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MELDUNG/177: Aktionsplan Landwirtschaft zur Verbesserung der Welternährung (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 22. Juni 2011

Aktionsplan Landwirtschaft zur Verbesserung der Welternährung

Sarkozy sprach vor Bauern aus 80 Ländern im Vorfeld des G-20-Agrarministertreffens


Vertreter von 120 Bauernverbänden aus 80 Ländern haben am 16. und 17. Juni 2011 in Paris über einen Aktionsplan Landwirtschaft zur Verbesserung der Welternährung diskutiert. Fast die Hälfte davon waren Bäuerinnen und Bauern aus Entwicklungsländern. Für den Deutschen Bauernverband (DBV) nahm Präsident Gerd Sonnleitner an dem Treffen teil. Der französische Bauernverband FNSEA hatte im Vorfeld des G-20-Agrarministertreffens in dieser Woche in Paris sowie des G-20-Treffens der Staats- und Regierungschefs Ende des Jahres die zentralen Akteure zur Verbesserung der Welternährung eingeladen.

Der französische Premierminister Nicolas Sarkozy hatte zuvor das Thema Welternährung ganz oben auf die internationale politische Agenda der G-20 gesetzt. Gegenüber den 500 Vertretern des Berufsstandes warb Sarkozy für einen Aktionsplan Landwirtschaft. Die Vertreter des Berufsstandes begrüßten das ausdrücklich, da dieses Thema in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt worden sei und die Entwicklungsländer besonders hart träfe.

Vertreter der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und des International Food Policy Research Institute (IFPRI) betonten, dass unzureichende Agrarforschung und Investitionen in die Landwirtschaft, besonders in den Entwicklungsländern, zu der angespannten Versorgungslage und noch zu keinen durchgreifenden Erfolgen in der Hungerbekämpfung geführt hätten. Fehlende verlässliche politische Rahmenbedingungen und die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft wurden ebenso thematisiert. Es bestand breites Einvernehmen darüber, dass die Produktivität unter Beachtung nachhaltigen Wirtschaftens deutlich gesteigert werden müsse, um eine weiter wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Besondere Rücksichten seien dabei auf die überwiegend kleinteilige Landwirtschaft in den Entwicklungsländern geboten, so ein gemeinsames Fazit der Teilnehmer.

Eine bessere internationale Transparenz über Produktion und Bestände sahen die Teilnehmer als wesentlich an. Ferner wurden wirksame Überwachungs- und Kontrollmechanismen für die Finanzmärkte gefordert, um überzogene Spekulation und extreme Preisausschläge auf den Agrarmärkten zu verhindern. DBV-Präsident Sonnleitner plädierte dafür, die Frage der Spekulation differenziert zu sehen. Die Landwirtschaft habe angesichts volatiler Agrarmärkte ein starkes Interesse, Preismanipulationen durch Spekulation zu unterbinden. Gleichzeitig bräuchten die Landwirte aber zur Risikoabsicherung funktionsfähige Finanzmarktinstrumente wie Warenterminbörsen.

Sämtliche Delegierte betonten die entscheidende Rolle der Bauernverbände und der Genossenschaften in der Entwicklung eines starken Agrarsektors. Starke Bauernverbände könnten in den Entwicklungsländern zu einer verantwortungsbewussten Regierungsführung ("Good Governance") beitragen. Damit ließen sich neue Phänomene wie die Landaneignung durch ausländische Investoren ("Land Grabbing") wirksamer begrenzen. Der Verkauf und die langfristige Verpachtung von Land seien zuerst eine souveräne nationale Entscheidung.

Auch die Rolle neuer Technologien in der Pflanzenzüchtung wurde während der Konferenz kritisch erörtert. Die Stagnation in der Produktivitätsentwicklung weltweit sei auf eine Vernachlässigung der Agrarforschung in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen, so die einhellige Auffassung. Die Delegierten forderten eine Aufstockung der Gelder für die Agrarforschung und einen größeren Wissenstransfer zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern. Die Produktion von Nahrungsmitteln sei und bleibe die vorrangige Aufgabe der Landwirtschaft, doch könne auch eine standortangepasste Produktion von Bioenergie einen Beitrag zu einer eigenständigen und klimafreundlichen Energieversorgung leisten.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Juni 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2011