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LATEINAMERIKA/2042: Regierung von Mexiko verurteilt Russlands Invasion der Ukraine und setzt auf Diplomatie (Philipp Gerber)


Regierung von Mexiko verurteilt Russlands Invasion der Ukraine und setzt auf Diplomatie

von Philipp Gerber, 15. März 2022


Mexiko-Stadt. Die mexikanische Regierung verurteilt die militärische Invasion Russlands und lehnt zugleich Waffenlieferung an die Ukraine sowie Sanktionen gegen Russland ab.

In einem am 24. Februar veröffentlichten Video bekräftigte Außenminister Marcelo Ebrard die Position zu dem von Präsident Wladimir Putin angeordneten militärischen Vormarsch in ukrainische Gebiete: "Mexiko verurteilt diese Invasion auf das Schärfste und fordert einen sofortigen Waffenstillstand, der eine diplomatische Lösung ermöglicht, die Bevölkerung schützt und Leid vermeidet." Mexikos Regierung lehne jede Anwendung von Gewalt in dem Konflikt in der osteuropäischen Region ab.

Er erinnerte daran, dass die von Mexiko eingenommene Position auf seiner eigenen historischen Entwicklung beruht: "Mexiko erlitt zwei Invasionen durch Frankreich und zwei durch die Vereinigten Staaten. Wir haben die Hälfte unseres Territoriums verloren. Aufgrund der Geschichte und Tradition, aufgrund unserer Entstehung als Nation, müssen wir die Invasion eines Landes wie der Ukraine durch eine Macht wie Russland ablehnen und verurteilen."

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador betonte zudem bei seiner morgendlichen Pressekonferenz am 1. März, dass Mexiko nicht im Alleingang Sanktionen gegen Russland verhängen werde. Mexiko würde sich nur multilateralen Strafmaßnahmen anschließen, falls der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) dies beschließe, ergänzte Außenminister Ebrard vor der Presse einige Tage später.

Zudem lehnte die Regierung die Lieferung von Waffen ab. Die ukrainische Botschaft in Mexiko hatte sich mit einem Gesuch von Parlamentariern aus der Ukraine um Waffenlieferungen an den mexikanischen Senat gewandt, doch die Regierung lehnte gemäß des in der Verfassung festgelegten Nichteinmischungsprinzips jegliches militärisches Engagement ab. "Wir schicken keine Waffen irgendwohin. Wir sind Pazifisten", betonte López Obrador.

Die Position gegen die Invasion der Ukraine und für eine diplomatische Lösung wiederholte Mexikos Regierung auch im UN-Sicherheitsrat, dem das Land seit Juni 2020 als eines der nichtständigen Mitglieder angehört, sowie in der UN-Generalversammlung.

Auf die mexikanische Wirtschaft dürfte der Krieg in Osteuropa mittelfristig gravierende Auswirkungen haben, insbesondere in der Landwirtschaft. Rund die Hälfte der mineralischen Kunstdünger in Nordamerika stammten aus Russland und der Ukraine, die beide einen Exportstopp verkündet haben.

Als Folge pandemiebedingter Lieferengpässe und der Verteuerung des Erdöls verdreifachten sich die Preise für Kunstdünger seit 2020. Mexikos Behörden befürchten aufgrund fehlenden Düngereinsatzes für dieses Jahr massive Ernteeinbußen bei Grundnahrungsmitteln wie Mais.


Quellen:
https://jornadabc.com.mx/general/mexico/mexico-condena-energicamente-invasion-de-rusia-a-ucrania-sre/
https://www.jornada.com.mx/2022/03/05/politica/005n2pol
https://cnnespanol.cnn.com/2022/03/01/amlo-mexico-no-impondra-sanciones-economicas-rusia-guerra-ucrania-trax/
https://www.nvinoticias.com/oaxaca/general/encarecimiento-en-la-siembra-del-maiz-complicara-produccion-en-oaxaca/127282


Erstveröffentlicht auf amerika21:
https://amerika21.de/2022/03/257198/mexiko-russland-invasion-ukraine

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Quelle:
© 2022 by Philipp Gerber
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. März 2022

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