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ASIEN/1000: Kamala Harris beendete Besuch in Hanoi (Gerhard Feldbauer)


Kamala Harris beendete Besuch in Hanoi

Vietnam bekräftigt seine "unabhängige, eigenverantwortliche, multilaterale und vielfältige Außenpolitik"
Meinungsaustausch mit China

von Gerhard Feldbauer, 26. August 2021


US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat am Donnerstag einen zweitägigen Besuch in der Sozialistischen Republik Vietnam, der zweiten Station ihrer ersten offiziellen Reise nach Asien, beendet. Zuvor hatte sie in Singapur für eine verstärkte Unterstützung der US-Vorherrschaft im Asiatisch-Pazifischen Raum geworben, den Marinestützpunkt Changi des Stadtstaates und das Küstenkampfschiff USS Tulsa besucht. Auf dem Rückflug nach Washington wird sie einen Zwischenstopp auf der US-Militärbasis auf Hawaii einlegen. Im Juli hatte bereits Verteidigungsminister Lloyd Austin in Hanoi geweilt. Harris' Besuch signalisierte, dass die Regierung Biden ihren Beziehungen zu Vietnam im Rahmen ihrer Indochina-Strategie Priorität einräumt. Medien lagen wohl nicht ganz falsch, wenn sie hervorhoben, dass Biden mit Harris als seiner Running Mate mit indisch-tamilischer Herkunft dabei in der Region Punkte sammeln konnte.

Die vietnamesische Hauptstadt stand bei der Ankunft des Gastes unter strengen Corona-Beschränkungen. Nach einer guten Bewältigung der Pandemie wird Vietnam derzeit von einer neuen Welle erfasst, die am vergangenen Sonntag 737 Todesfälle verursachte und die Gesamtzahl seit Beginn der Pandemie auf 8.277 ansteigen ließ.

Harris wurde von Präsident Nguyen Xuan Phuc empfangen und traf mit Ministerpräsident Pham Minh Chinh und weiteren führenden Persönlichkeiten zusammen. "Vietnam betrachtet die USA als einen seiner führenden Partner", mit dem es die bilaterale Zusammenarbeit "auf dem Grundsatz des Respekts der gegenseitigen Achtung der Unabhängigkeit, Souveränität, territorialen Integrität und der politischen Institutionen für Frieden, Stabilität und Entwicklungszusammenarbeit in der Region und der Welt insgesamt" weiter entwickeln möchte", sagte Xuan Phuc.

Im Vordergrund der Gespräche über die weitere Gestaltung der bilateralen Zusammenarbeit standen wirtschaftliche und Sicherheitsfragen sowie die Bekämpfung der Corona-Pandemie, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur "Vietnam News Agency" (VNA). Harris sagte zusätzlich zu bereits gelieferten fünf Millionen eine weitere Sendung von einer Million Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffes zu. Im Rahmen der Kooperation in Gesundheitsfragen eröffnete sie in Hanoi ein neues Büro des US-amerikanischen Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) in Südostasien.

Laut "Hanoi Times" wollen die USA und Vietnam ihre "umfassende Partnerschaft" vor allem bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie stärken. Weitere Bereiche seien die Eindämmung des Klimawandels, Cybersicherheit und digitaler Handel. Vietnam sei interessiert, seine Elektroindustrie auf einen höheren Standard zu heben, um ihr ein Absatzgebiet auf dem amerikanischen Markt zu schaffen. Darunter falle auch der Ausbau seiner Kapazitäten zur Herstellung von Halbleiterchips für den Verkauf in den USA, wo derzeit ein Mangel besteht.

Während der Südostasien-Reise Harris' findet bis Ende August das Manöver "Large Scale Exercise 2021" (LSE 2021) im Indo-Pazifik, darunter vor den Küsten Vietnams im Süd- und Ostchinesichem Meer, wo die umstrittenen Spratley-Inseln liegen, statt. An dem "Planspiel eines Weltkrieges" gegen China und Rußland nehmen 25.000 Soldaten und 36 Kriegsschiffe der USA und weiterer NATO-Partner teil, um zu verdeutlichen, dass es darum geht, "die Kontrolle großer Meeresgebiete durch feindliche Streitkräfte überall zu verhindern", schrieb das US-Militär-Magazin "Stars and Stripes".

Nicht zuletzt unter diesem Gesichtspunkt hat Hanoi den Versuchen von Harris, Vietnam in die Konfrontation gegen China einzubeziehen, erneut eine Abfuhr erteilt. Eine während des Besuchs veröffentlichte Regierungserklärung stellte klar, dass "Vietnam eine unabhängige, eigenverantwortliche, multilaterale und vielfältige Außenpolitik verfolgt und ein verantwortungsbewusstes Mitglied der internationalen Gemeinschaft ist". Vietnam "verbündet sich nicht mit einem Land gegen ein anderes". Territoriale Streitigkeiten im Südchinesischen Meer "sollten nach internationalem Recht" und nach "hohem Menschenverstand" beigelegt werden.

Laut der Nachrichtenagentur "Reuters" hat sich Premier Minh Chinh vor dem Eintreffen von Harris auch mit dem chinesischen Botschafter in Vietnam zu einem Meinungsaustausch getroffen, bei dem Peking eine Spende von zwei Millionen Covid-19-Impfstoffdosen zusagte.

Harris trat Befürchtungen von ASEAN-Partnern entgegen, die USA könnten sich, ähnlich wie in Afghanistan, aus der Region zurückziehen und China das Terrain überlassen. Den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan hatte sie bereits in Singapur als "mutige und richtige Entscheidung" ihres Präsidenten zur Beendigung eines seit 20 Jahren dauernden Krieges verteidigt. Der Rückzug aus Afghanistan werde es Washington ermöglichen, Ressourcen freizusetzen, die sich wieder auf die Bekämpfung der Pekinger Politik konzentrieren können, kommentierte der arabische Nachrichtensender "Al Jazeera". Vietnamesische Medien vermieden Vergleiche mit Afghanistan und der Niederlage der USA 1975 im Krieg gegen Vietnam.

Auf das übliche Gerassel um mehr Demokratie oder ein Mehrparteiensystem hatte Harris bei ihren Versuchen, Hanoi für eine Frontstellung gegen China zu gewinnen, verzichtet. Dazu dürfte auch beigetragen haben, dass der erste Mann der Führung Vietnams, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, im Vorfeld der US-Besuche (vor Harris war im Juni bereits Verteidigungsminister Austin in Hanoi) die Führungsposition der Partei durch die Zusammenarbeit mit in- und ausländischem Kapital bekräftigt hatte, was unter der Bevölkerung breite Zustimmung fand.

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Quelle:
© 2021 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 14. September 2021

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