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LATEINAMERIKA/1023: Kolumbien aktuell - April/2 2009 (ask)


Kolumbien-aktuell Nr. 486 vom 27. April 2009

Inhalt:
1. Menschenrechte: Aussergerichtliche Hinrichtungen gehen weiter
2. Chronologie: 1. - 31. März 2009


1. Menschenrechte: Die aussergerichtlichen Hinrichtungen gehen weiter, jetzt mit Strategien, um sie zu verdecken

Die Menschenrechtslage und die Situation des humanitären Völkerrechtes in Kolumbien sind weiterhin sehr kritisch. Zwischen Juli 2007 und Juni 2008 wurden mindestens 1492 Personen ausserhalb von Gefechten getötet aufgrund sozio-politischer Gewalt.[1] Davon wurden 182 Personen gewaltsam zum Verschwinden gebracht. In den Fällen, in denen die Täterschaft bekannt ist (bei 923 Opfern), fallen 82,01% in die Verantwortung des Staates; 32,06% davon durch direkte Beteiligung von Staatsbeamten (296 Opfer) und in 49,94% (461 Opfer) durch die Tolerierung oder Unterstützung von Verbrechen der Paramilitärs. Die Guerilla wird für 17,98% der Fälle (166 Opfer) als Täter verantwortlich gemacht. Der Arbeitstisch über aussergerichtliche Hinrichtungen der Koordination Kolumbien-Europa-USA dokumentierte 535 Fälle aussergerichtlicher Hinrichtungen im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2007 und dem 30. Juni 2008, welche direkt in die Verantwortlichkeit der Armee fallen.

Das Bekanntwerden des Verschwindenlassen von 22 Jugendlichen aus der Armenvorstadt Soacha im Süden von Bogotá und deren nachfolgende Ermordung in der Gemeinde Ocaña führte zur Entlassung von 27 Offizieren und zum Rücktritt des Chefkommandanten der Armee. Zudem wurden einige Massnahmen erlassen, was nun die Regierung dazu veranlasste zu sagen, das Problem der aussergerichtlichen Hinrichtungen sei überwunden.

Die Mitgliedsorganisationen des Arbeitstisches über aussergerichtliche Hinrichtungen der Koordination Kolumbien-Europa-USA klagten jedoch an, dass der Skandal, welcher im Oktober 2008 durch das Bekanntwerden einer Vielzahl von aussergerichtlichen Hinrichtungen im ganzen Land ausgelöst wurde, von widersprüchlichen Massnahmen zur Bekämpfung dieser Verbrechen begleitet wurde. Diese Anklagen wurden aufgrund der verschwundenen und ermordeten Jugendlichen von Soacha ausgelöst und führten zur Anklage von vielen ähnlichen Fällen in einer Vielzahl von Regionen ganz Kolumbiens. Die erlassenen Massnahmen führten auch zum Auftauchen neuer Modalitäten, um sich so den neuen Kriterien und den Weisungen des Verteidigungsministeriums anzupassen, jedoch die Verbrechen fortzusetzen. Doch wird jetzt ganz besonders darauf geachtet, dass diese neuen aussergerichtlichen Hinrichtungen nicht (öffentlich) bekannt gemacht und die Leichen versteckt werden, um so keine Spuren der Verantwortlichkeit der Armee bei diesem illegalen Vorgehen zu hinterlassen.

In vielen Regionen des Landes konnte beobachtet werden, dass die Verletzung des Rechtes auf Leben von sozialen Führungsleuten, politischen Oppositionellen und Mitgliedern von sozialen Organisationen und Angehörigen besonders verletzlicher Gruppen jetzt vor allem mittels des gewaltsamen Verschwindenlassens geschieht. Mit diesem Vorgehen wird die aussergerichtliche Hinrichtung verschleiert. Zudem lässt sich auch eine Zunahme der Fälle von aussergerichtlichen Hinrichtungen mit der indirekten Beteiligung der Armee und die direkte Täterschaft der Paramilitärs feststellen, welche aber mit der Komplizenschaft und der Zustimmung der Armee zählen können. In der Mehrheit der Fälle hat das Verschwindenlassen die nachträgliche aussergerichtliche Hinrichtung zum Ziel. Die Vorsichtsmassnahmen waren in den letzten Monaten darauf ausgerichtet, die aussergerichtlichen Hinrichtungen einfach nicht mehr (öffentlich) als "militärische Erfolgsmeldungen" bekannt zu machen und die Leichen spurlos zum Verschwinden zu bringen. Diese Modalität wurde bereits mit der Festnahme, dem Verschwindenlassen und der Hinrichtung des Gewerkschaftsführers Guillermo Rivera von der Gewerkschaft der Angestellten der Finanzaufsichtsbehörde bekannt. Guillermo Rivera war von der Armee am 22. April 2008 verhaftet worden. Nach seinem Verschwindenlassen wurde er hingerichtet und in der Stadt Ibagué anonym begraben. Weder seine Verhaftung, noch viel weniger seine aussergerichtliche Hinrichtung wurde als "Erfolgsmeldung" im Rahmen der demokratischen Sicherheit mitgeteilt. So blieb er ein Fall eines Verschwundenen, bis seine Leiche am 16. Juli 2008 mit Folterspuren aufgefunden wurde. Obwohl die Strategie, die aussergerichtlichen Hinrichtungen als Verschwindenlassen erscheinen zu lassen, nach der Ankündigung von Massnahmen der "Null Toleranz" gegenüber dieser Form der Verbrechen zu einem Anstieg dieser Vorgehensweise führte, zeigt der Fall von Rivera, dass diese Modalität schon vorher bestanden hatte.

