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MELDUNG/457: Saatgutpolitik - Internationaler Kongress fordert G7 zu Kurswechsel auf (FuE)


Forum Umwelt & Entwicklung - Pressemitteilung vom 30. Mai 2015

Saatgutpolitik: Internationaler Kongress fordert G7 zu Kurswechsel auf


Berlin, 30.05.2015 - Zu einem zweitägigen Kongress "Saat Macht Satt" trafen sich im Vorfeld des G7-Gipfels am Freitag und Samstag in Berlin rund 200 internationale Saatgut-Aktivisten auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des Forums Umwelt & Entwicklung und Save Our Seeds in Berlin. Zentrales Thema des Kongresses war der Kampf gegen die Monopolisierung des Saatgutes der Welt und seine Aneignung durch multinationale Konzerne. Die von früheren G8-Gipfeln beschlossene "G8 New Alliance for Food Security" erhöht derzeit in vielen Ländern Afrikas den Druck, neue Saatgutgesetze einzuführen, die Bauern die Kontrolle über ihr traditionelles und selbst nachgebautes Saatgut nimmt.. Dagegen wächst der Widerstand, wie Vertreter der internationalen Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA) im Rahmen des Kongresses berichteten.

Zentrale Forderung afrikanischer Kleinbauern- und Nichtregierungsorganisationen ist laut AFSA die Einstellung der G8 New Alliance und die Unterstützung für Saatgutgesetze, die den Bauern dienen und nicht multinationalen Saatgutkonzernen aus den G7-Ländern. "Statt immer mehr Mittel für die Entwicklung zentralisierter Sortenschutzgesetze in Afrika bereitzustellen, müssen die G7-Länder dazu beitragen, dass in Afrika Gesetze und der Zugang zu Saatgut an den Interessen der dortigen Bauern ausgerichtet werden", so Benny Härlin von Save Our Seeds.

Auch in Indien spitzen sich nach Auskunft von Kongressteilnehmern die Konflikte um Saatgut dramatisch zu. Unter der neuen Regierung ist die indische Saatgutgesetzgebung unter Druck, die den Interessen internationaler Saatgutmultis bisher klare Grenzen setzte. Die neue Regierung versucht, gentechnisch verändertes Saatgut gegen massiven öffentlichen Widerstand durchzusetzen. "Wir unterstützen Nichtregierungsorganisationen und Bauernaktivisten in Asien, Afrika und den G7-Ländern bei ihrem Kampf für ein anderes Landwirtschaftsmodell. In Afrika beispielsweise werden noch fast 80 Prozent des Saatguts von den Bauern selbst produziert. Wer die Agrarpolitik in den Ländern des Südens an den Interessen von Chemie- und Agrarmultis aus den G7-Ländern ausrichtet, gefährdet die Ernährungsgrundlage von Millionen Menschen.", warnte Wilfried Telkämper, Direktor des Zentrums für Internationalen Dialog der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Alternativen zur Saatgutpolitik der G7-Staaten spielten daher auf dem Kongress eine zentrale Rolle. Die im Rahmen von Workshops dargestellten Projekte zeigten, dass sich Bauern, Züchter und Verbraucher weltweit für stabile und gerechte Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität durch Saatgutvielfalt engagieren. Für Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt & Entwicklung, stand deshalb fest: "Das industrielle Agrarmodell ist gescheitert, es ist weder ökologisch noch sozial nachhaltig. Wir brauchen eine globale Agrarwende, und dazu gehört eine Neuausrichtung der Saatgutpolitik."

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Quelle:
Pressemitteilung, 30.05.2015
Forum Umwelt & Entwicklung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2015

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