Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

LATEINAMERIKA/1180: Karibik - Aids Haupttodesursache der wirtschaftlich aktiven Bevölkerungsgruppe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. November 2010

Karibik: Aids noch immer Haupttodesursache für wirtschaftlich aktive Bevölkerungsgruppe


Philipsburg, St. Maarten, 5. November (IPS) - Die Karibik kann bei der Bekämpfung von HIV/Aids beträchtliche Erfolge vorweisen. Doch noch immer ist die Immunschwäche die Haupttodesursache für die wirtschaftlich aktivste Bevölkerungsgruppe. Ihr Anteil am Tod karibischer Männer und Frauen im Alter von 20 bis 59 Jahren liegt bei 15,7 respektive 14,5 Prozent.

Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht des UN-Aids-Programms, der auf der zehnten Vollversammlung der Pan-Karibischen Partnerschaft gegen HIV und Aids (PANCAP) vom 31. Oktober bis 2. November in Philipsburg auf der Karibikinsel St. Maarten vorgestellt wurde. 70 Prozent der 2008 auf 210.000 bis 270.000 geschätzten Infizierten leben auf der Insel Hispaniola, die sich Haiti und die Dominikanische Republik teilen. Innerhalb der englischsprachigen Karibik ist Jamaika mit 27.000 Menschen HIV/Aids-Fällen am stärksten betroffen.

Zwar konnte die die Aids-bedingte Sterberate in den letzten neun Jahren um 40 Prozent gesenkt werden, doch hat die Hälfte aller Aids-Patienten keinen Zugang zu den lebensnotwendigen antiretroviralen Medikamenten. Im Zeitraum von 2001 bis 2008 ging die Zahl der Neuinfektionen lediglich um 4,8 Prozent zurück, und aufgrund der höheren Lebenserwartung verbucht der UN-Bericht 'The Status of HIV in the Caribbean' für den gleichen Zeitraum eine Zunahme der HIV-Infizierten von neun Prozent.


Mutter-Kind-Infektion rückläufig

Der Bericht verweist aber auch auf Fortschritte im Kampf gegen die Immunschwäche. So werden inzwischen 90 Prozent aller schwangeren Frauen in elf karibischen Ländern auf HIV getestet. Ganze 52 Prozent können Leistungen in Anspruch nehmen, um eine Mutter-Kind-Übertragung zu verhindern. Dadurch ließen sich die Neuinfektionen von Kindern im Jahr 2008 um 18 Prozent verringern. Die Regierungen der Region versorgten im gleichen Jahr 51 Prozent aller Aids-Patienten mit den Antiretroviralen. 2004 war es nur ein Prozent gewesen.

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan, Ehrengast des PANCAP-Treffens, empfahl den internationalen Pharmaunternehmen sicherzustellen, dass ihre Aidsmedikamente auch die Armen erreichen. Ansonsten dürfte es schwierig für sie sein, ihre Patente zu schützen. An die internationale Gemeinschaft richtete er den Appell, dafür zu sorgen, Unternehmen, die Patentrechte auf Schlüsselmedikamente halten, zu drängen, 1,5 Prozent ihrer Profite in einen Aids-Fonds einzuzahlen.

Der UNAIDS-Generalsekretär Michel Sidibé brachte in Philipsburg die Diskriminierung von Homosexuellen in zwei Dritteln aller karibischen Staaten zur Sprache. Diesen Menschen werde der Zugang zu HIV-Präventionsprogrammen versperrt.

Die HIV/Aids-Prävalenz variiert bei homosexuellen Männern zwischen 6,1 Prozent (Dominikansiche Republik) und 32 Prozent (Jamaika) und bei Prostituierten zwischen 2,7 Prozent (Dominikanische Republik) und 27 Prozent (Guyana). Dem UNAIDS-Bericht zufolge erreichen die HIV-Präventionsprogramme noch nicht einmal 40 Prozent der homosexuellen Männer und keine 50 Prozent der Prostituierten der Karibik.

Der scheidende PANCAP-Vorsitzende und Ministerpräsident von St. Kitts und Nevis, Denzil Dougals, forderte die Staaten der Region auf, alle Gesetze einer kritischen Prüfung zu unterziehen, die Menschen mit HIV/Aids diskriminierten.

Seit 2001 hat die Karibik etwa 1,2 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen HIV/Aids erhalten. "Die globale Krise hat den Druck auf die staatlichen Gelder weltweit erhöht, und einige reiche Staaten haben mit einem Einfrieren oder einer Reduzierung ihrer Investitionen in die globale Gesundheit reagiert", meinte dazu Kofi Annan. Es ist unfair, dass gerade diejenigen Länder, die am wenigsten die Finanzkrise verursacht haben, einen solchen Preis zahlen sollen." (Ende/IPS/kb/2010)


Links:
http://www.pancap.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53449


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. November 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2010