Die Massnahmen der "Null Toleranz" mit den falschen Erfolgsmeldungen sind von einer besorgniserregenden Zunahme der Zahlen über gewaltsames Verschwindenlassen begleitet. Nach einem jüngsten Bericht der Nationalen Kommission für die Suche nach Verschwundenen sind allein zwischen dem 1. Januar 2007 und dem 21. Oktober 2008 insgesamt 1686 Fälle von Verschwindenlassen registriert worden, die Mehrzahl davon im Zusammenhang mit aussergerichtlichen Hinrichtungen.[2] Die Beteiligung von Mitgliedern der Sicherheitsdienste ist in vielen Fällen von Verschwindenlassen ausreichend dokumentiert (siehe Anhang 2). Zwei Zonen, welche eine äusserst besorgniserregende Zunahme von Verschwindenlassen registrierten, stimmen mit Orten überein, in denen es eine der stärksten Militärpräsenz gibt: Die Gemeinde La Macarena im Dep. Meta, wo es ein strategisches Operationszentrum des Plan Colombia gibt und das Zentrum für integrale Zusammenarbeit der Armee seinen Sitz hat. Hier wurde kürzlich über das Auffinden von Massengräbern berichtet, in denen die Leichen von 1150 Verschwundenen der letzten Jahre liegen könnten. Das zweite Gebiet ist Buenaventura, eine der am meisten militarisierten Gebiete an der Pazifikküste und in verschiedenen Handelsabkommen als wichtigster Exporthafen bezeichnet. Hier hat der Ombudsmann in den letzten drei Jahren 373 Anklagen wegen gewaltsamem Verschwindenlassen erhalten, wie er an einer Gemeinderatsversammlung vom 21. Februar 2009 anklagte.

Besorgniserregend ist auch die Zunahme verschiedener Fälle von Morden mit politischen Motiven oder von Gewalt gegen soziale Führungsleute oder sozial Randständige, welche unter konfusen Umständen verübt werden. Damit wird versucht, die Täterschaft, die Motive und auch den Tathergang zu verschleiern. Hinter dieser Vorgehensweise könnten sich neue aussergerichtliche Hinrichtungen verstecken, welche auf diese Weise nicht als solche erscheinen sollen. Ein Beispiel davon könnte die Ermordung von fünf Mitgliedern der Kankuamos am 31. Dezember 2008 sein (siehe Anhang 3).

Die Zunahme von Aktionen der Paramilitärs in den wichtigsten Städten des Landes und von Drohungen gegen Jugendliche, soziale Führungspersonen und sozial Randständige hat zur Ermordung von Dutzenden von Jugendlichen in 20 Städten geführt und scheint eine neue Operationsweise der Paramilitärs zu sein. Diese scheinen damit ihre Präsenz erneut legitimieren zu wollen, indem sie soziale Kontrollfunktionen ausüben, wofür die staatlichen Sicherheitskräfte zuständig wären. Im Rahmen dieser "sozialen Säuberung" ermorden die Paramilitärs Hunderte von randständigen Jugendlichen und Opfer der verschärften Wirtschaftskrise.


Straflosigkeit

Trotz einer signifikanten Zahl von Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft wegen vermuteter aussergerichtlicher Hinrichtungen durch die Armee, befindet sich der Grossteil der Fälle in der Straflosigkeit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befinden sich nur 0,1% (16 Fälle) aller Fälle in der Phase der Urteilsfindung. 17 Schuldsprüche wurden gegen 46 Personen gefällt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Rahmen des Gesetzes 906 von 2004 zeigen, dass von den 716 Ermittlungen, die in die Zuständigkeit der Nationalen Menschenrechtseinheit fallen, 231 nach dem Anklagerecht geführt werden. Von diesen stehen 229 Fälle in der Ermittlungsphase und zwei in der mündlichen Urteilsfindung. Damit wird deutlich, dass das neue Anklagestrafrecht grosse Mängel aufweist und nicht geeignet ist, Erfolge bei den Ermittlungen über die aussergerichtlichen Hinrichtungen zu erreichen.[3] Unter diesem neuen Anklagesystem gibt es auch keine Fortschritte im Kampf gegen die Straflosigkeit von aussergerichtlichen Hinrichtungen, da es keine klaren Fristen gibt und die Fälle so über lange Zeit in der Vorabklärungsphase bleiben. Zudem können die Opfer oder deren Angehörige ihr Recht auf Verteidigung nicht angemessen wahrnehmen, da für sie der Zugang zu den Ermittlungsakten und den Beweisen sehr eingeschränkt ist. Dies zeigte sich auch im Fall der Jugendlichen von Soacha. Die Straflosigkeit setzt sich auch bei den Disziplinarprozessen fort, da die Methodik der Hauptprozesse, mit der die Ermittlungen gegen die Parapolitik geführt werden, auf die Disziplinarprozesse übertragen wird. Damit wird auch hier den Opfern und ihren Verteidigern der Zugang zu den Hauptprozessen verwehrt, und sie können auch keine Einsicht nehmen in die Anklage und in die Beweisführung.

Die Regierung hat sich geweigert, die Weisung 029 von 2005 rückgängig zu machen. Diese bietet finanzielle Anreize für bei Gefechten Getötete an. Diese Anreize sind ein bedeutender Faktor für die Zunahme der Fälle von aussergerichtlichen Hinrichtungen von Zivilen, welche dann als bei Gefechten gefallene Kämpfer ausgegeben werden. Die Regierung argumentiert, dass diese Weisung das Herzstück der Politik der demokratischen Sicherheit bildet.

Gegen die aufgrund der Vorfälle von Soacha aus dem Dienst entlassenen Offiziere wurden keine Prozesse eröffnet oder Anklagen erhoben. Der Architekt dieser Politik, General Mario Montoya, welcher ständig den Truppen eingehämmerte, er wolle "Stadien voller Toten"[4] sehen, wurde zum Botschafter in der Dominikanischen Republik ernannt. Die übrigen Offiziere befinden sich in Freiheit. General José Joaquín Cortés, Ex-Kommandant der 2. Armeedivision und einer der drei aus dem Dienst entlassenen Generäle, klagte an, dass mehrere der suspendierten Offiziere erneut aktiv bei der Armee Dienst tun.[5] Es scheint, dass die effizienten Massnahmen gegen die Straflosigkeit, welche die Regierung pausenlos verkündet, den Opfern dieses Schreckens nicht viel Gerechtigkeit gebracht haben. Wenn dies bei diesem paradigmatischen Fall so ist, bei dem die Regierung exemplarische und harte Massnahmen ankündigte, was kann dann erst in all den anderen hunderten von anonymen Fällen erwartet werden? Die Durchsetzung von Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung ist aber unabdingbare Bedingung um diese Abscheulichkeiten definitiv zu stoppen. Die aussergerichtlichen Hinrichtungen bleiben in der Straflosigkeit und werden unter neuen Modalitäten verübt, mit denen erreicht werden soll, diese Verbrechen zu verdecken.



