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MEDIEN/102: Eröffnung des bundesweit ersten WissenschaftsCampus in Tübingen (idw)


Eberhard Karls Universität Tübingen - 20.04.2009

Eröffnung des bundesweit ersten WissenschaftsCampus in Tübingen

Transdisziplinärer Verbund untersucht Bildungslandschaft im digitalen Zeitalter


Am heutigen 20. April 2009 eröffnen die Universität Tübingen und das Institut für Wissensmedien Tübingen, ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft, gemeinsam den bundesweit ersten WissenschaftsCampus. Der WissenschaftsCampus Tübingen ist ein Forschungsnetzwerk unter dem Titel "Bildung in Informationsumwelten". In innovativer Weise führt es die Expertise von Psychologie, Pädagogik, Informatik, Soziologie, Medizin, Kulturwissenschaften und Ökonomie im Bereich der empirischen Bildungs- und Medienforschung zusammen. Das Modell WissenschaftsCampus ist ein neues Format für die Kooperation von universitärer und außeruniversitärer Forschung. Es ist eine Initiative der Leibniz-Gemeinschaft und zielt auf eine gemeinsame Schwerpunktsetzung von Hochschulen und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Bildung und Lernen - für viele sind diese Begriffe mit realen Orten wie Schule oder Hochschule verbunden. Das World Wide Web und das digitale Zeitalter haben jedoch neue potenzielle Lernorte geschaffen und die Wissens- und Bildungslandschaft bereits nachhaltig verändert. Die Grenzen zwischen institutioneller und informeller Bildung, zwischen Experten- und Fachwissen, so die Tübinger Medien- und Bildungsforscher, verschieben sich zunehmend. Angebot und Vielfalt der Darstellungsformate von Wissen, der Umfang von Daten und Informationen sind immens - und damit auch die Herausforderungen an Lernende und Lehrende, sich dieser kompetent zu bedienen. Den Fokus der transdisziplinären Forschungsarbeit im WissenschaftsCampus stellen damit sogenannte Informationsumwelten dar. "Diese Strukturen mit ihren neuen Wissensformaten und ihrer Verbindung zu sozialen Netzwerken verändern den Umgang mit Informationen. Sie in ihren Grundmustern besser zu verstehen und für Bildungsprozesse nutzbar zu machen, ist erklärtes Ziel des WissenschaftsCampus", so der Sprecher des Netzwerkes, Prof. Dr. Dr. Friedrich W. Hesse, selbst Kognitionspsychologe. Im Rahmen verschiedener Fördermaßnahmen stehen dem WissenschaftsCampus dafür jährlich Mittel in Höhe von ca. zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Universitätsrektor Bernd Engler erklärte anlässlich der feierlichen Eröffnung: "Der neue WissenschaftsCampus bündelt die Kompetenzen am Institut für Wissensmedien, dessen Professoren ja zugleich an der Universität lehren, und den vielen Disziplinen an der Universität, die sich mit den Entwicklungen in den neuen Medien beschäftigen." Dadurch werde erstmals eine alle für die Thematik relevanten Disziplinen vernetzende Forschung möglich, die es Schulen, Hochschulen und Trägern informeller Bildungsprozesse erlauben werde, auf den durch das Internet verursachten Wandel der Bildungslandschaft angemessen und wissenschaftlich fundiert zu reagieren.

"Dass nun in Tübingen der erste WissenschaftsCampus überhaupt das Licht der Welt erblickt", resümiert der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Th. Rietschel, "ist ebenso erfreulich wie konsequent, da die Leibniz-Gemeinschaft die führende nicht-universitäre Wissenschaftsorganisation in Deutschland auf dem Gebiet der Bildungsforschung ist." Der Ansatz des WissenschaftsCampus unterstreiche einmal mehr den Anspruch der Leibniz-Gemeinschaft, "Wissenschaft zum Nutzen und Wohl der Menschen" zu betreiben. Der Ministerialdirektor im Wissenschaftsministerium, Klaus Tappeser, sagte eine Unterstützung des Landes in Höhe von insgesamt 600 000 Euro in drei Jahren zu. "Der WissenschaftsCampus kann uns helfen, Bildungsprozesse in einer durch neue Medien geprägten Umwelt zu verstehen und zu verbessern. Und er kann ein Zeichen setzen für eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung", sagte Tappeser. Die Universität Tübingen mit ihren Stärken in den Bildungswissenschaften und in der Lehrerbildung sei der ideale Partner für den WissenschaftsCampus.

Das vielfältige Informationsangebot und die Möglichkeiten, dieses aufzubereiten und visuell darzustellen, sowie neue Formen des Austauschs und der Konstruktion von Wissen, z.B. in Wikis, haben die Tübinger Wissenschaftler als zentrale Eigenschaften heutiger Informationsumwelten identifiziert. Doch viele weitere Fragen stellen sich: Was motiviert Lernende, Informationsumwelten nicht nur als eine gigantische Ansammlung von Quellen aufzufassen, sondern selbst zur Entstehung neuer Ressourcen beizutragen? Wie kann man Ressourcen aufbereiten, um lebenslange Lernprozesse zu fördern? Und wie sollen und können klassische Bildungsinstitutionen auf eine solche Fülle an bildungsrelevanten Informationen reagieren?

Der Wissenschaftscampus im Internet:
http://www.iwm-kmrc.de/www/de/forschung/WissenschaftsCampus/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution81


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 20.04.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2009