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MELDUNG/172: Zeitgeist trifft Kühlschrank - Junge werfen mehr Lebensmittel in den Müll (aid)


aid-PresseInfo Nr. 21 vom 25. Mai 2011

Zeitgeist trifft Kühlschrank

Junge werfen mehr Lebensmittel in den Müll


(aid) - Mehr als 20 Prozent der gekauften Lebensmittel landen im Müll. Pro Kopf - vom Baby bis zum Greis - sind das in Deutschland 80 kg. Das ist das Ergebnis einer im Mai auf der SaveFood-Tagung der Interpack vorgestellten Studie der Firma Cofresco. Weitere Studien, die die FAO für die Veranstaltung beauftragt hatte, sorgten ebenfalls für großes Medieninteresse. Interessant ist unter anderem ein Blick auf die Altersdifferenzen: Der Anteil weggeworfener Lebensmittel nimmt mit steigendem Alter ab und ist besonders hoch bei den 20- bis 39-jährigen. Haushalte mit mehr Personen und jüngere Haushalte werfen besonders viel weg.

Die Forscher ermittelten, dass Mahlzeiten ab 40 besser geplant werden. Das führt zu weniger Lebensmittelmüll. Jüngere Menschen neigten auch eher zu spontanen und unbegründeten Einkäufen so lange wie der Kühlschrank noch Platz habe. Auffällig auch, dass der Anteil weggeworfener Lebensmittel in Haushalten mit einem Einkommen bis zu 1.500 Euro, aber auch da wo besonders gebildete Menschen leben, überdurchschnittlich hoch ist. Der Kölner Psychologe und Marktforscher Stephan Grünwald stufte auf der Veranstaltung den Kühlschrank als eine Art Gefühlsapotheke ein. Es gehe darum, jederzeit für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Das beziehe sich nicht nur auf eigene Stimmungsschwankungen, sondern auch auf mögliche eigene Aktivitäten. Bestimmte Produkte enthielten eine Art akuter Aufforderung zum Handeln: aktiv sein, feiern, genießen, irgendwann aber könne der Mensch dem ständigen Handlungsappell der Produkte nicht mehr Stand halten und dann sei jede Rechtfertigung zum Wegwerfen recht, auch das Mindesthaltbarkeitsdatum. Das schlechte Gewissen sei aber immer dabei.

Britta Klein, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 21 vom 25. Mai 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2011