Anhang 1

Einige angeklagte Fälle von aussergerichtlichen Hinrichtungen, die nach der Ankündigung der Massnahmen der "Null Toleranz" gegenüber falschen Erfolgsmeldungen verübt wurden

a) Am 16. Dezember 2008 wurde auf der Strasse nach Totoró (Dep. Cauca) José Edwuin Legarda Vásquez, Ehemann der Obersten Rätin des CRIC, Aida Quilcué Vivas, von Einheiten der Armee ermordet. Das Auto, in dem José Legarda unterwegs war, ist das übliche Transportmittel von Aida Quilcué. Das Auto wurde von 19 Gewehrschüssen getroffen, einige davon von vorne. Eine Krankenschwester einer Gesundheitsmission, welche José Legarda begleitete, wurde beim Anschlag verletzt. In einer ersten Version behaupteten die Militärs, dass sie aus dem Auto heraus beschossen worden seien. Diese Version wurde nachher durch eine andere ersetzt, wonach das Auto bei einer Strassensperre nicht angehalten habe. Kein anderes Fahrzeug, welches in dieser Nacht auf der gleichen Strasse unterwegs war, wurde an einer Strassensperre aufgehalten. Bei den Militärs wurden zwei Gewehre gefunden, welche keinem der Soldaten gehörten. Es wird vermutet, dass diese den Opfern hätten in die Hände gelegt werden sollen. Alles weist darauf hin, dass die Militärs die Durchfahrt von Aida Quilcué erwarteten, welche um diese Zeit hier hätte vorbei kommen sollen, um an einer Sitzung des Arbeitstisches von Togaima teilzunehmen. Aufgrund anderer Verpflichtungen hatte sie sich jedoch verspätet.[6]

b) Am 8. Dezember 2008 wurde in einem abgelegenen Gebiet zwischen San Vicente del Caguán und Puerto Rico (Dep. Caquetá) Joel Pérez Cardenas erschossen, enthauptet und seine Leiche angezündet. Pérez war einer der Gründungsmitglieder und ersten Direktoren der Vereinigung für die Verteidigung der Menschenrechte Caguán Vive. Er hatte auch verschiedene Ämter bei Gemeinderäten und Umweltkommissionen inne. Die Umstände des Verbrechens weisen nach Meinung der Gemeinschaft auf die Täterschaft der Armee hin.[7]

c) Am 26. Dezember 2008 präsentierten Einheiten des Bataillon Rifles der 11. Brigade die Leiche von Arnobis Negrete Villadiego, 18 Jahre alt, als ein Mitglied einer kriminellen Bande im Dienste von Don Mario, welches von der Armee in dem Distrikt Villa Fatima in der Gemeinde Buenavista (Dep. Córdoba) erschossen worden sei. Doch es handelte sich um einen Studenten im 7. Jahr der Mittelschule Cristobal Colón von Montería. Er folgte am Tag zuvor einer Einladung eines anderen Jugendlichen mit ihm zu kommen, als er vor seinem Haus im Stadtteil Edmundo López in Montería am Blumen giessen war.[8]

d) Am 9. Janurar 2009 ermordeten zwei Polizisten von Bogotá den Obdachlosen Robinson Gil, der auf der Strasse lebte, durch einen Schuss, nachdem sie ihn brutal mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen hatten. Das Opfer hatte sich geweigert, sich die Decke wegnehmen zu lassen. Die Polizisten versuchten die Leiche zum Verschwinden zu bringen. Sie brachten sie auf ein verlassenes Grundstück beim Kilometer 9 an der Ausfallstrasse nach Choachí. Dies wurde jedoch von Anwohnern entdeckt und angezeigt.[9]

e) Am 28. Februar 2009 verhafteten zwei uniformierte Polizisten, welche mit Polizeimotorrädern unterwegs waren, den 15-jährigen Rodolfo Blandón in Ciudad Bolivar (Bogotá). Blandón befand sich in Begleitung eines minderjährigen Freundes. Eine Woche galt Rodolfo Blandón als verschwunden, danach wurde er mit einem Kopfschuss tot im Viertel Lucero Alto al Sur von Bogotá aufgefunden.[10]

f) Am 14. März 2009 wurde in der Gemeinde La Macarena (Dep. Meta) Luis Arbey Diaz Rubiano durch Einheiten der Mobilen Brigade No. 1 aussergerichtlich hingerichtet. Das Opfer war Präsident der Gemeindejunta von El Tapir in der Gemeinde La Macarena. Das Opfer verliess in Begleitung seines Sohnes Rolando Martinez Plaza sein Haus, als er von den Armeeeinheiten erschossen wurde. Sein Sohn wurde nach der Ermordung des Vaters von der Armee während zwei Tagen willkürlich verhaftet.[11]



Anhang 2

Einige Fälle von Verschwindenlassen, bei denen die Beteiligung von Sicherheitskräften angeklagt wurde

a) Am 28. Juli 2008 brachten Mitglieder der Armee einen eigenen Soldaten zum Verschwinden. Offiziere werden als vermeintliche Täter für das Verschwindenlassen des Soldaten Oscar Iván Tabares verantwortlich gemacht. Die Staatsanwaltschaft erliess einen Haftbefehlt gegen den Offizier Iván Ramiro Rodríguez Piza und den Unteroffizier Ernesto Rodrigues Rojas. Der Soldat wurde an einer Strassensperre der Armee zum Verschwinden gebracht. Zuvor war es in einem Lager der Armee im Weiler San Luis de Toledo in der Gemeinde San Juanito (Dep. Meta) zur Explosion einer Granate gekommen. Die Offiziere hatten mit dem verschwundenen Soldaten ein Streitgespräch und es waren Schüsse abgegeben worden.[12]

