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UNIVERSITÄT/2505: Saar-Uni - 100 Millionen Euro Drittmittel im Jahr 2009 eingeworben (idw)


Universität des Saarlandes - 14.06.2010

Saar-Uni und Forschungsinstitute warben 2009 rund 100 Millionen Euro Drittmittel ein


2009 ist das erfolgreichste Jahr der Saar-Uni gewesen. Das geht aus der Bilanz hervor, die Präsident Volker Linneweber der Öffentlichkeit vorstellte. Der Präsident sieht die Universität jetzt jedoch am Scheideweg. Wenn die Landesregierung nicht Schritt halte und mehr Finanzmittel als bisher in Forschung und Lehre investiere, könne die Universität im internationalen Wettbewerb nicht mithalten. "Dann wird aus der Exzellenz-Uni schnell eine Provinz-Uni, die den notwendigen Strukturwandel im Saarland nicht mehr vorantreiben kann", befürchtet Linneweber. Eine harte Sparpolitik werde zwangsläufig zur Schließung einzelner Fachbereiche und zur Abwanderung von Spitzenforschern führen.

Präsident Linneweber zeigte sich bei der Vorstellung der Jahresbilanz davon überzeugt, dass die Förderung von Forschung und Lehre ein wichtiger Hebel für den Strukturwandel und das Steueraufkommen im Saarland sei. "Jeder Euro, der an Steuermitteln in die Universität gesteckt wird, kommt um ein Vielfaches dem Saarland wieder zugute. Der Hochschuletat sollte daher auch unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung in die strategischen Planungen des Landes einbezogen werden", fordert Universitätspräsident Linneweber.

Im vergangenen Jahr hat die Universität des Saarlandes gemeinsam mit den Forschungsinstituten auf dem Campus so viele Drittmittel wie noch nie zuvor erhalten, insgesamt rund 100 Millionen Euro. Das sind keine Landesmittel, sondern Gelder der nationalen und europäischen Forschungsförderung sowie der Industrie. Auf die einzelnen Forschungsprojekte umgerechnet wurden dadurch etwa tausend zusätzliche Stellen für Wissenschaftler geschaffen. "Im Jahr 2002 trugen die Drittmittel nur zu einem Viertel zum Uni-Haushalt bei, im vergangenen Jahr deckten sie bereits ein Drittel des gesamten Budgets ab", unterstreicht Linneweber.

Einen ähnlich hohen Anteil an Drittmitteln weist die Technische Universität in Berlin auf. Dort hatten Wissenschaftler in einer Studie untersucht, wie die Region nicht nur von diesen Drittmitteln, sondern von allen Personal- und Sachausgaben der Universität und den Ausgaben der Studenten profitiert. Wenn man ihre Ergebnisse auf die Universität des Saarlandes bezieht, kommt man auf eine Wertschöpfung von etwa 500 Millionen Euro und 6.250 zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätzen. "Dabei wurden die direkt an der Saar-Uni geschaffenen Arbeitsplätze noch nicht einmal berücksichtigt. Die Analyse zeigt deutlich, welchen Nutzen eine Region aus Investitionen in die Forschung zieht", sagt der Universitätspräsident.

Besonders beim Thema Technologietransfer und Ansiedlung von Forschungsinstituten konnte die Saar-Uni im vergangenen Jahr bemerkenswerte Erfolge aufweisen. Im Februar 2009 wurde der Startschuss für das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) gegeben. Im Mai eröffnete das Intel Visual Computing Institute der Universität des Saarlandes, im Juni und August folgten das Steinbeiszentrum für Materialforschung (MECS) und das Helmholtz-Institut für pharmazeutische Forschung. Außerdem erweiterten das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren und das koreanische Institut KIST Europe ihre Institutsgebäude auf dem Campus. Für das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme entsteht derzeit ein Neubau.

