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ASIEN/709: Burma - Zwangsarbeit, Folter, Vergewaltigung, massive Militärgewalt gegen die Chin (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Januar 2011

Burma: Zwangsarbeit, Folter, Vergewaltigung - Massive Militärgewalt gegen die Chin

Von Grit Porsch


Berlin, 19. Januar (IPS) - Seit Jahren geht Burmas Militärjunta im westlichem Bundesstaat Chin mit großer Brutalität gegen die gleichnamige Ethnie vor. Für die hier lebenden rund 1,5 Millionen Chin gehören Zwangsarbeit, Hunger, Folter, Mord und Schändung zum qualvollen Alltag. Nach einer erstmals repräsentativ durchgeführten Befragung Betroffener vor Ort beschreibt die Nichtregierungsorganisation 'Ärzte für Menschenrechte' (PHR) in einem neuen Bericht das ganze Ausmaß der systematischen Menschenrechtsverstöße, unter denen die Chin zu leiden haben.

Vor der andauernden Gewalt in ihrem Land haben seit 1988 viele tausend Chin Zuflucht in Nachbarländern wie Indien und Malaysia gesucht. In Indien leben inzwischen schätzungsweise 75.000, in Malaysia 50.000 Angehörige dieser Ethnie.

Der PHR-Bericht 'Life Under the Junta: Evidence of Crimes Against Humanity in Burma's Chin State' wurde rechtzeitig vor Beginn der nächsten Sitzungsperiode des UN-Menschenrechtsrates (UNHRC) in Genf (24. Januar bis 4. Februar) und dessen regelmäßiger Überprüfung der Menschenrechtssituation in einzelnen Ländern veröffentlicht.

PHR hatte 2010 in allen neun Kommunen des burmesischen Bundesstaates Chin insgesamt 621 statistisch zufällig ausgewählte Haushalte durch ausgebildete Interviewer befragt. Diese protokollierten insgesamt 2.951 gewaltsame Übergriffe, die die Befragten in den vergangenen zwölf Monaten erlitten hatten.

Am häufigsten - in 91,2 Prozent der Fälle - ging es um Zwangsarbeit, die mindestens ein Familienmitglied in diesem Zeitraum hatte leisten müssen. Die Betroffenen schleppten Waffen für die Soldaten, räumten Landminen oder wurden zum Straßenbau und anderer Schwerstarbeit gezwungen. Zwei Drittel dieser Befehle kamen vom Militär.


Auch Kinder betroffen

Soldaten waren auch in sämtlichen Vergewaltigungsfällen die Täter. In 14,8 Prozent der befragten Haushalte waren Chin von Armeeangehörigen misshandelt, gefoltert oder getötet worden. Von verschleppten Familienangehörigen, von denen jeder Dritte noch keine 15 Jahre als war, berichtete jeder achte befragte Haushalt.

"Diese Zahlen lügen nicht", stellte PHR-Geschäftsführer Frank Donaghue fest. "Der Bericht beleuchtet eindrucksvoll die Qualen, die das Volk der Chin erleidet. Und wir werden die Verbrechen weiterhin zulassen, wenn wir diese Menschen im Stich lassen", betonte der Sprecher von 'Ärzte für Menschenrechte'. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2011