b) Am 10. Januar 2008 nahmen Einheiten des Artilleriebataillons Palacé der 3. Brigade willkürlich sechs Bauern fest und brachten sie zum Verschwinden. Der Vater und seine fünf Söhne heissen: Rigoberto Hoyos Ruíz (Präsident und rechtlicher Vertreter der Vereinigung der organischen Kaffeeproduzenten Kolumbiens ACOC), Jaime Luis Hoyos Galeano, Néstor, Carlos, Jorge Luis und Oscar William. Einige der Söhne sind minderjährig. Militärs waren etwa um 9 Uhr morgens auf den Hof der Familie Hoyos Galeano im Weiler San Marcos gekommen (Polizeikreis Monteloro in der Gemeinde Tuluá im Dep. Valle del Cauca). Nach der Festnahme wurden die Verhafteten zu einem Militärlager gebracht, wo wenig später mehrere Schüssen zu hören waren. Als die Gemeinschaft vom Geschehen Kenntnis hatte, ging eine Kommission an den Ort des Geschehens. Eine Gruppe von Militärs empfing die Delegation und sagte, sie würden weder den Aufenthaltsort noch etwas über das Schicksal von Rigoberto Hoyos und seinen fünf Söhnen wissen. Bis heute ist nichts über den Verbleib und das Schicksal der sechs verschwundenen Personen bekannt.[13]

c) Am 15. Februar 2009 wurde Alba Nelly Murillo, Präsidentin der Gemeindejunta des Weilers La Esmeralda in der Gemeinde El Castillo (Dep. Meta) nach dem Passieren einer Brücke über den Fluss Llamanes zum Verschwinden gebracht. Einheiten des Bataillons 21 Vargas werden für die Tat verantwortlich gemacht, denn sie hatten an diesem Ort einen Stützpunkt. Frau Murillo hinterlässt zwei minderjährige Kinder. Sie hatte zuvor Drohungen von Einheiten des Bataillons Vargas angeklagt.[14]



Anhang 3

Einige Fälle von aussergerichtlichen Hinrichtungen aufgrund indirekter Verantwortung der Armee durch Komplizenschaft oder Zustimmung mit den paramilitärischen Gruppen[15]

a) Am 22. November 08 ermordeten Paramilitärs in Chigorodó (Dep. Antioquia) Benigno Antonio Gil Valencia, den Gründer des Bauernarbeitstisches für die Rückerlangung des Landes. Er hatte zusammen mit anderen vertriebenen Familien aus Urabá versucht, die von den Paramilitärs geraubten Ländereien wieder zurück zu erlangen.

b) Am 11. November 2008 ermordeten Paramilitärs in Tarazá (Dep. Antioquia) Jairo Alberto Londoño Usaga und Fredy Manuel Estratad Guerra (25 Jahre und 26 Jahre alt). Beide hatten als Delegierte der durch die Besprühungen vertriebenen Bauern von Tarazá aktiv beim Verhandlungsprozess mit der Regierung teilgenommen. Die Vertriebenen waren von den Behörden als "Helfer der Guerilla" bezeichnet worden. Die Täter gaben sich als "Guerilleros der 18. Front der FARC" aus.

c) Am 28. November 2008 ermordeten Paramilitärs in Arauquita (Dep. Arauca) den ehemaligen Generalsekretär der Bauernvereinigung von Arauca und aktuelle Führungsperson des Komitees der Vertriebenen, Carlos Rodolfo Cabrera Huertas. Carlos Cabrera hatte Schutzmassnahmen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission aufgrund von Todesdrohungen.



Anhang 4

Mögliche Fälle, hinter denen sich Staatsverbrechen gegen Mitglieder von indigenen Gemeinschaften verstecken[16]

a) Am 31. Dezember 2008 explodierte während eines Neujahrfestes der Kankuamos in Atanquez (Dep. Cesar) ein Sprengkörper im Lokal Patio Fresco, in dem sich über 200 Personen aufhielten. Fünf Personen wurden getötet und 85 weitere schwer verletzt. Die indigenen Behörden verlangten von der Regierung aufgrund der schweren Hinweise auf die Verantwortlichkeit von Staatsbeamten Erklärungen, denn an diesem Tag hatte sich die Armee in verdächtiger Form aus dem Ort zurück gezogen. Der Anschlag geschah zudem nur einen Strassenzug vom Polizeiposten entfernt und es handelte sich um einen Sprengsatz, wie ihn die Armee verwendet.

b) Am 16. November 2008 zerrten Paramilitärs Oswaldo Pai Garcia und seine Mutter Maruja Garcia Casaluzán in Ricaurte (Dep. Nariño) gewaltsam aus ihrer Wohnung und ermordeten sie. Oswaldo Pai Garcia war indigener Gouverneur des Schutzgebietes Gualcalá.

c) Am 9. Dezember 2008 wurde auf der Strasse des Stadtteils Los Pailitos in Maicao (Dep. Guajira) nach der Gemeinschaft Wayúu Noüna de Campamentos Miguel Angel Ospina Boscán, 32 Jahre alt, abscheulich gefoltert - es wurden ihm die Augen ausgestochen - und ermordet. Migel Angel ist der Bruder einer Wayúu-Führungsfrau, welche die Opfer organisiert hat und gemeinsam mit ihnen Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung verlangt. Miguel Angel stand auf einer Todesliste, welche zuvor die Aguilas Negras verbreiteten. Die Aguilas Negras haben sich in Maicao breit gemacht.


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2. Chronologie: 1. - 31. März 2009

