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LATEINAMERIKA/1169: Mexiko - Homo-Ehe kein Tabu, alternative Kirchen für sexuelle Minderheiten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Oktober 2010

Mexiko: Homo-Ehe kein Tabu - Alternative Kirchen für sexuelle Minderheiten

Von Emilio Godoy


Mexiko-Stadt, 21. Oktober (IPS) - Alejandro González fühlte sich durch die katholische Kirche eingeengt. Der mexikanische Pfarrer schloss sich deshalb der von Schwulen, Lesben und Transsexuellen geführten Religionsgemeinschaft 'Iglesias de la Comunidad Metropolitana' (ICM) an.

"Ich habe die Kirche gewechselt, weil das, was ich predige, auch mit meinem Leben zu tun haben soll", sagt er. Seit sieben Monaten ist er bereits in der nordmexikanischen Stadt Monterrey für die Kirche 'Haus des Lichts' tätig, die die Universellen Bruderschaft der ICM angehört.

Troy Perry gründete 1969 in Los Angeles die ersten Ableger der protestantischen 'Metropolitan Community Churches', um sich von den übrigen christlichen Kirchen abzugrenzen, die ihre Abneigung gegen sexuelle Minderheiten offen zum Ausdruck brachten. ICM gilt als die erste Kirchenvereinigung, die sich ausdrücklich hinter Schwule, Lesben und Transsexuelle stellt. Sie ist mittlerweile in 23 Ländern vertreten und hat auch Gemeinden in Hamburg, Stuttgart und Köln.

Das 'Haus des Lichts' wurde 1998 mit Unterstützung des US-Missionars David Pettitt gegründet. Der Gemeinde hat im Land insgesamt rund 80 Mitglieder, auch in den nordmexikanischen Städten Piedras Negras und Guadalajara. In den vergangenen Jahren entstanden in dem lateinamerikanischen Land mindestens fünf weitere Kirchen, die Homo- und Transsexuellen tolerant gegenüber stehen und die der katholischen Kirche Diskriminierung vorwerfen.


Homosxuelle gesellschaftlich ausgegrenzt

"Die christliche Kirche hat uns beleidigt. Das hat sich auf unser soziales Leben und auf unsere Religion ausgewirkt", erklärt die Pastorin Liliana Huerta, einer der Leiterinnen der Christlichen Gemeinde der Hoffnung (CCE), die der Pfingstlerbewegung entstammt. CCE wurde im Jahr 2000 gegründet und hat inzwischen rund 200 Mitglieder. Die Gemeinschaft, die bereits Gemeinden in Argentinien, Brasilien, Spanien und Portugal hat, eröffnet in Mexiko bald ihren zweiten Sitz im Süden von Mexiko-Stadt.

Im ganzen Land sind 7.392 zumeist christliche Religionsgemeinschaften registriert. Daneben gibt es einige Gruppen, die Juden, Moslems; Buddhisten, Hindus und andere Glaubensrichtungen repräsentieren. Mehr als 4.000 der christlichen Vereinigungen sind evangelisch, 3.190 katholisch, 89 protestantisch und 28 orthodox, wie das mexikanische Innenministerium bekannt gab.

Schwule, Lesben und Transsexuelle sehen ihre Rechte in Mexiko vor allem in der Hauptstadt geschützt, wo in den vergangenen Jahre mehrere Gesetze zugunsten sexueller Minderheiten in Kraft traten. Seit vergangenem März können in Mexiko-Stadt auch Homo-Ehen geschlossen werden. Wie aus dem Melderegister hervorgeht, machten seit dem 232 schwule und 201 lesbische Paare von dieser Möglichkeit Gebrauch.

"Wir achten darauf, dass niemand ausgegrenzt, sondern respektvoll behandelt wird", betont der Pfarrer Salvador Barragán von der kleinen Kirchengemeinschaft 'Versöhnung' IPS. Der US-Amerikaner John P. Doner hatte diese Vereinigung 1981 gegründet. Vor vier Jahren löste sie sich von den ICM und versammelt bis zu 70 Anhänger zu Gottesdiensten.

Barragán hatte sich wegen seiner sexuellen Orientierung bereits vor 20 Jahren von der katholischen Kirche distanziert. Nach dem Tod des Pfarrers Jorge Sosa, ebenfalls ein überzeugter Vorkämpfer für Schwulenrechte, rückte Barragán im vergangenen November an die Spitze der Gemeinde.


Katholische Kirche unbeugsam

Die katholische Kirche in Mexiko lehnt dagegen im Einklang mit den Lehren des Vatikans Homosexualität und gleichgeschlechtliche Partnerschaften kategorisch ab. Umso mehr sehen sich die alternativen Kirchen darin bestärkt, Vorurteile zu überwinden.

Im Februar hielt das 'Haus des Lichts' in Monterrey Segnungen homosexueller Paare ab. Im kommenden Jahr sollen wieder solche Zeremonien stattfinden. Seit seiner Gründung hat CCE zwei Paare getraut. (Ende/IPS/ck//2010)


Links:
http://ufmcc.com/
http://www.icmcasadeluz.org/
http://www.ccemexico.net/Comunidad_Cristiana_de_Esperanza/la_comunidad.html
http://www.asociacionesreligiosas.gob.mx/Portal/PtMain.php?nIdHeader=92&nIdPanel=94&nIdFooter=93&nIdLateralDer=133
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96651

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2010