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OSTEUROPA/387: Ukraine - Krieg ... 31.03.2022 (Gerhard Feldbauer)


Streiks und Protestaktionen in Italien - für eine europäische Antikriegsbewegung

von Gerhard Feldbauer, 31. März 2022


Am heutigen Donnerstag beginnen die Hafenarbeiter von Genua nach einem Aufruf der USB-Hafenarbeiterkoordination einen 24stündigen Streik, um Waffenverladungen zu verhindern. Am Kai wird ein Schiff der saudischen Bahri-Gesellschaft "Bahri Jedda" zu einem Zwischenstopp mit einer Ladung Waffen aus den USA erwartet. Saudi-Arabien führe die Kriegskoalition gegen die jemenitische Bevölkerung an. Der Aufruf stellt - im Vergleich zur Ukraine - fest, dass im Jemen 17,4 Millionen Menschen gequält werden und eine Hungersnot drohe, weil Weizen und Mais zur Neige gehen. 40 % der Gebäude wurden bombardiert und vier Millionen Menschen mussten ihre Häuser zu verlassen. "Ein Konflikt, für den Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die Hauptverantwortung tragen", aber das werde vertuscht.

Dass die italienische Regierung in dieser Situation die Militärausgaben auf zwei Prozent erhöhe, sei "Wahnsinn" und müsse verhindert werden. Mit den Forderungen "Nein zum Waffenversand" und "Auflösung der NATO" ruft USB für den 2. April in Genua zu einem "Marsch für Frieden und gegen Waffen" auf. Weitere Aktionen gegen den Waffenhandel, den militärisch-industriellen Komplex und die Logistikkette, die die Kriege speist, werden folgen, darunter eine am 11. April, um an den Schulen das "Angesicht des Krieges" aufzudecken.

Gegen die wachsende Kriegsgefahr müsse sich laut dem linken Magazin Contropiano "eine europäische Antikriegsbewegung" formieren. Seit dem Fall der Berliner Mauer predige der triumphierende Neoliberalismus jenes "Ende der Geschichte", das den Beginn einer Ära der Freiheit, des Reichtums und des Friedens bedeuten sollte. "Stattdessen haben wir eine Welt kennengelernt, in der - noch heute, wenn nicht mehr als zuvor - Armut, Pandemien, Hunger dominieren. Und Kriege. Der letzte ist der, der seit einem Monat in der Ukraine ausgetragen wird. Schon jetzt gibt es Tausende von Toten, Verwundeten, sogar Millionen von Flüchtlingen aus diesem Krieg. Mit einem impliziten Rassismus und dem Vergessen, dass einige der grausamsten Massaker der letzten 30 Jahre in Europa stattgefunden haben: jene im ehemaligen Jugoslawien, zerrissen durch das Wiederaufleben des von den Westmächten geschürten Nationalismus und durch den "humanitären Krieg", hergestellt in der NATO.

Krieg erzwingt ein binäres Denken, in dem alles entweder weiß oder schwarz ist. Jedem, der sich traut, Kontextualisierungen zu versuchen, sich an "Komplexität" zu erinnern - etwa die destabilisierende Rolle der Nato mit ihrer stetigen Ost-Erweiterung in den letzten 30 Jahren - wird beschuldigt, Putins "Freund" zu sein. Wir müssen jedoch eine europäische Antikriegsbewegung aufbauen, die über einzelne Manifestationen hinausgeht und in der Lage ist, Regierungen daran zu hindern, unsere Bevölkerung in einen echten Dritten Weltkrieg zu verwickeln. Die Sanktionen sind eine echte Kriegshandlung, die das russische Volk viel mehr trifft als die "Oligarchen". Wenn wir letztere wirklich treffen wollten, müssten wir über einige szenografische Akte wie die Beschlagnahme von Jachten hinausgehen und auf das Herz ihres Schatzes zielen.

Eine Kriegshandlung ist auch die Versendung von Waffen an die Ukraine, die nur dazu dient, einen Stellvertreterkrieg zu verlängern und das ukrainische Volk zu opfern. Wenn die militärischen Beziehungen geändert werden sollten, wie die meisten Militäranalysten betonen, wäre das Eingreifen einer von den USA und der NATO geführten internationalen Koalition erforderlich. Das würde einen weltweiten Konflikt bedeuten. Einen potenziellen Atomkrieg, der zur Auslöschung der Menschheit führen könnte.

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Quelle:
© 2022 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 31. März 2022

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