3. März 2009

Der paramilitärische Chef Don Berna beschuldigt General Montoya. Der paramilitärische Chef, Diego Fernando Murillo, alias Don Berna, beschuldigte den General (i.R.) und ehemaligen Oberkommandierenden der Streitkräfte, Mario Montoya, während der Operation Orion zusammen mit paramilitärischen Einheiten operiert zu haben. Heereschef Mario Montoya sah sich aufgrund des Skandals der "falschen Erfolgsmeldungen" gezwungen, von seinem Amt zurück zu treten. Die Operation Orion war eine Aufstandsbekämpfungsaktion, welche am 16. Oktober 2002 in der Comuna 13 in Medellin gemeinsam von der Armee und Paramilitärs durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um einen der schwersten Vorfälle von massiver Menschenrechtsverletzung. Nach der gewaltsamen Eroberung der Comuna 13 durch Armee und Paramilitärs, übernahmen die Paramilitärs die soziale Kontrolle über diese Stadtviertel, wo sie auch heute noch ihren Terror gegen die Bevölkerung ausüben. Bei der Operation Orion, welche unter dem Befehl von General Montoya stand, wurde eine Minderjährige aussergerichtlich hingerichtet, 38 Personen durch Schüsse verletzt, hunderte von Personen gewaltsam vertrieb en, acht Personen wurden während der Operation zum Verschwinden gebracht und weitere 60 Personen nach der Operation. 355 Personen wurden willkürlich festgenommen, wovon gegen 170 Personen Prozesse eröffnet wurden, wobei die meisten nach mehreren Monaten in Haft wieder frei kamen. In einem Brief an den Gerichtshof des Süddistrikts von New York schreibt der an die USA ausgelieferte paramilitärische Chef, dass "Institutionen der staatlichen Sicherheitsdienste den Block Cacique Nutibara zur Säuberung der Zone von der Guerilla um Hilfe baten". Dabei nennt er den Ex-Armeegeneral Mario Montoya Uribe und den General (i.R.) der Nationalpolizei Leonardo Gallego als jene Personen, welche mit den Paramilitärs gemeinsame Aktionen durchführten. Trotz dieser schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wurde General (i.R.) Montoya kürzlich von Präsident Uribe zum Botschafter in der Dominikanischen Republik ernannt.

http://www.elespectador.com/noticias/judicial/articulo123293-don-berna- salpica-al-ex-general-mario-montoya



4. März 2009

Vizepräsident Francisco Santos verunglimpft die Anklage wegen Menschenrechtsverletzungen bei internationalen Institutionen. Eine Kommission von MenschenrechtsverteidigerInnen, zu der auch Monseñor Héctor Fabio Henao, Nationalsekretär der Sozialpastoral der katholischen Kirche gehörte, und die an einer Anhörung im US-Kongress zu den Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien teilnahm, wurde von Vizepräsident Santos angegriffen und als "ein Plan eines Sektors der Opposition gegen die Regierung, welche das Ansehen des Landes vor der internationalen Gemeinschaft schädigt", bezeichnet. Santos meinte, es handle sich "um eine Strategie gegen Kolumbien, gegen den Präsidenten, welche ganz Kolumbien in den Schmutz zieht". Bei dieser Strategie sei "die Politik Kolumbiens auf internationale Szenarien verschoben worden und der Hass und der Groll einiger Kreise gegen den Präsidenten verfolgt jetzt die Strategie, auf allen Szenarien präsent zu sein und schlecht vom Land zu sprechen".

http://www.wradio.com.co/nota.aspx?id=772214

Die kolumbianische Regierung könnte Anzeige gegen im Ausland lebende Kolumbianer und Ausländer erstatten, welche Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien anklagen. Vizepräsident Santos erklärte, es bestehe in der kolumbianischen Regierung Besorgnis "über die Aktivitäten von Personen, welche das Ansehen Kolumbiens in multilateralen Institutionen zu schädigen suchen". Die Anklage richtet sich gegen Personen, welche "diese Anlässe auf dem internationalen Szenarium ausnutzen.um zu sagen, dass die Situation in Kolumbien sehr besorgniserregend ist". Er verglich diese Anklage von Menschenrechtsverletzungen mit Beleidigungen. Vizepräsident Santos bekräftigte, dass die Regierung herauszufinden suche, ob sie gegen Johnson Bastidas ein Gesetz anwende, welches in der Schweiz wohnhaften Ausländern verbietet, andere Regierungen von schweizerischem Territorium aus zu beleidigen. Johnson Bastidas ist nach Angaben von Radio W Dozent an der Universität von Lausanne in der Schweiz. Er fordert die Eröffnung eines Prozesses gegen den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe beim Internationalen Strafgerichtshof.

http://www.wradio.com.co/oir.aspx?id=772190



5. März 2009

Paramilitärchef Ever Veloza, alias HH, an die USA ausgeliefert. Gegen die Bitte Tausender von Opfern ordnete die Regierung die Auslieferung des paramilitärischen Chefs Ever Veloza, alias HH, an die USA an. Dies obwohl mehr als 11'000 Verbrechen, an denen HH beteiligt war, damit unaufgeklärt bleiben. HH war paramilitärischer Kommandant der Blöcke Calima und Bananero. Er war der paramilitärische Chef, welcher am meisten Verbrechen gestanden hat und in seinen Aussagen auch mehrere Militärführer und Politiker genannt hatte. Mit seiner Auslieferung wurde nun diesen Aussagen ein Riegel geschoben. Der Auslieferungsentschied wurde gefällt, obwohl die Staatsanwaltschaft nicht die Zeit hatte, um über 200 Anklagen im Rahmen des Prozesses des Gesetzes 975/2005 (Gerechtigkeit und Frieden) gegen HH zu formulieren. Die Regierung zog es vor, die Aufklärung schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Kolumbien zu stoppen und HH an die USA auszuliefern, wo er wegen Drogenhandels angeklagt ist.

http://www.elespectador.com/noticias/judicial/articulo123812-hh-se-va-sin-confesar-mas-de-11-mil-delitos



5./6. März 2009

Nationaler Aktionstag gegen die aussergerichtlichen Hinrichtungen. Mit der Präsenz von mehr als 200 Familienangehörigen von Opfern aussergerichtlicher Hinrichtungen wurden nationale Kundgebungen gegen die aussergerichtlichen Hinrichtungen durchgeführt. Zu den Aktionen aufgerufen hatten Opfer- und Menschenrechtsorganisationen, angeführt von der Nationalen Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen und der Koordination Kolumbien-Europa-USA. Um diese Verbrechen anzuklagen, denen in den letzten sechs Jahren gegen 1400 Menschen zum Opfer gefallen sind, wurden Workshops, Reflexionsseminare und simultane Kundgebungen in Spanien, Irland, den USA und Argentinien und in anderen Städten Kolumbiens, so u.a. in Cúcuta, Bucaramanga und Medellín durchgeführt.

http://www.elespectador.com/impreso/politica/articuloimpreso 124049-denunciaran-aumento-de-falsos-positivos



10. März 2009

DAS hört Telefone des Präsidenten des Obersten Gerichtshofes ab. Die Generalstaatsanwaltschaft konnte nachweisen, dass der jetzige Richter und frühere Präsident des Obersten Gerichtshofes, Yesid Ramírez, Opfer von Telefonüberwachung durch den direkt dem Präsidenten unterstellten politischen Sicherheitsdienst DAS geworden ist. Yesid Ramírez ist einer der Richter mit am meisten Verantwortung bei den Ermittlungen im Falle der Parapolitik, d.h. Prozessen, in denen die Allianzen zwischen Paramilitärs und Kongressabgeordneten untersucht werden. Die grosse Mehrheit der angeklagten Kongressabgeordneten gehört der Regierungskoalition an.

