyen und Taiwan geflossen sein sollen, veruntreut zu haben - hat es auf Grund seines angeschlagenen Gesundheitszustandes keine Fortschritte gegeben.

Die ehemalige Einheitspartei Malawi Congress Party (MCP), die unter Diktator Banda das Land von 1964-1994 beherrscht hat, reibt sich ebenfalls in Flügelkämpfen auf. Nach seiner deutlichen Schlappe bei den Präsidentschaftswahlen (30,6%) geriet der Parteichef John Tembo, mittlerweile 79 Jahre alt, in arge Bedrängnis. Seine Wahl zum Leader of Opposition im Parlament wurde von einigen Abgeordneten der MCP zunächst vereitelt. Die Regierungsfraktion DPP leistete dabei aktive Hilfestellung, um den Generationswechsel in der MCP zu erzwingen, indem sie mit ihrer breiten Mehrheit die Geschäftsordnung des Parlaments dahingehend änderte, dass der offizielle Oppositionsführer nicht mehr von der größten Oppositionsfraktion bestimmt, sondern vom ganzen Haus gewählt wird. Auf diesem Wege kam der relativ jugendliche Ephraim Kayembe gegen den vehementen Widerstand Tembos und der meisten MCP-Abgeordneten ins Amt. Einen echten Oppositionsführer mochte er nicht abzugeben, da er ja im Wesentlichen von der Regierung gewählt worden war.

Diese eigenwillige Konstellation, die wohl weltweit einzigartig sein dürfte, wurde hingegen vom Obersten Berufungsgericht im Juni 2010 als nicht verfassungskonform verworfen. Die MCP-Fraktion wählte daraufhin ihren Parteivorsitzenden John Tembo in das Amt. Aber auch sein Einfluss bleibt gering. Ihm fehlt, im Gegensatz zu der Zeit von 2004-2009, wo die Opposition über die Mehrheit verfügte, die Gefolgschaft in dem DPP-dominierten Haus. Obwohl die Person Tembo mit politischen Hypotheken belastet ist, hat die Justiz sich als Garant für die Verfassung und das demokratische System erwiesen und auch die DPP in ihre Schranken gewiesen. Damit blieb die Justiz ihrer Unabhängigkeit treu.

Signifikante Erfolge kann Mutharika auf wirtschaftlichem Gebiet aufweisen. Die Wirtschaft wuchs in den Jahren 2007-2009 durchschnittlich um über acht Prozent pro Jahr. Für 2010 werden immerhin 7 Prozent Wachstum prognostiziert. Das Wachstum wird überwiegend von einer erfolgreichen Landwirtschaftspolitik getragen. Mit subventioniertem Saatgut und Dünger für bedürftige Haushalte konnte die landwirtschaftliche Produktion ausgebaut und Nahrungsmittelüberschüsse erwirtschaftet werden. Günstige Regenfälle waren dafür ausschlaggebend.

Für seine erfolgreiche Agrarpolitik wurde Mutharika weltweit Anerkennung zuteil. Mit dem Anlaufen des Uranabbaus in Karonga ist ein weiteres ökonomisches Standbein errichtet worden, das die Abhängigkeit vom Hauptexportprodukt Tabak (bisher 76% der Exporterlöse) verringern wird. Ein ernstes Problem bleibt die Devisenknappheit, die zu Engpässen bei der Treibstoffversorgung führt. Ob diese im Wesentlichen von asiatischen Händlern verursacht wird, die nach Regierungsangaben im Verdacht stehen, Devisen ins Ausland zu schmuggeln, bleibt indes fraglich. Eine Abwertung des Kwacha wird von der Administration bisher nicht in Erwägung gezogen, da sie u.a. die Inflation (2009: 8,4%) erhöhen würde.

Positiv hat sich auch der Index der menschlichen Entwicklung entwickelt. Laut UNDP wurde im Jahr 2010 ein Indexwert von 0.385 erreicht (Vorjahr: 0.376). Malawi erreichte Platz 153 von 169 gelisteten Ländern. Geringfügig verbessert hat sich das Land auch im Korruptionswahrnehmungsindex von TI. Mit einem Wert von 3,4 (2009: 3,3) rangiert das Land auf Platz 85 von 178 Staaten im weltweiten Mittelfeld.

Die bisherige Bilanz der Regierung Mutharika fällt überwiegend positiv aus. Nach Jahren der politischen Blockade verfügt die Regierung über Handlungs- und Gestaltungsspielraum, den sie auch zu nutzen versteht. Eine demokratische Regierung zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Machtstellung nicht dazu ausnutzt, Kritik und divergierende Meinungen zu unterdrücken oder demokratische Spielregeln einzuschränken. Das hat diese Regierung, die fest im Sattel sitzt, gar nicht nötig.

Der Autor ist Politikwissenschaftler und stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Malawischen Gesellschaft. Zudem ist er als Gutachter in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. zu Malawi. Er wirkte als internationaler Wahlbeobachter bisher an über 20 Wahlen mit, vorwiegend in Afrika. Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.


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Quelle:
afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
39. Jahrgang, Nr. 5/6, November/Dezember 2010, S. 32 - 34
Herausgeber: informationsstelle südliches afrika e.V. (issa)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2011