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BERICHT/065: Stärke ganz ohne Gentechnik (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 327 - November 2009
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Stärke ganz ohne Gentechnik
Wer braucht Amflora? Europlant hat eine Stärkekartoffel ohne Gentechnik

Von Marcus Nürnberger


In den vergangenen Jahren machte BASF plant science mit der von ihr entwickelten gentechnisch veränderten Stärkekartoffel Amflora immer wieder Schlagzeilen. Bis heute hat die Knolle keine Zulassung. Grund ist die gentechnische Veränderung, bei der auch eine Antibiotikaresistenz übertragen wurde. Dass Stärkekartoffeln auch auf konventionellem Weg, ganz ohne Gentechnik gezüchtet werden können, zeigt eine konventionelle Stärkekartoffel mit besonders hohem Amylopektingehalt, die kurz vor der Marktreife steht. In dem Projekt zwischen Emslandstärke und dem Kartoffelzuchtunternehmen Europlant - vielen aus dem Streit um die Kartoffelkönigin Linda ein Begriff - ist es nun gelungen, eine Kartoffel auf herkömmliche Weise zu züchten, die ausschließlich hochviskoses, stabiles Amylopektin enthält. Bei der Stärkeproduktion ist der Gehalt an Amylopektinstärke, das in der Nahrungsmittel-, Textil-, Papier-, Klebstoff- sowie Baustoffindustrie Verwendung findet, von zentraler Bedeutung. Herkömmliche Kartoffeln haben als weitere Stärke ca. 20 Prozent Amylose eingelagert. Diese muss in der Produktion aufwändig abgeschieden werden und ist vergleichsweise wertlos. Bis zur Marktreife wird es allerdings noch mehrere Jahre dauern. Derzeit werden verschiedene Linien auf ihre Qualitäten hin geprüft und weiter selektiert. Der Versuchsanbau brachte in diesem Jahr eine derart große Ernte, dass Emslandstärke an den Standorten Kyritz und Cloppenburg die neue Sorte verarbeitet hat. Die produzierte Stärke soll potentiellen Kunden als Muster zur Verfügung gestellt werden und so helfen, Vertriebswege zu erschließen. Der Leiter des Marketing bei Emslandstärke, Henk Jaap Meijer, ist optimistisch: "Wir machen Vollgas voraus, damit wir möglichst schnell am Markt sind."

Genau dieser Markt ist es aber, der Dr. Böhm von Europlant nachdenklich stimmt. Denn ab der Ernte 2012 fällt die gekoppelte Förderung (15 Euro/t), es gibt keine Quote und keine Mindestpreise mehr und die Verarbeitungsbeihilfe (5 Euro/t) fällt weg. In der betrieblichen Kostenkalkulation keine unerheblichen Faktoren. Die Anbauregion von Stärkekartoffeln beschränkt sich auf Mitteleuropa. Hauptanbauländer sind Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Frankreich und Österreich. Zwar wäre ein Anbau auch andernorts z.B in den USA denkbar, doch sind die Anbauregionen stark an die Standorte der Stärkefabriken gebunden. Der große Konkurrent am Stärkemarkt ist die niederländische AVEBE. Mit ELIANE hat das Unternehmen ebenfalls eine konventionell gezüchtete Kartoffelsorte mit hohem Amylopektingehalt.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 327 - November 2009, S. 17
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2009