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/telefono-del-ex-presidente- de-la-corte-suprema-yesid-ramirez-estaba-interceptado-por-el-das_4867910-1

Südamerikanischer Verteidigungsrat gegründet. In einer historischen Versammlung, an der die Verteidigungsminister der zwölf Mitgliedsländer der Vereinigung der Nationen Südamerikas UNASUR teilnahmen, wurde der Südamerikanische Verteidigungsrat mit dem Hauptziel gegründet, "Südamerika als Friedenszone, Basis für demokratische Stabilität und ganzheitliche Entwicklung der Völker und als Beitrag zum Weltfrieden zu konsolidieren". Die Gründung des Verteidigungsrates erfolgt nur neun Monate nach der im Mai 2008 erfolgten Gründungsversammlung der Vereinigung der südamerikanischen Nationen UNASUR in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Der Verteidigungsrat entstand aus der Idee des brasilianischen Präsidenten Luis Iñacio Lula da Silva, Vorfälle wie den militärischen Übergriff Kolumbiens auf ein Lager der FARC auf ecuadorianischem Boden zu verhindern. In der Gründungserklärung wird darauf verwiesen, "eine südamerikanische Identität im Bereich der Verteidigung aufzubauen, welche die regionalen Charakteristiken berücksichtigt und zur Stärkung der Einheit Lateinamerikas und der Karibik beiträgt". Mit einigen Vorbehalten entschied sich Kolumbien, Teil des Verteidigungsrates zu sein, in dem die zwölf Mitgliedsländer des UNASUR (Argentinien, Bras ilien, Bolivien, Kolumbien, Chile, Ecuador, Guayana, Surinam, Paraguay, Uruguay und Venezuela) vertreten sind und sich dazu verpflichtet haben, "Konsense zu schaffen, um die regionale Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung zu stärken".

http://www.elespectador.com/noticias/judicial/articulo 125827-nace-consejo-defensa-suramericano-apoyo-de-los-paises-de-region



11. März 2009

Der beauftragte Generalstaatsanwalt klagt an, dass auch seine Telefone abgehört werden. Der beauftragte Generalstaatsanwalt Guillermo Mendoza Diago erklärte, dass - wie auch bei verschiedenen Richtern, Journalisten und politischen Oppositionellen - seine Telefone seit mehreren Jahren abgehört werden. Man habe bisher nicht ermitteln können, wer hinter dieser illegalen Aktion stehe. In einem Gespräch mit Radio Caracol meinte Mendoza Diago, er wisse, dass das Telefon seiner Wohnung illegal seit November 2005 abgehört werde. Die Aussage des beauftragten Generalstaatsanwaltes zeigt, welche Extreme die Verletzungen der individuellen Freiheiten unter der jetzigen Regierung erreicht haben. Die Abhörung der Kommunikation durch den Sicherheitsdienst DAS betrifft nicht nur Richter des Obersten Gerichtshofes, sondern als Gipfel des Zynismus auch die Behörden, welche mit der Kontrolle, der Autorisierung und der Ermittlung gegen Eingriffe in die Kommunikation der BürgerInnen beauftragt sind. Und diese Kontrollbehörden geben ohne rot zu werden zu, dass sie nichts zur Verhinderung dieser verbrecherischen Handlungen gegen die individuellen Rechte und gegen die Integrität der öffentlichen Funktionen unternehmen konnten.

http://www.caracolradio.com/nota.aspx?id=770861



16. März 2009

Paramilitärs der Llanos Orientales versprechen die Bekanntgabe von mehr als 300 Massengräbern. Die Bekanntgabe von mehr als 300 Massengräbern in den Departements Meta, Boyacá und im Süden des Dep. Casanare boten die paramilitärischen Chefs der "Bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen des Casanare" an, welche von Héctor Germán Buitrago, alias Martin Llanos, befehligt werden. Im Gegenzug möchten sie in den Genuss der Begünstigungen des Gesetzes Gerechtigkeit und Frieden kommen. Nach dem inhaftierten José Dario Orjuela, alias Solin, einem der Ex-Chefs des paramilitärischen Blocks, haben die paramilitärischen Aktionen in seinem Einflussbereich allein zwischen 2002 und 2004 mehr als 3'000 Tote gefordert. In diesen 300 Massengräbern wären auch die Leichen von Dutzenden von Kindern, welche in den Armenvierteln Bogotas massenweise zwangsrekrutiert worden waren.

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/ubicacion-de-300-fosas-con- muertos-de-su-guerra-prometen-revelar-paramilitares-de-martin-llanos_4879304-1

Generalprokurator spricht Minister von Uribe frei, welche Kongressabgeordneten Belohnungen für die Annahme der Wiederwahl anboten. Der neue Generalprokurator Alejandro Ordoñez sprach in einem unverständlichen Urteil den aktuellen Minister für Sozialen Schutz, Diego Palacio und den Ex-Innen- und Justizminister und heutigen Botschafter in Italien, Sabas Pretelt frei. Die beiden wurden beschuldigt, Kongressabgeordneten Belohnungen angeboten zu haben, wenn sie im Jahr 2004 der Verfassungsänderung zustimmten, welche die Wiederwahl von Uribe ermöglichte. Der Prozess wurde unter dem Namen Yidispolitica bekannt. Der Prokurator missachtete alle Beweise, welche gegen die Funktionäre sprachen und aufgrund derer der Oberste Gerichtshof Yidis Medina verurteilte. Yidis Medina ist eine der Kongressabgeordneten, welche von den Belohnungen profitierte, welche die Minister angeboten hatten. Es ist eine eigenartige Logik, jene zu verurteilen, welche die Belohnungen entgegen nehmen, nicht aber jene, die sie anbieten. Dies ist eine Konsequenz der hegemonialen Dominanz von Präsident Uribe über die Kontrollinstanzen, welche er nach seiner Wiederwahl erlangte. Im gleichen Urteil wurden auch Hernando Angarita (Vizeinnenminister), Alberto Velázque (Ex-Generalsekretär des Präsidenten), Jorge Noguera (Ex-Direktor des DAS) und José Felix Lafaurie (Es-Oberaufsichtsrat für Notariate und Registraturen) freigesprochen. Im Volksmund beginnt man den Generalprokurator als Generalfreisprecher zu bezeichnen.

