Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

AFRIKA/986: Somalia - Straßenkämpfe, zum Bakara-Markt in Mogadischu nur unter Lebensgefahr (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2011

Somalia: Zum Bakara-Markt in Mogadischu nur unter Lebensgefahr - Straßenkämpfe

Von Grit Porsch


Berlin, 12. April (IPS) - Wer sich derzeit in der somalischen Hauptstadt Mogadischu auf die Straße wagt, gerät leicht in Lebensgefahr. Seit Wiederaufflammen der Gefechte zwischen Pro-Regierungstruppen und Kämpfern der islamistischen Al-Shabab sind selbst die Zufahrtwege zum Bakara-Großmarkt im Zentrum Mogadischus unter Beschuss der gegnerischen Truppen.

"Das weithin hörbare Geschütz- und Gewehrfeuer gehört zu unserem Alltag", berichtete ein auf Anonymität bestehender, ortsansässiger Journalist gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN. Seitdem Mogadischu zunehmend zu einer geteilten Stadt wird mit Bezirken, die die militante Al-Shabab kontrolliert und Stadtteilen, die von Truppen der TFG und ruandischen und ugandischen Soldaten unter dem Kommando der Afrikanischen Union (AMISOM) geschützt werden, sperren die Islamisten die meisten Anfahrtsstraßen zum Zentralmarkt.

"Früher bedeutenden die Schießereien jedoch nicht, dass die Straßen tatsächlich geschlossen waren", berichtete Fadumo Ahmed. "Inzwischen habe ich größte Schwierigkeiten, zum Bakara-Markt zu kommen. Die Geschäftsfrau, die auf dem Zentralmarkt ihren Lebensunterhalt verdient, klagte: "Jetzt bin ich mindestens drei Stunden unterwegs, und dabei weiß ich frühmorgens nicht einmal, ob ich überhaupt sicher zurückkomme. Doch wir haben keine Wahl, denn wir müssen unsere Familien versorgen."

Ähnliches berichtete der in Mogadischu lebende Journalist Yusuf Kaynan. "Die Frauen aus dem südwestlichen Ceelasha Biyaha, zehn Kilometer vom Markt entfernt, machen sich um fünf Uhr morgens auf den Weg, zahlen für die Busfahrt 1,5 US-Dollar und müssen dann auf der als gefährlich geltenden Farjano-Straße zu Fuß weiter und über die Sayidhka-Brücke, die das von Regierungstruppen kontrollierte Gebiet mit Bakara verbindet."

Die Straße verläuft entlang der gegnerischen Linien. "Die Frauen ducken sich, um sich vor dem Streufeuer zu schützen", berichtete Kaynan. Fünf Menschen seien hier seit Ausbruch der Gefechte in den vergangenen zwei Wochen in die Schusslinie geraten. Eine Frau wurde tödlich verletzt.

In einer Erklärung heißt es, AMISOM und TFG-Truppen sorgten trotz der zunehmenden Kämpfe dafür, dass Pendler über die Aden-Adde-Straße in der Nähe des Parlaments Bakara erreichen können. Darin wird zudem gefordert, dass Al-Shabab das Beschießen von Lastwagen und Arbeitern einstellt und von Geschäftsleuten kein Geld mehr erpresst.

Einheimische schätzen, dass mindestes 1,5 Millionen der ehemals 2,5 Millionen Einwohner von Mogadischu aus der seit 2006 umkämpften Stadt geflohen sind. Diejenigen, die geblieben sind, leben zu 90 Prozent in von der TFG kontrollierten Bezirken. Al-Shabab kontrolliert die übrigen zehn Prozent. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://ochaonline.un.org/somalia
http://www.irinnewa,org/report.aspx?reportid=92409

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2011