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OSTEUROPA/390: Ukraine - Krieg ... 05.05.2022 (Gerhard Feldbauer)


Italienischer Journalist prangert Verfälschung seiner Ukraine-Kriegsberichterstattung an

von Gerhard Feldbauer, 30. April 2022


Das italienische linke Magazin "Contropiano" gibt den Journalisten Maurizio Vezzosi wieder, der dagegen protestiert, dass ein von ihm verfasster Bericht in der Zeitschrift "Controcorrente" (Gegenmeinung) verfälscht und ihm unterstellt wurde, er habe aus Mariupol berichtet, dass es dort bis zu neuntausend Zivilisten als Opfer geben würde, die in angeblichen Massengräbern vergraben seien. "Contropiano" zufolge habe Vezzosi die "Controcorrente"-Redaktion darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Ausdrucks "Massengrab" völlig unangebracht sei, weil es um Bestattungen auf einem Friedhof gehe. Er habe auch klargestellt, dass es sich um zwei Friedhofsbereiche und um Einzelbestattungen handelt und sich unter den Bestatteten auch ukrainische Soldaten befinden, die im Kampf gestorben sind. Auch habe er berichtet, dass es keine vorsätzliche Massenexekution oder einen ähnlichen Vorfall gegeben hat und keinen Hinweis auf die Absicht, die begrabenen Opfer zu verbergen. Erwähnt habe er auch, dass die Bestattungszahlen sich stark von denen unterscheiden, die der jetzt ehemalige Bürgermeister von Mariupol Wadym Bojtschenko genannt hat.

Aber im Gegensatz dazu sei in dem mit seinem Namen unterzeichneten Bericht, so Vezzosi, geschrieben worden, dass in Mangush "ein riesiges Massengrab mit Hunderten von Leichen gefunden wurde, von Männern, Frauen und Kindern, die offenbar getötet wurden oder an Hunger gestorben sind nach über einem Monat ohne Nahrung oder Wasser", ohne klarzustellen, auf welchen Tatsachen diese Äußerungen beruhen. Sie wurden auf eine Weise präsentiert, die suggeriert, dass sie von ihrem Korrespondenten, also Vezzosi, stammen.

Vezzosi erinnerte daran, dass Bürgermeister Wadym Bojtschenko im Februar, bevor der russische Angriff begann, aus Mariupol geflohen ist, dass er also seit über zwei Monaten nicht mehr in der Stadt war und nie geklärt hat, welche Quellen seine Aussagen und die des Stadtrats von Mariupol, auf die er sich bezieht, stützen.

"Contropiano" zitiert Vezzosi: "Die Tragödie von Mariupol, wie die des gesamten Donbass und der gesamten Ukraine, hätte vermieden werden können und müssen. Beruflich und menschlich habe ich die Pflicht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um neue Tragödien abzuwenden: viel einfacher, ich habe die Pflicht, die Wahrheit zu sagen". "Dieser Vorfall", so Vezzosi, "stellt eine weitere Verzerrung der Ereignisse in der Ukraine dar: eine Verzerrung, der dazu beiträgt, ein Klima zu schüren, das darauf abzielt, die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung und damit das wünschenswerte Ende des Krieges zu gefährden."

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Quelle:
© 2022 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 5. Mai 2022

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