http://www.elespectador.com/noticias/judicial/articulo127797-absuelven- diego-palacio-y-sabas-pretelt-caso-de-yidispolitica

Gouverneur des Dep. Guaviare wegen Verbindungen zu den Paramilitärs festgenommen. Gegen den Gouverneur des Guaviare laufen Ermittlungen wegen seiner Verbindungen zu dem paramilitärischen Chef Pedro Guerrero, alias Cuchillo. Er wird vor dem delegierten Staatsanwalt des Obersten Gerichtshofes aussagen müssen. Der Gouverneur erschien als Teilhaber des paramilitärischen Chefs in der Gesellschaft für die Exploration und die Ausbeutung von Bodenschätzen des Llano Ltda. Der Bergbau für den Export ist zu einer der wichtigsten Aktivitäten der Paramilitärs geworden, um so enorme Investitionen zu tätigen und ihre illegalen Gelder zu legalisieren.

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/captura-del-gobernador-del- guaviare-scar-de-jesus-lopez-ordena-la-fiscalia_4881416-1



17. März 2009

Ex-Präsident Pastrana sagt, Santos habe den Aufenthaltsort von FARC-Führungsleuten in Venezuela gekannt. Nach Aussagen des Ex-Präsidenten kannte der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos den Aufenthaltsort des FARC-Führers Iván Márquez in Venezuela. Er habe die Koordinaten von den US-Behörden bekommen. Aus diesem Grund forderte Santos die Militärführung auf, von Präsident Uribe die Einberufung eines Sicherheits- und Verteidigungsrates zu verlangen, um dort die genauen Anweisungen für das Vorgehen im Nachbarland am 3. März 2009 zu vereinbaren. Pastrana meinte: "Nie in der Geschichte Kolumbiens hatten die Militärs so gehandelt. Sie stellten Uribe gegen die Wand. (.) Es ist klar, dass in diesem Moment Verteidigungsminister Santos und nicht Präsident Uribe regierte." Im gleichen Sinne äusserte sich auch Ex-Präsident Samper. Dieser meinte, dass diese Druckausübung, um militärisch im Nachbarland vorzugehen, "ein Ministaatsstreich" war. Es scheint, dass Verteidigungsminister Santos, welcher wie Uribe für die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2010 kandidieren will, klar machen möchte, dass der Krieg erneut der Schwerpunkt der Wahlkampagne sein wird. Santos scheint sich noch härter als Präsident Uribe zeigen zu wollen, was eine höchst einträgliche Option zu sein scheint.

http://www.caracol.com.co/nota.aspx?id=779354

Vizepräsident Santos sagt, man solle mit dem Plan Colombia aufhören. Aufgrund der jüngsten Konditionierungen im Bereich der Menschenrechte, welche gegenüber Kolumbien gemacht werden, damit die US-Militärhilfe ausbezahlt wird, ist Vizepräsident Santos verärgert. Er meinte, man solle den Plan Colombia einstellen. Der Druck von zivilen Organisationen und Teilen des US-Kongresses, um ein Ende der Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien zu fordern, brachte den Vizepräsidenten dazu, folgendes zu sagen: "Die Behandlung, welche wir von Teilen der US-Zivilgesellschaft und des US-Parlamentes erhalten haben, ist ungerecht gegenüber Kolumbien. Und ich sage sogar: sie ist unwürdig. Schauen Sie: Wie viele andere KolumbianerInnen habe ich mich in Szenarien, in denen man uns schlecht behandelt, erniedrigt gefühlt. Wir waren nicht nur Alliierte sondern Freunde der USA und sind das einzige Land Lateinamerikas, in dem die USA ein positives Ansehen haben. Trotzdem werden wir schlecht behandelt, und wie! Diesen Preis müssen wir evaluieren in Bezug auf die Effektivität des Plan Colombia." Es scheint, dass der Vizepräsident es vorziehen würde, wenn von ihm keine Rechenschaft über die Verletzung der Menschenrechte, die aussergerichtlichen Hinrichtungen, die gewaltsame Vertreibung, die Ermordung von GewerkschaftlerInnen etc. verlangt würde.

http://www.eltiempo.com/colombia/politica/hay-que-acabar-con-el-plan- colombia-afirma-el-vicepresidente-francisco-santos_4877636-1

FARC lässt entführten Schweden frei. In der Gemeinde Tierralta (Dep. Cordoba) liesssen die FARC den 69 Jahre alten schwedischen Ingenieur Erik Roland Larsson frei. Er war der letzte entführte Ausländer in der Gewalt der FARC und nach Angaben der schwedischen Botschaft "der einzige entführte Schwede weltweit". Die schwedische Botschaft nahm Larsson persönlich in Empfang, nachdem sie mit der Zustimmung der kolumbianischen Regierung die Schritte zu seiner Freilassung durch die FARC eingeleitet hatte.

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/farc-liberan-a-sueco-erik- roland-larsson-ultimo-extranjero-que-tenian-secuestrado_4883384-1



18. März 2009

US-Senat blockiert 72 Mio. US-Dollar Militärhilfe bis die falschen Erfolgsmeldungen aufgeklärt sind. US-Senator Patrick Leahy, Präsident des Ausschusses des US-Senats für Auslandhilfe, meinte, dass diese Hilfe an Kolumbien solange suspendiert bleibe, bis konkrete Resultate der Ermittlungen über aussergerichtliche Hinrichtungen vorliegen. Er kritisierte, dass General Montoya, welcher aufgrund der falschen Erfolgsmeldungen von seinem Amt als Heereschef zurück getreten war, zum Botschafter in der Dominikanischen Republik ernannt wurde. Ebenso kritisierte Leahy, dass der Nachfolger von Montoya, General Oscar González, bis vor kurzem Kommandant der 4. Brigade in Antioquia war, wo am meisten aussergerichtliche Hinrichtungen zu verzeichnen sind. Leahy meinte: "Obwohl es Stimmen gab, welche über zweifelhafte Operationen der Armee berichteten, gab es von der Regierung erst eine Antwort, als diese zu einem Medienskandal wurden."

