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HOCHSCHULE/1775: Studie über die Zufriedenheit der Lehrenden mit der Studienreform (idw)


Hochschulrektorenkonferenz (HRK) - 18.04.2013

Reformbereit, aber kritisch: Studie über die Zufriedenheit der Lehrenden mit der Studienreform



Lehrende an deutschen Hochschulen identifizieren sich mit den inhaltlichen Zielen der Bologna-Reform, sehen aber durchaus Nachbesserungsbedarf bei der tatsächlichen Umsetzung. Professorinnen und Professoren und wissenschaftlicher Mittelbau halten insbesondere die Verbesserung der "Qualität der Lehre" und die Erhöhung der "internationalen Mobilität" im Bachelor-Studium mehrheitlich für richtig. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Lehrenden ist jedoch mit den Veränderungen von Lehre und Studium unzufrieden. Kritikpunkte sind unter anderem die stärkere Verschulung des Studiums bzw. eine Einschränkung der eigenen Freiheit von Forschung und Lehre.

Das sind zentrale Ergebnisse der Studie "Wandel von Lehre und Studium an deutschen Hochschulen - Erfahrungen und Sichtweisen der Lehrenden (LESSI)", die das International Centre for Higher Education Research der Universität Kassel (INCHER-Kassel) im Auftrag des Projekts nexus der Hochschulrektorenkonferenz durchgeführt hat. In dieser Untersuchung wurde für Deutschland erstmals umfassend erhoben, wie zufrieden die Lehrenden mit den Veränderungen in Lehre und Studium, der Studienstrukturreform sowie ihren eigenen Arbeitsbedingungen sind. Die Befragung der Lehrenden fand im Wintersemester 2011/2012 statt. Ausgewertet wurden die Antworten von ca. 8.200 Lehrenden, darunter ca. 6.500 an 35 Universitäten sowie über 1.700 an mehr als 40 Fachhochschulen. Damit haben sich 21 Prozent der Professorinnen und Professoren sowie des wissenschaftlichen Mittelbaus an deutschen Hochschulen beteiligt.

Insgesamt gibt es teilweise nicht unerhebliche Unterschiede zwischen den Hochschultypen, Fachrichtungen und Personalgruppen: Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen sind deutlich zufriedener mit der Studienstrukturreform als ihre Kolleginnen und Kollegen an Universitäten. Fest steht: Je stärker die Reformziele als "sinnvoll" angesehen und positive Erfahrungen mit der Umsetzung an der eigenen Hochschule gemacht werden, desto höher fällt die Zufriedenheit mit der Einführung des Bachelors aus.

"Die Lehrenden zeigen eine große Reformbereitschaft, sind aber auch kritisch - so soll es sein!", resümiert Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen und als HRK-Vizepräsident für Studium und Lehre zuständig. Die Hochschulrektorenkonferenz, so Burckhart, werde die Ergebnisse der Studie und die Nachbesserungsvorschläge der Lehrenden in einer HRK-Arbeitsgruppe zur Studienreform einbeziehen. "Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Kommentarfunktion des Fragebogens für Anregungen genutzt. Dies gibt uns wertvolle Impulse."

Den größten Handlungsbedarf für die Hochschulentwicklung sehen die Lehrenden in der Ausstattung der Hochschulen mit mehr Personal, um den steigenden Zahlen von Studierenden gerecht zu werden - über 90 Prozent halten diesen Aspekt für wichtig. Weiterhin werden mehrheitlich Maßnahmen zur Verbesserung der Anerkennung der Lehre und Studierbarkeit sowie die Einrichtung von Praxisphasen als feste Bestandteile jedes Studiengangs vorgeschlagen. Trotz der Kritik mit einzelnen Aspekten der Studienreform sind die Lehrenden insgesamt mit ihrer beruflichen Situation überwiegend zufrieden.

"Die Studienreform hat die Umstrukturierung der Lehre notwendig gemacht, ohne dass dafür entsprechende Mittel zur Verfügung standen", sagte HRK- Präsident Prof. Dr. Horst Hippler, "angesichts wachsender Studierendenzahlen und höherem Betreuungsaufwand in den Bachelor- und Masterstudiengängen muss nun endlich die Grundfinanzierung der Hochschulen deutlich an diese Situation angepasst werden. Es kann nicht sein, dass Professorinnen und Professoren dem hohen Betreuungsaufwand in der Lehre ausgesetzt sind und gleichzeitig exzellente Forschung betreiben sollen. Sie brauchen ausreichend Zeit, um beides mit Engagement bewerkstelligen zu können. Deshalb benötigen die Hochschulen ausreichend Mittel, um ihr Personal aufstocken zu können."

Eine Kurzzusammenfassung der LESSI-Studie sowie der vollständige Bericht zur Studie stehen unter www.hrk-nexus.de/lessi im PDF-Format zum Download bereit.

Weitere Informationen unter:
http://www.hrk-nexus.de/lessi
http://www.hrk.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution313

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Susanne Schilden, 18.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2013