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BERUF/1714: Münchner Studie untersucht Berufs- und Lebenswege von Haupt- und Förderschülern (idw)


Deutsches Jugendinstitut e.V. - 01.12.2015

Münchner Schulabsolventen-Studie untersucht Berufs- und Lebenswege von Haupt- und Förderschülern


Vier Jahre nach der Pflichtschulzeit glückt fast 80 Prozent aller Münchner Hauptschulabsolventen der Einstieg in Ausbildung und Beruf. Zu diesem Ergebnis kommt die Münchner Schulabsolventenstudie, die das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag der Landeshauptstadt München als Längsschnittstudie durchgeführt hat. Trotz einer guten Situation auf dem Münchener Ausbildungs- und Arbeitsmarkt scheitert jedoch gut ein Fünftel an dieser Hürde. Häufig führen gesundheitliche und psychische Belastungen dazu, dass diese Jugendlichen Ausbildungen abbrechen, als Ungelernte arbeiten, erwerbslos sind oder erfolglos an berufsvorbereitenden Programmen teilnehmen.

Dieser Trend könnte sich in Zukunft verstärken: In München leben immer mehr Kinder und Jugendliche mit traumatisierenden Kriegs- und Fluchterfahrungen. Ihre Integration kann - so eine zentrale These der Studie - nur gelingen, wenn es entsprechende Angebote für sie gibt. Außerdem müssen bestehende Angebote besser koordiniert werden, damit es zu einer vernetzten Zusammenarbeit von Schulen, Ärzten, Polizei, Kinder- und Jugendmigrationsdiensten und Sozialarbeit kommt.

Jugendliche, die nach neun Jahren die Hauptschule verlassen, wissen oft nicht, welche beruflichen Möglichkeiten ihnen offenstehen. Eltern, Peergroups, soziale Netzwerke und Lehrer spielen bei der Frage, was will ich eigentlich später werden, eine große Rolle. Die meisten Hauptschulabsolventen träumen von

einem nahtlosen Übergang von der Schule in die Lehre und einer Vollerwerbstätigkeit bis zur Rente. Doch die Realität sieht anders aus und ist von Brüchen und Umwegen gekennzeichnet, die bei den ohnehin oft mehrfach belasteten Jugendlichen psychische Probleme verstärken können. Eine Reihe der befragten Jugendlichen gerät dabei unter deutlichen Druck, verliert den eigentlichen Wunschberuf aus den Augen und landet bisweilen in einem ungeliebten Ausbildungsberuf, der dann abgebrochen wird.

"Viele dieser benachteiligten Jugendlichen betrachten den Abbruch einer Ausbildung als erneutes Scheitern und trauen sich keinen beruflichen Neubeginn zu", sagt Dr. Tilly Lex, Mitautorin der Studie. Rund ein Fünftel aller ehemaligen Hauptschulabsolventen befindet sich auf prekären Wegen. Um diese Jugendlichen langfristig zu qualifizieren, sind verschiedene aufeinander bezogene Maßnahmen notwendig, die vor allem die individuelle Lebensplanung der Jugendlichen und deren psychisches Wohlergehen in den Mittelpunkt stellen. Hierzu gehören ein niedrigschwelliges psychotherapeutisches Angebot ebenso wie eine assistierte Ausbildung oder eine neutrale Meditation bei Problemen in der Berufsschule. Ganz entscheidend ist, dass sich eine zentrale Bezugsperson instanzenübergreifend um die Jugendlichen kümmert.

Das Deutsche Jugendinstitut hat jahrzehntelange Erfahrung mit bundesweiten und regionalen Übergangsstudien. Die Münchner Schulabsolventenstudie ist als Längsschnittstudie über mehrere Jahre angelegt. Die befragten Jugendlichen besuchten zu Beginn der Studie 2008 die neunte Klasse einer Haupt- und Förderschule oder die zehnte Klasse einer Haupt- oder Wirtschaftsschule. Ergänzend zu den Ergebnissen der quantitativen Längsschnittstudie mit über 1.000 Befragten standen bei der letzten Erhebung Jugendliche mit prekären Verläufen im Mittelpunkt. Von ihnen besuchten 86 die Hauptschule, 19 absolvierten eine Förderschule. Mit 20 dieser Jugendlichen wurden ausführliche Interviews geführt.


Weitere Informationen unter:
http://www.dji.de/index.php?id=916
http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2015/1185_Prekeare_Uebergangsverlaeufe.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution360

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Jugendinstitut e.V., Thomas Britzelmair, 01.12.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2015

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