Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

LATEINAMERIKA/1108: Peru - "Leuchtender Pfad" noch nicht besiegt, Regierung rüstet für Offensive (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. August 2010

Peru: 'Leuchtender Pfad' noch nicht besiegt - Regierung rüstet für Offensive gegen Guerilla

Von Angel Páez


Lima, 2. August (IPS) - Die Gefahr durch die maoistische Guerillabewegung 'Leuchtender Pfad' ist in Peru bisher nicht gebannt. Seit der Entwaffnung Tausender Rebellen Mitte der neunziger Jahre operieren weiterhin versprengte Gruppen in dem größten Kokain-Anbaugebiet des südamerikanischen Landes. Die Regierung von Präsident Alan García will nun mit nagelneuen Kampfhubschraubern gegen die Extremisten vorgehen.

Wie Verteidigungsminister Rafael Rey mitteilte, hat die peruanische Regierung von Russland sechs Militärhelikopter vom Typ Mi-171 und zwei weitere vom Typ Mi-35P gekauft. Binnen eines Jahres sollen die letzten Nester der berüchtigten Guerillagruppe vernichtet werden. Die Streitkräfte lassen sich bei ihrer Offensive von einem pensionierten israelischen Brigadegeneral beraten.

Nach der Verhaftung von Rebellenchef Abimael Guzman 1992 war es dem damaligen Staatspräsidenten Alberto Fujimori zwar gelungen, den Leuchtenden Pfad weitgehend zu zerschlagen. Den Mitgliedern wurde Straffreiheit zugesichert, wenn sie ihre Waffen abgaben. Einige Extremisten sind dem Aufruf jedoch nicht gefolgt, sondern haben sich in unwegsamen Gebieten verschanzt.

Nach neuen Erkenntnissen der Regierung sind die Guerilleros zurzeit in den Tälern der Flüsse Apurimac und Ene aktiv. Dort wird in großem Umfang Koka, die Grundlage für die Kokain-Herstellung, angebaut. In der unwegsamen Region sollen sich etwa 250 bewaffnete Kämpfer aufhalten, die Truppen leicht in Hinterhalte locken können.

"Mit Hilfe der neuen Hubschrauber können wir gravierende logistische und operative Engpässe beseitigen", sagte ein hochrangiger peruanischer Militärvertreter im Gespräch mit IPS. Wegen des Mangels an Helikoptern hätten sich die Truppen bisher nur in geringem Umfang fortbewegen können, sagte er. Überraschungsangriffe seien somit ein Problem gewesen.


Rebellen operieren in schwer zugänglichen Gebieten

Zwei der neu erworbenen Hubschrauber sind zudem gepanzert. Damit ist es der Armee möglich, auch in Regionen vorzudringen, in denen sich Rebellen verschanzt haben. "Ohne Luftpatrouillen, Geheimdiensteinsätze und eine Verlegung von Truppen in diese Gebiete wäre es so, als würden wir mit gefesselten Füßen und Händen kämpfen", räumte der Offizier ein.

Die beiden Flusstäler umfassen eine Fläche von etwa 12.000 Quadratkilometern in den Verwaltungsbezirken Junin, Ayacucho und Cusco im Süden und Südosten des Landes. Das Gebiet liegt teils im Urwald und teils im Hochgebirge. Das enorme Höhengefälle reicht von rund 3.000 bis 540 Metern über dem Meeresspiegel.

Um den Militärdeal abzuwickeln, war eine Delegation des russischen Rüstungsunternehmens Rosoboronexport im Juli in die peruanische Hauptstadt Lima gekommen. Peru zahlte demnach 107,8 Millionen Dollar für die acht Hubschrauber, die bis Mai 2011 ausgeliefert werden sollen. Sie ersetzen Helikopter, die Peru Anfang der neunziger Jahre gebraucht von dem Sandinistischen Volksbefreiungsheer in Nicaragua gekauft hatte. "Nach Abschluss der Lieferung wird der Krieg in den Flusstälern zu hundert Prozent effizienter sein", sagte der Militärvertreter IPS.

Allerdings haben Guerilleros vereinzelt auch bereits Militärhelikopter abgeschossen. Im vergangenen September zerstörten sie im Hochland von Sinaycocha einen russischen Hubschrauber vom Fabrikat Mi-17. Drei Soldaten wurden bei dem Angriff getötet. Die Regierung beschloss daraufhin, zur Fortsetzung des Kampfes ihren Bestand an Hubschraubern zu erneuern.

Wie IPS aus Militärkreisen erfuhr, verfügen die Rebellen unter anderem über RPG-7-Panzerbüchsen und PK-Sturmgewehre, mit denen sie bereits mindestens vier Helikopter irreparabel beschädigt haben. Die neuen gepanzerten Fluggeräte würden es der Armee ermöglichen, Blitzangriffe durchzuführen sowie tagsüber und nachts die Verfolgung der Gegner aufzunehmen. (Ende/IPS/ck/2010)

Links:
http://www.mindef.gob.pe/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96040

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. August 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2010