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MELDUNG/096: Biomilcherzeuger kündigen bei Molkerei Söbbeke (AbL)


AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.
Pressemitteilung, Lübeck/Hamm, 19.10.2010

Biomilcherzeuger kündigen bei Molkerei Söbbeke

Interessensgegensätze zwischen Bauern und Molkereien auch im Biomarkt.
Beispiel zeigt: Für Mitsprache und Verhandlungsmacht brauchen Bauern die Bündelung


Nach langen, aber leider vergeblichen Verhandlungen über einen angemessenen Erzeugerpreis für die Biomilcherzeuger hat die "Bio-MilchErzeugerGemeinschaft Nord w.V." den Milchliefervertrag mit der Molkerei Söbbeke vor einigen Tagen mit Wirkung vom 30. September nächsten Jahres außerordentlich gekündigt. Damit dürften bei der zweigrößten Biomolkerei in Deutschland rund 40 bis 50 Prozent der Anlieferungsmilch in Kündigung stehen, schätzt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Diese Vorgänge sind nach Auskunft der AbL im Biomilchmarkt bisher einmalig. "Hier wird deutlich, dass Interessengegegensätze zwischen Milcherzeugern und Molkereien auch im Biobereich vorhanden sind, und nicht nur im konventionellen Markt", kommentiert der AbL-Vorsitzende Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. "Das Beispiel zeigt zudem, dass die Milcherzeuger in diesem Interessensgegensatz nur dann ein eigenes Gewicht in die Verhandlungen einbringen können, wenn sie nicht einzeln vorgehen, sondern sich zu einer starken Erzeugergemeinschaft bündeln", so der AbL-Vorsitzende.

Wenn das Verhältnis von Bauern und Verarbeitungsunternehmen im Biobereich bisher harmonischer erschienen sei als im konventionellen Bereich, dann sei das auch darauf zurückzuführen, dass der Biomarkt ein relativ kleines Marktsegment darstelle. Zudem hätten die Milcherzeugergemeinschaften sowie mehrere Bio-Molkereien die Ausweitung der Biomilchmenge an der jeweiligen Nachfrage orientiert. "Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Erzeugerpreis für Biomilch im Jahr 2008/09 weniger stark nach unten gedrückt worden ist als im konventionellen Bereich", erläutert Graefe zu Baringdorf.

In laufenden Jahr 2010 sind jedoch die konventionellen Milchpreise stärker angestiegen als die Biomilchpreise, so dass der Abstand zwischen Biopreis und konventionellem Preis geringer geworden ist, berichtet die AbL. Dabei gebe der Markt für Biomilchprodukte derzeit höhere Milchpreise her, wie das einige Biomolkereien auch bereits zeigten. "Die Biokunden im Laden sind bereit, mehr zu zahlen, wenn es denn bei den Bauern ankommt. Es kommt darauf an, dass die Milcherzeuger klare Preisforderungen stellen", sagt der AbL-Vorsitzende.

"An dieser konkreten Auseinandersetzung zeigt sich weit über den Biobereich hinaus, was Bündelung der Milcherzeuger konkret bedeuten kann. Das muss öffentlich gemacht werden, damit alle Milcherzeuger und Erzeugergemeinschaften Selbstbewusstsein entwickeln, um nicht von Molkereien gegeneinander ausgespielt zu werden. Das ist umso wichtiger, weil die Molkereien sich derzeit auf ein Ende der EU-Milchquoten vorbereiten und versuchen, die Milcherzeuger einzeln an sich zu binden", so Graefe zu Baringdorf weiter. "Bisher heißt es, die Molkereien könnten machen was sie wollen, weil davon ausgegangen wird, dass nach dem Ende der EU-Milchquote der Milchüberschuss insgesamt noch weiter ansteigt. Das ist aber überhaupt nicht ausgemacht. Es gibt derzeit viele Anzeichen, dass die Milch knapp werden könnte. Die Bauern können, und sie sollten sich was trauen", fordert der AbL-Vorsitzende die Milcherzeuger zu einem eigenständigen Vorgehen auf.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19.10.2010
AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Bahnhofstraße 31, 590067 Hamm
Telefon: 02381/49 22 20, Fax: 02381/49 22 21
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Internet: www.abl-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2010