Wenn das Saarland diese Erfolgsbilanz fortsetzen wolle, müsse die Landesregierung jetzt, so Präsident Linneweber, ein klares finanzielles Signal setzen. Die Landesmittel für die Universität seien schon in den vergangenen Jahren nicht ausreichend gewesen, im vergangenen Jahr lagen sie bei rund 150 Millionen Euro. "Die Belastungen für die Saar-Uni haben erheblich zugenommen. Der Generationenwechsel bei den Wissenschaftlern, der internationale Wettbewerb um die klügsten Köpfe und die Umstellung auf die Bachelor- und Masterstudien haben zu erhöhten Ausgaben geführt", betont Linneweber. Laut Berechnungen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) kostet das Bachelor- und Mastersystem durch kleinere Arbeitsgruppen und erhöhte Prüfungsleistungen etwa 15 Prozent mehr als die früheren Diplomstudiengänge.

"In der Vergangenheit hat man es zudem versäumt, die Gebäude kontinuierlich zu sanieren, so dass die Universität jetzt für die reine Instandhaltung viel Geld aufbringen muss", erläutert der Präsident. Auch seien die Energiekosten um zehn Prozent gestiegen. Beim Personal trage die Universität außerdem die Hälfte der aus den Tarifsteigerungen entstandenen Belastungen. Dennoch habe die Universität die 2003 im Entwicklungsplan festgelegten Sparmaßnahmen erfüllt und werde auch künftig alle Möglichkeiten ausloten, um bei Personal, Sachmitteln und der Energieversorgung Kosten einzusparen.

Nach den Worten von Präsident Linneweber hat die Universität in den vergangenen Jahren durch die gezielte Schärfung ihres Profils enorme Fortschritte gemacht. Im Universitätsentwicklungsplan seien Schwerpunkte festgelegt worden, die weiter ausgebaut werden sollen, um national und international eine Spitzenstellung in einzelnen Fachbereichen einzunehmen. "Wenn hierfür keine ausreichende Finanzierung mehr bereit gestellt wird, wird es notwendig werden, dass man Studiengänge, auch im Lehramt, einstellt und die Berufung neuer Professoren stoppt. Auch können dann keine Drittmittelanträge mehr gestellt werden, bei denen ein Eigenfinanzierungsanteil gefordert wird", erläutert Professor Linneweber. Es sei außerdem zu befürchten, dass herausragende Wissenschaftler der Saar-Uni bei Rufabwehrverhandlungen nicht mehr zu halten seien.

Dann werde es auch schwieriger, im Universitäts-Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zu punkten, bei dem in jüngster Vergangenheit nicht nur die Informatik der Saar-Uni, sondern auch die Pharmazie und Romanistik sehr gut abgeschnitten haben. "Die Universität steht jetzt am Scheideweg", so Präsident Linneweber. "Entweder wir setzen die Entwicklung zu einer hochklassigen Wissenschaftseinrichtung mit ausgeprägtem Forschungsprofil fort, oder wir steigen in die Liga der mittelmäßig ausgestatteten und wissenschaftlich eher am Rande stehenden Provinzuniversitäten ab."

Neben ihren wissenschaftlichen Kernaufgaben erbringt die Universität vielfältige Dienstleistungen für das Land und die Region, etwa bei der medizinischen Versorgung, der Ausbildung von Lehrern und Juristen sowie in der Weiterbildung. Allerdings wurden im Saarland die Zuwendungen für die Hochschulen in den letzten Jahren im Vergleich zu den anderen Bundesländern nur unterdurchschnittlich gesteigert. Das zeigt eine Analyse des Statistischen Bundesamtes (Pressemitteilung Nr.156 vom 30.04.2010) Das Saarland weist hier die geringste Steigerungsrate von allen Bundesländern auf. Und dabei habe, so Linneweber, das Land in diesem Zeitraum verstärkt in die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) investiert, die 2009 rund 4.000 Studenten ausbildete (Universität: rund 16.000 Studenten), so dass der Nachteil für die Universität noch stärker ausgefallen sei. Im Bundesvergleich gering seien auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben der saarländischen Wirtschaft, wie eine Bestandsaufnahme des Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft zeige (facts, März 2010).

Anlage: Steigerung der Drittmittelquote der Universität des Saarlandes

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution8


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität des Saarlandes, Friederike Meyer zu Tittingdorf, 14.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2010