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LATEINAMERIKA/1233: Peru - Diplomatisches Gerangel um Auslieferung eines Israeli (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Februar 2011

Peru:
Diplomatisches Gerangel um Auslieferung eines korruptionsverdächtigen Israelis

Von Ángel Páez


Lima, 22. Februar (IPS) - Die Weigerung Perus, einen korruptionsverdächtigen Israeli an sein Heimatland auszuliefern, hat zu Misstönen zwischen beiden Ländern geführt. Während Jerusalem weiterhin versucht, eine Überstellung von Dan Cohen zu erreichen, bot Lima an, den Israeli in Peru vor Gericht zu stellen. Cohen wird Geldwäsche und die Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von 4,1 Millionen US-Dollar vorgeworfen.

Um einem Gerichtsverfahren in Israel zu entgehen, floh Cohen 2005 nach Peru, wo er im gleichen Jahr von Interpolbeamten festgenommen wurde. Die israelischen Behörden beschuldigen ihn, von Siemens Schmiergelder über eine Million Euro (1,3 Millionen Dollar) Schmiergelder für einen Vertrag mit der Israelischen Elektrizitätsgesellschaft (IEC) über den Kauf von drei Gasturbinen kassiert zu haben.

Auch steht der ehemalige IEC-Direktor Cohen in Verdacht, für den Kauf von Land an die Stromgesellschaft zu völlig überhöhten Preisen zwei Millionen Dollar empfangen zu haben. Ferner soll er 800.000 Dollar für Empfehlungen erhalten haben, eine Textilfabrik in den USA zu bauen.

Der peruanische Staatsanwalt Jorge Chávez beschuldigt den ehemalige IEC-Chef und seine Frau Nitza Cohen zudem der Geldwäsche. Das Vermögen der beiden auf Konten der BBVA-Kontinentalbank in Lima wurde bereits eingefroren.

Limas Weigerung, Cohen auszuliefern, war für Israels Behörden "wie eine kalte Dusche", erklärte ein israelischer Diplomat in der peruanischen Hauptstadt. Doch wollen sie trotz der Absage des peruanischen Präsidenten Alan García den Fall weiterverfolgen und die Auslieferung auf der Grundlage des Prinzips der Reziprozität doch noch erreichen.


Vorwurf der Einseitigkeit

"Doch die Reziprozität, auf die sich Israel beruht, hat ihre Grenzen, zumal Israel selbst nicht bereit ist, seine eigenen Bürger an andere Länder auszuliefern", heißt es aus Kreisen des peruanischen Justizministeriums. "Das Prinzip der Gegenseitigkeit (im Sinne Israels) zu akzeptieren, hieße die Restriktionen hinzunehmen, wie sie Israel dem peruanischen Staat auferlegt."

Damit bezieht sich die Quelle auf ein Auslieferungsgesuch für Moshe Rothschild. Die peruanischen Behörden werfen dem Israeli vor, den Geheimdienstchef des ehemaligen peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori, Vladimiro Montesinos, bestochen zu haben, 36 gebrauchte MiG-29- und Sukhoi-25-Kampffightern aus Weißrussland zu kaufen.

Rothschild, ein ehemaliger israelischer Kriegspilot, hatte Waffen aus Schwarzmarktbeständen der inzwischen aufgelösten Sowjetunion beschafft. Ermittlungen gegen seine Person in Peru veranlassten ihn zur Rückkehr nach Israel. Damals wurden auch rechtliche Untersuchungen gegen Fujimori und Montesinos wegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen eingeleitet. Beide sitzen inzwischen im Gefängnis. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2011