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/lider-de-senado-de-eu-condiciona- us72-millones-de-ayuda-a-que-se-esclarezcan-falsos-positivos_4883662-1



20. März 2009

Statut für ländliche Entwicklung für verfassungswidrig erklärt. Das Verfassungsgericht erklärte das Statut für ländliche Entwicklung für verfassungswidrig, da es Verpflichtungen internationaler Abkommen verletzt, so dass Indigene und ethnische Minderheiten konsultiert werden müssen in Fragen, die ihre Rechte betreffen. Das Statut für ländliche Entwicklung legalisierte den Landraub an der bäuerlichen Bevölkerung und verhinderte die ganzheitliche Entschädigung für die Opfer der Gewalt.

http://www.eltiempo.com/colombia/justicia/estatuto-rural-que-reforma- al-incoder-se-cayo-porque-no-fue-consultado-con-minorias-etnicas_4888653-1



21. März 2009

Regierung präsentiert Gesetzesprojekt zur Bestrafung des Drogenkonsums. Nach diesem Gesetzesprojekt soll das Tragen und der Konsum von minimalen Mengen von Drogen unter Strafe gestellt und die KonsumentInnen zu einer therapeutischen Behandlung zwangsverpflichtet werden, welche jeder verhaftete Drogenkonsument absolvieren muss. Das Projekt ist in breiten Kreisen auf Ablehnung gestossen, welche darin die Absicht einer autoritären Regierung sehen, sich einen Vorwand für die repressive Kontrolle der Bevölkerung zu verschaffen und sich so willkürlich in das Leben der BürgerInnen einzumischen. Der Innenminister erklärte, dass es Aufgabe des Staates sei, die BürgerInnen zu schützen, "wenn diese gegen ihre Gesundheit verstossen, ist es Pflicht, sie auch gegen ihren Willen zu schützen".

http://www.eltiempo.com/colombia/politica/proyecto-de-ley-para- penalizar-dosis-minima-de-drogas-presento-el-gobierno_4891369-1



24. März 2009

9'000 Arbeiter von Drummond treten wegen fehlender Arbeitssicherheit in den Minen in den Streik. Gegen 9'000 direkte und indirekte Arbeiter des US-Multis Drummond stellten ihre Arbeit in den Kohleminen La Loma aus Protest gegen die aktuellen Sicherheitsrisiken bei ihrer Arbeit ein. Dies ist das zweite Mal innert einem Jahr, dass die Arbeiter aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen in den Minen ihre Arbeit niederlegen. Die fehlende Arbeitssicherheit hatte zum Tod des Arbeiters Dagoberto Clavijo Barranco geführt. Die enormen Gewinne der Kohlenminen, welche in Kolumbien erzielt werden, basieren auf den miserablen Arbeitsbedingungen der Arbeiter und den prekären Umwelt- und Arbeitssicherheitsstandards.

http://www.portafolio.com.co/economia/pais/2009-03-25/ARTICULO-WEB-NOTA_ INTERIOR_PORTA-4897509.html



27. - 31. März 2007

In Medellín findet die 50. Versammlung der Interamerikanischen Entwicklungsbank BID statt. Inmitten grosser Sicherheitsvorkehrungen wurde die 50. Jahresversammlung der BID durchgeführt. Verschiedene Organisationen und soziale Bewegungen führten Kundgebungen und Parallelveranstaltungen durch, um die perversen Effekte der BID in den lateinamerikanischen Ländern anzuklagen. Diese Proteste standen unter dem Motto "BID, 50 Jahre Finanzierung der Ungleichheit. Jetzt reicht's!"

http://www.desdeabajo.info/index.php/ediciones/183-edicion-144/4093- bid50-50-anos-financiando-la-desigualdad-.html

Anmerkungen:

[1] Im gleichen Zeitraum wurden 1007 Personen bei Gefechten getötet.

[2] 7763 Fälle von Verschwindenlassen wurden in den letzten zwei Jahren gemeldet. In: Revista Cambio, 22. Okt. 2008; http://www.cambio.com.co/paiscambio/799/ARTICULO-PRINTER_FRIENDLY- PRINTER_FRIENDLY_CAMBIO-4618959.html

[3] Antwort der Generalstaatsanwaltschaft auf eine Petition der Corporación Juridica Libertad, Dezember 2008.

[4] http://www.eltiempo.com/opinion/columnistas/saludhernndezmora/ la-cultura-de-la-muerte_4639712-1

[5] http://www.elespectador.com/impreso/tema-del-
dia/articuloimpreso123316-fuimos-carne-de-buitre\

[6] Cinep. Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política.

[7] Cinep. Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política.

[8] Cinep. Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política.

[9] http://www.eltiempo.com/colombia/bogota/habitante-de-la-calle- murio-a-manos-de-2-policias-el-9-de-enero-le-dieron-un-tiro-en-la- cabeza_4809833-1

[10] http://www.elespectador.com/articulo125738-dos-policias-habrian- matado-un-joven-de-15-anos

[11] Denuncia pública realizada por la Junta de Acción Comunal de la Vereda El Tapir, la Asociación Campesina Ambiental de los ríos Lozada Guayabero y la Asociación Campesina Ambiental de los Parques Naturales Tinigua y Macarena, La Macarena (Meta), 24 de marzo de 2009.

[12] Cinep. Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política.

[13] Cinep. Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política.

[14] http://www.usofrenteobrero.org/images//voz%20internet%202480%20 con%20separata%20alta%20resolucion.pdf

[15] Casos registrados por el Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política del Cinep

[16] Casos registrados por el Banco de Datos de Derechos Humanos y Violencia Política del Cinep


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Quelle:
Kolumbien-aktuell Nr. 486, 27.04.2009
Herausgeber: Bruno Rütsche, ask Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien
Fachstelle Frieden und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2009