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ASIEN/734: Kambodscha - Streubombeneinsatz durch Thailand trübt bilaterale Beziehungen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. April 2011

Kambodscha: Streubombeneinsatz durch Thailand trübt bilaterale Beziehungen

Von Irwin Loy


Phnom Penh, 19. April - Der jüngste Abwurf von Streubomben auf Kambodscha durch Thailand im Zusammenhang mit einem kürzlich ausgebrochenen Grenzkonflikt belastet nicht nur die bilateralen Beziehungen. Auch rückt er den Beitritt der beiden Konfliktparteien zum Übereinkommen über das Verbot von Streumunition in weite Ferne.

Wie die Abrüstungsorganisation 'Cluster Munition Coalition' (CMC) monierte, ist Thailand das erste Land, das die gefährliche Munition seit Inkrafttreten des globalen Abkommens im August 2010 verwendet hat. Das sei besonders bedauerlich, da sich Bangkok so stark für das 1999 in Kraft getretene Ottawa-Übereinkommen zur Ächtung von Landminen eingesetzt habe.

CMC zufolge räumte der thailändische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Sihasak Phuangketkeow, auf einem Treffen in Genf in diesem Monat ein, dass die thailändischen Truppen bei den Zusammenstößen im Februar 155-Millimeter-DPICM-Geschosse verwendet hatten.

Die thailändischen Streitkräfte rechtfertigen den Einsatz der DPICM-Geschosse mit Raketenangriffen durch die kambodschanische Armee. Zankapfel beider Nachbarländer ist ein Gebiet nahe des kambodschanischen Preah-Vihear-Tempels, das Thailand für sich beansprucht.

Wenn Streubomben explodieren, zerfallen sie in Dutzende Minibomben, die weit über den jeweiligen Konflikt hinaus für die Menschen eine tödliche Bedrohung darstellen. Denn etliche der Subgeschosse detonieren nicht sofort, sondern lauern als Blindgänger im Boden.


Tote und Verletzte

CMC-Vertreter haben sich in den kontaminierten Gebieten umgesehen und fanden dort DPICM-Geschosse vom Typ M85. Der Einsatz der in Israel produzierten Subgeschosse hat in Irak und Libanon hat jedoch gezeigt, dass bis zu zwölf Prozent der Submunition nicht sofort detoniert. Ein typisches 155-Milimeter-Projektil enthält 49 M85-Geschosse. Somit werden einem Bericht der Hilfsorganisation 'Norwegian People's Aid' von 2007 zufolge fünf Subgeschosse über einem drei Hektar großen Detonationsradius nicht gezündet.

Denise Coghlan vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Kambodscha gehörte der Gruppe an, die das betroffene Gebiet kurz nach den Februarkämpfen besuchte. Sie berichtete, dass zwei Männer durch die Streumunition getötet und zwei weitere verletzt wurden. "Der Einsatz der Streubomben ist ein eklatanter Bruch des neuen internationalen Abkommens", kritisierte sie. Der Einsatz der gefährlichen Waffen durch Thailand sollte nach Ansicht der CMC beide Streithähne ermuntern, die globale Übereinkunft gegen Streumunition zu unterzeichnen.

Wie der kambodschanische Außenminister Prak Sokhon erklärte, ist das Land grundsätzlich bereit, dem globalen Abkommen beizutreten. Doch der Angriff durch Thailand lasse die Regierung von Ministerpräsident Hun Sen zögern. "Vom militärischen Standpunkt aus betrachtet ist es schwierig, eine Entscheidung zu treffen, wenn die andere Seite eine solche Munition gegen uns einsetzt", erklärte Sokhon gegenüber IPS. "Wenn beide Seiten eine friedliche Lösung finden, werden wir unsere Position überdenken." Auch aus Thailand war zu hören, dass man noch über einen Beitritt zu dem Anti-Streumunition-Abkommen nachdenke. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2011